Mülheim. . Mülheimerin pflegt derzeit 27 Tiere. Sie sind bei der großen Hitze massenweise aus den Nestern gefallen.
Gerade hat man Inge Püschel so einen „Wackelkandidaten“ gebracht: ein Jungvogel, 20 Gramm leicht, total entkräftet, wenn sie die Federn wegpustet, sieht man das Brustbein spitz hervorstehen. Mit Infusionen hat sie den Mauersegler gepäppelt bis nachts um eins. Jetzt ist Inge Püschel zuversichtlich, dass er es noch schafft ins Seglerleben. Das kann noch dauern, 25 bis 30 Gramm wird er zunehmen müssen, bis er kräftig genug ist, um zum ersten Mal zu fliegen. Und Ende August mit dem Schwarm zu ziehen, nach Afrika, um dort zu überwintern.
Es wirkt possierlich, wenn man dabei zusieht, wie sich Inge Püschel gekonnt die kleinen Vögel greift und sie fachmännisch füttert, so zerbrechlich wie sie wirken, so bereitwillig sperren sie, wenn ihre Ziehmutter sie füttert, das Schnäbelchen auf. Auch die, die das nicht tun, kriegen ihre Insekten ab. „Beim Füttern sind das Raubtiere. Das sind Fressmaschinen, und das muss auch so sein. Organe und Federn müssen sich noch bilden“, lacht die Biologin, die viel weiß über die komplizierten Tiere, die geschützt sind und deren Art so gefährdet ist.
Durch die zunehmende Häusersanierung wird der Platz zum Nisten eng, Mauersegler sind Höhlenbrüter und bauen ihre Nester in großer Höhe. Weil es so heiße Tage gegeben hat und die Vögel unter Dächern nisten, fielen in den letzten Wochen viele Jungtiere aus dem Nest: Lieber versuchen, ob die Flügel tragen, als an Hitze zu sterben.
Harte Arbeit für Ehrenamtliche
Die privaten Mauersegleraufzuchtstationen in den Städten sind jetzt voll. Allein Inge Püschel pflegt 27 Tiere, und das ist sehr harte Arbeit für die Ehrenamtlerin: Jeder der Vögel muss alle ein bis zwei Stunden von Hand gefüttert werden, auch die Problemkinder, die dabei Nachhilfe brauchen. Das ist Akkordarbeit. Dazu kommen noch die Intensivpatienten, die Infusionen bekommen, Elektrolytlösungen.
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Leises Zwitschern erfüllt die Küche, die jedes Jahr im Sommer zur Kinderstube für Mauersegler wird. Inge Püschel ist freiberuflich tätig, hat zum Glück verständnisvolle Kunden. Mauersegler, muss man wissen, sind mit Kolibris verwandt, nicht mit den Schwalben, und können bis zu 20 Jahre alt werden. Nur ein, zwei Küken zieht ein Vogelpaar in 42 Tagen groß. Daher lohnt sich die Mühe für die Deutsche Gesellschaft für Mauersegler in Frankfurt, wo Seglern mit gebrochenen oder fehlenden Schwungfedern operativ geholfen werden kann, damit die Tiere nach Süden ziehen können.
Das müssen sie, denn sie fressen nur Insekten und sie jagen nur in der Luft: Wenn sie erst mal fliegen, halten sie sich nur noch in luftiger Höhe auf. Niemals würden sie lernen, aus einem Napf zu fressen. Vom Boden aus zu starten fällt ihnen sehr schwer. Deshalb können Altvögel ihre Jungen, die aus dem Nest gefallen sind, nicht füttern.