Mülheim/Heimaterde. Oldtimer sind Walter Stüdles Leidenschaft. Aber nicht große Limousinen oder schnittige Straßenkreuzer, sondern eher kleine, seltene Modelle, die fast in Vergessenheit geraten sind.

Oldtimer sind Walter Stüdles Leidenschaft. Aber nicht große Limousinen oder schnittige Straßenkreuzer, sondern eher kleine, seltene Modelle, die fast in Vergessenheit geraten sind.

Wie sind Sie zum Oldtimerfan geworden?

Walter Stüdles: Als ich 18 Jahre alt war, fuhr ich als erstes einen Fiat 600, den ich mit meinem Vater immer erst anschieben musste, damit er ansprang. Darüber lachen wir noch heute. Es folgte ein 500er Fiat, ein weiterer 600er und dann ein Käfer. Mit Anfang 20 habe ich mit dem Motorsport begonnen. Ich bin Rennen gefahren: Slalom, Bergrennen, Rundstrecken und Rallyes. Zuerst bin ich mit getunten Opel Kadett B 1900 gefahren. Aber die waren mir irgendwann zu langsam um gegen die BMW Armada zu siegen, denn ich wollte auch mal gewinnen (lacht). Da bin ich auf Autobianchi A 112 Abarth umgestiegen. Faszination war nicht nur die Geschwindigkeit – aber es war schon ein gutes Gefühl, schnell zu sein – und ich war schnell! Im Alter von 30 Jahren habe ich mit den Rennen aufgehört um mehr Zeit für Familie und Beruf zu haben. Ich bin ja bis zu 30 Wochenenden im Jahr unterwegs gewesen. Mit den Rennen habe ich natürlich auch angefangen zu schrauben. So ist nach der Rennzeit meine Leidenschaft für die Autos geblieben.

Warum sammeln sie querbeet und sind nicht spezialisiert auf eine Zeit oder eine Automarke?

Stüdles: Ich sammle vorwiegend Kleinwagen, nur einen großen Wagen wollte ich besitzen, deswegen habe ich den 60er-Jahre Mercedes gekauft. Ein wichtiges Kriterium ist, dass die Oldtimer skurril sind oder für mich eine besondere Geschichte haben. Ich wundere mich eigentlich, dass ich mir noch keinen Fiat 600, mein erstes Auto, zugelegt habe. Mein erster Oldtimer war ein Goggomobil Coupé. Manchmal ist der Kauf eines besonderen Modells auch ein Zufall. Als ich die Isetta in Süddeutschland abholen wollte, habe ich den Rennwagen Fiat Topolino entdeckt. Ich besitze zehn Wagen, die aber momentan nicht fahrbereit sind. Vor allem auch, weil ich aufgrund der umfassenden Arbeiten auf meinem Grundstück nach dem Sturm Ela nicht dazu gekommen bin, an ihnen zu arbeiten. Wenn ich etwas finde, das mich fasziniert oder ich für erhaltenswert erachte, versuche ich es zu kaufen. Es geht für mich um Haben und Bewahren. Der alte Sammlertrieb eben. Dazu passen meine drei Büroelektrofahrzeuge mit einem Korb zur Aktenablage, mit denen man ehemals lange Büroflure heruntergefahren ist, die aber heute zu nichts mehr gut sind.

Sind Sie in Vereinen aktiv oder nehmen Sie zum Beispiel an Oldtimer-Rallyes teil?

Stüdles: Manchmal besuche ich Oldtimerbörsen, auch bei der Alten Dreherei bin ich schon gewesen. An Oldtimer-Rallyes nehme ich aktuell nicht teil.

Hat die Sammelleidenschaft für Sie einen finanziellen Aspekt?

Stüdles: Nein, eigentlich nicht. Ich achte drauf, dass ich vollständige Autos kaufe, denn es ist schwer, an Originalersatzteile zu bekommen. Ich versuche, die Wagen originalgetreu zu restaurieren. Das macht viel Arbeit. Ich verkaufe meine Oldtimer nicht, zumindest noch nicht. Allmählich komme ich ja in das Alter, Dinge abzugeben.

Sein Brot und Butter-Auto ist ein Skoda

Ich schwärme für skurrile Autos“, gibt Walter Stüdle zu, „für Automarken, die in meiner Vergangenheit eine Bedeutung hatten und für erhaltenswerte Technik“.

Das wird ganz schnell klar, wenn man sich durch die vollgestellte Werkstatt des Heimaterdlers kämpft: Ganz vorne steht ein kleiner, nicht einsatzbereiter Trecker Porsche Junior, den der 68-Jährige gut für die Aufräumarbeiten nach Sturm Ela in seinem Siepental hätte nutzen können. Dann folgen Autos, Fahrräder, kleine Motorräder oder andere Fahrzeuge in mehr oder weniger gutem Zustand.

Stüdle zeigt stolz: ein Goggomobil, eine Isetta und ein Autobianchi A112. Unter Schutzhüllen versteckt stehen ein Mercedes 170 DS aus den 1950er Jahren und ein Fiat 1500 S Sportwagen. Ein Fiat Topolino Rennwagen mit Zündapp Motor und ein 500er Fiat sind ebenfalls im Besitz des Sammlers. Dazwischen ein „Sinclair“, eine Art motorisiertes Hybrid-Liegerad aus der 1970er Jahren und diverse alte Elektromopeds.

An der Sammelleidenschaft des gebürtigen Freiburgers, der vor 35 Jahren aus beruflichen Gründen nach Mülheim an der Ruhr gezogen ist, besteht kein Zweifel mehr, wenn man die alten Fahrräder, Radios, Möbel, historische Schaufensterpuppen oder Autokennzeichen aus aller Welt entdeckt.

Macht es nicht auch Spaß, die Autos in der Öffentlichkeit zu zeigen, mit ihnen auszufahren?

Stüdles: Ja! Zwei fahrbereite Wagen stehen zurzeit in meiner Garage, ein Mercedes und ein Opel Kadett, mit denen ich hin und wieder Ausflüge unternehme. Als „Brot und Butter-Auto“ fahre ich einen praktischen Mittelklassewagen, einen Skoda.