Mülheim. . Gernot Hassknecht, die Kultfigure aus der Heute Show, ist schnell auf 180. Der Parodist dahinter, Hans-Joachim Heist, geht es ruhiger an – außer im Auto.

Gernot Hassknecht rastet aus, bis die Mattscheibe dunkel wird. Der Choleriker aus der Heute Show des ZDF ist eine mit Fernsehpreisen ausgezeichnete Kultfigur. Emotional gefüllt wird sie von dem Schauspieler, Parodist, Komiker und Regisseur Hans-Joachim Heist. Am 3. September ist der Südhesse mit dem Hassknecht-Prinzip im Ringlokschuppen. Wir sprachen mit Heist, der einen ausgesprochen aufgeräumten und ruhigen Eindruck macht.

Nach den Wutausbrüchen im Fernsehen, geht Ihr Umfeld vorsichtiger mit Ihnen um?

Gernot Hassknecht: Das kann man so nicht sagen, aber es gibt oft die Ansprache: Aber bitte nicht anschreien.

Sie waren lange SPD-Kommunalpolitiker in Pfungstadt. Haben Sie 2011 damit aufgehört, weil sie beruflich immer mehr eingespannt waren?

Hassknecht: Ja, genau, weil ich’s terminlich nicht mehr geschafft habe. Ich konnte die Stadtverordneten- und Ausschusssitzungen nicht mehr wahrnehmen, dann macht das auch keinen Sinn.

Wenn Sie sich die politische Lage anschauen, was macht Sie im Moment wütend?

Hassknecht: Weltpolitisch machen mich die Religionskriege, die radikalen Islamisten, sehr wütend. Und die Flüchtlingspolitik ärgert mich. Deutschland braucht dringend ein Einwanderungsgesetz.

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Sollten die Bürger wütender werden, sich mehr einbringen?

Hassknecht: Ja, die Bürger sollten sich mehr politisch einmischen, wenn man überlegt, dass es nur ein geringer Teil ist, der sich engagiert – ob nun in Kommunal- oder Landespolitik. Ehrenamtlich kann man in der Kommunalpolitik noch etwas bewegen. Die Bürger sollten auch bei vielen Themen öfter mal auf die Straße gehen.

Können Sie die sozialdemokratische Politik nachvollziehen?

Hassknecht: Man muss nicht, nur weil man Sozialdemokrat ist, alles gutheißen. Ich kann die ganze Arbeitsmarktpolitik der Frau Nahles nicht nachvollziehen. Das sage ich als Hans-Joachim Heist und nicht als Gernot Hassknecht.

Apropos Hassknecht. Sie haben Heinz Ehrhardt, Hans Moser und Theo Lingen parodiert. Alles Figuren mit Ecken und Kanten.

Hassknecht: Ich hatte früher ein komplettes Parodien-Programm. Davon ist einzig und allein Heinz Ehrhardt mit einem abendfüllenden Programm übrig geblieben. Die jungen Leute kennen heute weder Hans Moser noch Theo Lingen, Heinz Rühmann vielleicht noch. Aber Heinz Ehrhardt kennen sie alle, der ist Kult.

Sie haben eine Lehre zum Installateur gemacht und ein Bauingenieur-Studium abgebrochen. Wie sind Sie zum Schauspiel gekommen?

Hassknecht: Das hat mich immer interessiert. Ich habe Schultheater gemacht, hatte neben dem Studium schon Statistenrollen an Theatern und kleine Sprechrollen. Dann habe ich entschieden, dass Zahlen und Zeichnungen nicht das Wahre für mich sind, und das gemacht, was mir mehr Spaß macht.

Sie haben bei „Diese Drombuschs“ in den 1980er Jahren den Peter Däumel gespielt. . .

Hassknecht: Das war ein Maler, der mitgeholfen hat, die alte Mühle zu renovieren, da war ich in sechs Folgen dabei. Das war eine Nebenrolle, aber eine sehr interessante Charakterrolle. Natürlich im hessischen Dialekt.

Plädieren Sie für mehr Dialekt?

Hassknecht: Ja und ich finde es sehr schade, dass Dialekte immer weniger gesprochen werden. Auch im Kindergarten, in der Schule und im Elternhaus geht er immer mehr zurück. Dialekt – das ist doch wie Muttererde, etwas, wo man Heimat mit verbindet.

Das Ruhrgebiet hat noch einen sehr eigenen Zungenschlag.

Hassknecht: Ja, das finde ich großartig und ich mag diesen Ruhrgebietsdialekt. Ich mochte Jürgen von Manger sehr gern. Er war auch Kult.

Sie sind 1,63 Meter. Sind kleine Menschen besonders ehrgeizig, Größe zu erlangen?

Hassknecht: Ja vielleicht, bei mir trifft es auf jeden Fall zu. Ich hab in der Schule ein bisschen damit gehadert, dass ich immer der Kleinste war. Später habe ich versucht, mich durch andere Dinge hervorzutun, indem ich Klassen-Kasper war und als Kind schon Ehrhardt-Gedichte rezitiert habe.

Sie haben eine Ehefrau und zwei Kinder. Können Sie Zuhause auch mal ausrasten?

Hassknecht: Ich bin kein Choleriker, aber ich kann auch ausrasten, wütend laut und böse werden. Und ich kann auch unflätige Dinge von mir geben.

Was bringt Sie auf die Palme?

Hassknecht: Ich wohne am Waldrand, da ist eine kleine Wiese, wo die Hunde immer drauf scheißen. Wenn die Hunde-Besitzer wenigstens den Dreck wegmachen würden, aber die drehen sich rum und gehen weiter. Überhaupt habe ich festgestellt, dass ich mich, je älter ich werde, im Auto aufrege. Im Auto kann man sich hervorragend aufregen, das ist vollkommen unvermeidlich.