Mülheim. In den Saarner Ruhrauen in Mülheim lebt wieder ein Greifvogelpaar.
„Da!“, sagt Karin Piek und zeigt mit dem ausgestreckten Zeigefinger in die Luft. „Das war der Sperber.“ Eine helle Tonfolge, wie ein schnelles Gickern, das man von hoch oben hört. Unsere Augen richten sich auf die große Erle, die in den Saarner Ruhraue steht. Dort oben, bestimmt in zehn, zwölf Metern Höhe, nistet ein Sperberpaar. „Drei Jungtiere sind bereits gesichtet worden“, erzählt Karin Piek begeistert.
Zwar habe sich die Population der Sperber wieder erholt, die viele Jahre durch vergiftete Mäuse, die auf den Feldern Düngemittel aufgenommen hatten, bedroht war. Aber auch heute noch, berichtet die Landschaftswächterin, sei der Sperber gefährdet: etwa durch die illegale Jagd. „Der Sperber ist der natürliche Konkurrent der Jäger, weil er auch auf junge Fasane, Rebhühner oder Hasen geht“, sagt Karin Piek. Zwei tote Mäusebussarde habe sie vor zwei Jahren zusammen mit einem Kollegen der Landschaftswacht in ihrem Revier gefunden, berichtet sie und beschreibt: „Die waren nicht zerfleddert, sondern äußerlich unversehrt.“
Brutplätze nicht veröffentlichen
Auch Patrick Kretz von der Mülheimer Interessengemeinschaft Avifauna, kurz MIA, sorgt sich um Sperber, Habicht, Mäusebussard und Co.: „Die illegale Greifvogelverfolgung ist ganz aktuell ein großes Problem. “ Jäger griffen etwa zu Gift, Fallen und Schrot, um die Beutegreifer zu erledigen. Gerade in NRW seien zahlreiche Problemreviere bekannt. „Auch in Mülheim kennen wir das“, sagt Vogelexperte Patrick Kretz und verdeutlicht: „Aus diesem Grund gehen wir auch sehr sensibel mit den Erkenntnissen über unsere heimischen Greifvögel um, veröffentlichen etwa die Brutplätze nicht.“
Umso mehr freut sich Landschaftswächterin Karin Piek, dass sich mitten in dem von ihr betreuten Areal in den Saarner Ruhrauen ein Sperberpaar niedergelassen hat: „Das hatten wir hier in all den Jahren nicht.“
Nicht mehr genug Nahrung in der Natur
Hier, in einer lauschigen, dichtbewachsenen Ecke hat sich Familie Sperber eingenistet. Nur drei Bäume weiter, unter einer tief über dem Wasser hängenden Eiche, lebt der Eisvogel. „Wir hatten schon Sorge, dass der Sperber sich den Eisvogel packt“, sagt die engagierte Naturschützerin, „aber der Sperber scheint sich nicht für den Eisvogel zu interessieren, die beiden kommen gut miteinander aus.“ Vielmehr liefere der Greifvogel seinem hungrigen Nachwuchs im Nest regelmäßig Tauben ab.
Dieses Naturparadies zwischen der Flora-Brücke und Saarn, das viele Mülheimer zu schätzen wissen, ist reich an Vogelbestand. Zum Gruß haben wohlmeinende Spaziergänger eine Hand voll Körner auf ein Brückengeländer hinterlassen. „Das ist okay,“, sagt Karin Piek, „der Nabu befürwortet es, dass die Vögel zugefüttert werden, weil sie in der Natur nicht mehr genug Nahrung finden. Selbst hier draußen wird alles weniger. Durch die Düngung etwa werden die Wiesen immer ärmer an Arten.“
"Das ist ein Naturparadies, das es zu schützen gilt"
Doch hier, in den Saarner Ruhrauen, finde der Sperber optimale Bedingungen, erklärt die Landschaftswächterin. „Hier hat er seine Ruhe, weil das Gebiet als Flora-Fauna-Habitat unter strengem Schutz steht, außerdem ist für ihn das Futterangebot reichlich.“
Einige Kilometer weiter flussaufwärts in Pieks Revier ist auch ein Turmfalke zuhause. „Der nistet in der Nähe von Dicken am Damm in einem Schornstein.“ Zudem sichtet die Landschaftswächterin regelmäßig Mäusebussarde und Habichte in ihrem Revier, auch die Singvögelpopulation sei stabil in den Saarner Ruhrauen. Für Karin Piek ist klar: „Das ist ein Naturparadies, das es zu schützen gilt.“