Mülheim. Feuerwehrfrau Carmen Lipka (32) berichtet über die Arbeit in einer Männerdomäne,ihr schönstes Erlebnis im Dienst und ihre große Leidenschaft neben dem Beruf
Carmen Lipka (32) arbeitet seit sieben Jahren bei der Berufsfeuerwehr Mülheim. Sie erzählt, warum der „Männerberuf“ für sie die richtige Wahl ist und warum sie als gebürtige Gelsenkirchenerin in Mülheim in Rente gehen möchte.
Sind Sie urlaubsreif?
Carmen Lipka: Nein, ich war erst kürzlich eine Woche im Urlaub und habe mit Freunden in Belgien eine Städtetour gemacht. Und der nächste Urlaub in Dänemark steht schon vor der Tür. Außerdem haben wir bei der Feuerwehr öfter mal ein paar Tage am Stück frei, arbeiten dafür aber auch einen ganzen Tag durch.
Gibt es denn dann überhaupt einen festen Tagesablauf bei der Feuerwehr?
Lipka: Halbwegs. Wie alle Kollegen im Feuerwehrdienst arbeite ich nur jeden dritten Tag, dafür aber 24 Stunden am Stück – von 8 bis 8 Uhr morgens. Jeder Tag beginnt bei mir mit der Überprüfung des Löschfahrzeugs, dann folgen verschiedene Arbeitstätigkeiten, in meinem Fall beispielsweise die Prüfung und Reinigung von Atemschutzmasken oder auch die Brandschutzausbildung von Kindern und Jugendlichen. Auch Sport kommt nicht zu kurz – da die Kollegen Männer sind, spielen wir meistens Fußball. Da bin ich inzwischen aber ganz gut drin. Ab 19 Uhr habe ich Bereitschaft auf der Wache in Broich. Im Brandschutzdienst kann man sich mit Glück auch mal hinlegen. Im Rettungsdienst rückt man dagegen viele Male pro Nacht aus.
Manche Menschen würden den Beruf der Feuerwehrfrau als ungewöhnlich bezeichnen. Wieso haben Sie ihn ergriffen?
Lipka: Ich bin eigentlich gelernte Baustoffprüferin, wollte mich aber nach einigen Jahren im Beruf noch mal verändern. Ein Studium oder Bürojob kam für mich nicht in Frage. Bei der Feuerwehr finde ich alles, was ich mir wünsche. Die Arbeit ist körperlich fordernd, man bewältigt die Aufgaben mit Teamgeist, und der Berufsalltag ist abwechslungsreich.
Wie empfinden Sie die Brandschutz- und Rettungseinsätze?
Lipka: Längere Einsätze bringen einen manchmal schon an körperliche Grenzen. Die Gerätschaften beim Brandeinsatz wiegen 20 Kilo, das wird bei Hitze schon anstrengend. Lebensgefährlich war es für mich bislang aber zum Glück noch nicht. Bei einem Rettungseinsatz hatte ich dafür bislang mein schönstes berufliches Erlebnis: Vor zwei Monaten kam im Rettungswagen ein Baby zur Welt. Das kann man auch nicht vorher üben, die Geburt ist dann ein Selbstläufer.
Sie selbst kommen gebürtig aus Gelsenkirchen. Was hat Sie nach Mülheim verschlagen?
Lipka: Ich habe mich 2008 in mehreren Städten für die Grundausbildung bei der Feuerwehr beworben und wurde in Mülheim genommen. Darüber war ich von Anfang an sehr glücklich. Zum einen ist die Feuerwache modern und toll ausgestattet,.zum anderen ist der Zusammenhalt mit den Kameraden toll.
Sie arbeiten fast nur mit Männern zusammen.
Lipka: Richtig, bei der Berufsfeuerwehr Mülheim bin ich eine von fünf Frauen im Feuerwehrdienst. In meiner Wachabteilung sogar die einzige Feuerwehrfrau. In der Verwaltung gibt es aber natürlich noch mehr Kolleginnen, mit denen habe ich im Berufsalltag aber eher selten zu tun.
Würden sie gerne mehr mit anderen Frauen zusammenarbeiten?
Lipka: Nein, das brauche ich nicht. Ich denke, ich komme mit Männern gut zurecht. Der Ton ist ab und zu eben etwas rauer und die Gesprächsthemen sind sicher nicht für jede Frau etwas. Aber mir fällt es nicht mehr auf. Ich bin wunschlos glücklich.
Gibt es noch etwas, dass Sie in Zukunft erreichen wollen?
Lipka: Im Herbst mache ich eine Weiterbildung zur Gruppenführerin und hoffe, dass ich mit einer guten Note bestehe. Langfristig möchte ich gerne in Mülheim bleiben. Mir gefällt die Stadt, und die Kollegen machen das Ganze perfekt. Falls möglich, möchte ich hier in Rente gehen.
Wofür brennen Sie neben Ihrem Beruf?
Lipka: Meine große Leidenschaft ist das Gärtnern. Ich wohne in Gelsenkirchen in einer Bergbausiedlung mit viel Grabeland, auf dem ich mich verwirklichen kann. Zudem bin ich gerne auf Reisen und fotografiere dabei. Dazu bleibt neben dem Beruf genug Zeit.