Gladbeck. Seit einigen Jahren wuchern, begünstigt durch den Klimawandel, gefährliche Giftpflanzen in deutschen Städten. Riesenbärenklau, Beifuß-Ambrosie oder Jakobskreuzkraut können nicht nur schwere Allergien auslösen: Für Kühe und Pferde kann die toxische Mahlzeit tödlich enden. Kommunen wie Gladbeck bekämpfen die Ausbreitung - doch die Pflanzen sind überall.

Den Kampf gegen einen giftigen Einwanderer haben wir bereits verloren. Die Wildpflanze Riesenbärenklau oder auch Herkulesstaude, eigentlich im Kaukasus beheimatet, hat sich hierzulande in den letzten Jahren weitflächig ausgebreitet. Der Klimawandel begünstigt zurzeit einen weiteren Einwanderer, gegen den das Landesumweltamt aktuell mobilisiert: die Beifuß-Ambrosie.

Anders als bei der Herkulesstaude, mit deren Gefahren durch Pflanzensaft man gut umgehen kann, ist es kaum möglich, dem Einwanderer aus Nordamerika zu entkommen: Bereits wenige Ambrosia-Pollenkörner in der Atemluft können Allergien bis hin zu lebensbedrohlichem Asthma auslösen.

Städte können den Wuchs kaum kontrollieren

„Größere Bestände sind mir hier noch nicht bekannt“, beruhigt Bernhard Schregel, Leiter des Bereiches Grünflächen beim Zentralen Betriebshof der Stadt Gladbeck (ZBG). Auf städtischem Grund versuche man, die Ausbreitung sowohl der Ambrosie als auch des Riesenbärenklaus zu verhindern, „indem wir an günstigen Standorten konsequenten Grünschnitt betreiben“, so Schregel.

Problem dabei: „Die vielen Flächen im Stadtgebiet, deren Pflege nicht dem ZBG unterliegt, wodurch die Kontrolle erschwert wird.“ Der Fachmann nennt hierzu die naturbelassenen Grünflächen an Anlagen der Emschergenossenschaft, in Naturschutzgebieten oder die oft wuchernden Grünstreifen am Rand von Landes- und Bundesstraßen.

Um eine Ausbreitung der giftigen Pflanzen zu verhindern, sollten diese möglichst vor der Blüte und Samenreife ausgerissen, oder ausgegraben (Bärenklau) werden. „Wenn man bedenkt, dass jede dieser Giftpflanzen bis zu 100.000 Samen wirft, kann man sich bewusst machen, mit welcher Geschwindigkeit sie sich ausbreiten“, informiert Schregel.

Als Vogelfutter gelangen die Samen in die Gärten

Da der Samen der wärmebedürftigen, aus Süddeutschland vordrängenden Ambrosie ungereinigtem Vogelfutter beigemischt ist, werden bislang noch die meisten Vorkommen in Nordrhein-Westfalen als Einzelpflanzen oder Kleinbestände in Gärten und Grünanlagen beobachtet. Das Landesumweltamt ruft aus diesem Grund aktuell die Bürger zur Bekämpfung auf und bittet darum, Funde von Ambrosiapflanzen an die Behörde zentral zu melden.

Im Internet kann dazu ein Meldeformular herunter geladen, und, wenn möglich, mit beigefügtem Foto ausgefüllt werden (www.lanuv.nrw.de/natur/arten/ambrosia.htm). Das Landesamt gibt die Meldung an die betroffenen Stadt weiter, die gegebenenfalls Bekämpfungsmaßnahmen einleitet.

Einzelpflanzen auf Privatgrundstücken können vor Blütenbeginn mit der Wurzel ausgerissen und in geschlossener Plastiktüte im Restmüll entsorgt werden. Bereits blühende Ambrosia-Pflanzen sollten Allergiker meiden, und Nicht-Allergiker sollten die Pflanzen nur mit Atemschutz ausreißen. Wie beim Riesenbärenklau ist es ratsam, Handschuhe zu trage, da es in seltenen Fällen zur Kontaktallergie kommt.

Experte Bernhard Schregel weist zudem auf eine Pflanze hin, die weniger für den Menschen, aber für Pferde und Rinder absolute Lebensgefahr bedeutet: „Das giftige Jakobskreuzkraut, dessen Ausbreitung auf Weiden konsequent bekämpft werden sollte."

Die gefährlichen Pflanzen im Überblick:

Beifuß-Ambrosie

Die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ist eine einjährige Art, die im Juni auf meist

60 bis 100 cm große Pflanzen heranwächst. Die Blütenstände entwickeln sich ab Juli, ab August setzt der Pollenflug ein. Nicht zu verwechseln mit dem Gemeinen Beifuß und zu erkennen an den fiederschnittigen, gestielten Blättern mit grüner Unterseite. Die Pflanze entwickelt ährenförmige, blattlos-grüne Blütenstände mit gelben Pollen. Das Einatmen schon weniger Pollen kann Allergien mit Heuschnupfen und häufig auch schweres Asthma bewirken. Durch späte Blüte können Pollenallergiker bis in den Herbst hinein leiden.

Riesenbärenklau

Der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum), ist eine zwei-

Herkulesstaude oder Riesen-Bärenklau.
Herkulesstaude oder Riesen-Bärenklau. © WAZ

bis mehrjährige krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe von mehr als drei Metern. Die Pflanze treibt bereits im Frühjahr aus und kommt im Juli zur Blüte. Der Stängel ist mäßig dicht behaart, die federschnittigen Laubblätter erreichen eine Länge von einem Meter, die weißen Blüten-Doppeldolden haben oft einen Durchmesser von 30 bis 50 cm.

Der Pflanzensaft wirkt in Kombination mit Sonnenlicht toxisch und kann auf der Haut zu schmerzhaften, schwer heilenden Verbrennungserscheinungen führen.

Jakobskreuzkraut

Das Jakobskreuzkraut, auch Jakobsgreiskraut (Senecio jacobaea), ist eine meist

zweijährige krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 30 bis 100 Zentimetern. Die Blühzeit beginnt schon Anfang Juni, die typisch „buschigen“, stark verzweigten gelben Blütenstände werden aber erst im Hochsommer voll ausgebildet.

Aufgrund ihrer giftigen Alkaloide kann die Pflanze nach Verzehr bei Nutztieren tödliche Leberschäden verursachen. Die tödliche Dosis ist bereits erreicht, wenn ein Rind an 100 Tagen je 15 Triebe des Krauts frisst. Gefahr besteht auch durch Heu, da darin belassenes Jakobskraut weiterhin giftig bleibt.