Mülheim. . Hans-Jürgen Bolz gehört zu den Kunstsammlern in dieser Stadt. Seit über 30 Jahren trägt er Zeitgenössisches zusammen und fördert junge Künstler.

Private Kunstsammler wirken meist ganz diskret hinter verschlossenen Türen im Geheimen. Im besten Falle tragen sie ihre „Beute“ nicht als Anlagenobjekte zusammen, sondern aus Leidenschaft mit der Verbeugung vor Schönheit und Ästhetik der geschaffenen Werke. Hans-Jürgen Bolz, Anwalt und Notar außer Dienst, ist öffentlich bekennender Sammler.

„Als Anlageobjekte“, schüttelt Bolz den Kopf, „habe ich Kunst nie gesammelt, sondern aus reiner Liebhaberei“. Ihm gehe es auch darum, „neue Künstler zu entdecken und zu fördern“. Werke von Lehmbruck-Stipendiaten erwarb er in den 80er Jahren, darunter die deckenhohe Installation aus silbrig schimmernden Rohren von Eberhard Bosslet. Der spätere Professor an der Kunst-Hochschule Dresden wurde durch Arbeiten mit Baumaterialien bekannt. Arbeiten von Joseph Beuys sammelte Bolz sowie Bilder von Peter Bömmels, der als Mitbegründer der Kölner Gruppe „Mülheimer Freiheit“ zu den wichtigsten Vertretern der „Neuen Wilden“ der 80er gehörte.

Zeitgenössische Kunst

Es sind nicht die glatten Dinge des schönen Scheins, die es Bolz angetan haben, sondern Bilder, Objekte, Installationen mit Ecken und Kanten, mit gesellschaftspolitischen oder persönlichen Aussagen, die in seinem Haus raumübergreifen hängen, liegen und stehen. Sein Sammlungsschwerpunkt ist zeitgenössische Kunst von Kreativen lokal, regional und international. Aktuell hat er Arbeiten der jungen Kölner Soundperformerin und Installationskünstlerin Julia Bünnagel erworben, Gewinnerin des „Artothek-Preises“ 2015. „Denn ich glaube, dass sie auf einem guten Weg ist“, sagt Bolz.

Bünnagels Panorama-Kasten geht mit dem Spanplatten-Sollbruchstellen-Objekt von Alexander Voß eine Verbindung ein. Bolz schätzt den Mülheimer Voß „als einen Künstler mit Ansatz“. Anfang der 90er Jahre habe er Cordula Güdemann, heute Professorin für Malerei in Stuttgart, in der Villa Massimo in Rom besucht. „Da hat sie gerade an dem Bild gearbeitet“, deutet Bolz auf ein Gemälde von 1991.

Es zeigt den Staatsbesuch der ehemaligen niederländischen Königin Beatrix am Brandenburger Tor in Begleitung von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, in dessen Amtszeit die deutsche Wiedervereinigung fiel. „Ein Jahr später habe ich das Bild gekauft“, freut sich der Kunstliebhaber. Junge Kreative zu entdecken, den „richtigen Riecher“ zu haben für Strömungen ist für einen Sammler Bestätigung. Selber zu produzieren, so Bolz, „kam für mich nicht in Frage“. Vielmehr sei es sein Wunsch gewesen, „mit der Sammeltätigkeit zu zeigen, dass man einen eigenen Ansatz hat“.

Sammler und Bürger bereichern ihr Kunstmuseum 

In der Alten Post ist das Kunstmuseum der Bürger untergebracht. Mülheimer, Unterstützer, Künstler, der Förderkreis und nicht zuletzt Stiftungen wie die Sammlung Ziegler bereichern es stetig. Sie machen es möglich, dass der „Horizont“ durch neue Bilder erweitert werden kann, aktuell auf der Höhe der Zeit bleibt und Neues zu bieten hat: 1400 Schenkungen und Neuerwerbungen waren es in den vergangenen sechs Jahren. Großzügig zeigten sich die Mülheimer wie Dr. Otto-Albrecht Neumüller, der dem Kunstmuseum Werke aus seiner und der Sammlung seiner verstorbenen Ehefrau Almuth vermachte, oder der Zeichner Kurt Rehm wie auch mancher Mülheimer Künstler.

Die Kunstschätze, die zusammenkamen, sind derzeit in der aktuellen Ausstellung in einer spannenden, vielfältigen und reizvoll arrangierten Übersichtsschau über das ganze Erdgeschoss zu sehen. Wissenswertes und die eine oder andere kleine Geschichte am Rande gibt’s beim Rundgang durch die Ausstellung am Sonntag, 30. August, 11.30 Uhr, mit Museumsleiterin Dr. Beate Reese.