Mülheim. Landwirte befürchten geringere Erträge. Ob das auf die Preise durchschlägt, die der Verbraucher etwa für Brötchen zahlt, ist noch nicht abzusehen.

Die Sonne brennt – und die Landwirte blicken ein wenig besorgt gen Himmel. „Das ist schon eine Nummer“, sagt Hermann Terjung, erster Vorsitzender der Ortsbauernschaft Mülheim. Gerade ist der Landwirt dabei, das Heu einzusammeln. Um sieben Uhr in der Früh hat er damit angefangen, aber, erzählt der 42-Jährige: „Richtig abgekühlt hatte es in der Nacht zuvor ja nicht.“

Deshalb lautet seine Devise: Tür zu! „Mein Trecker hat eine Klimaanlage, da sehe ich zu, dass die Fahrerkabine möglichst geschlossen bleibt.“ Aber nur mit dem Trecker übers Feld zu fahren, damit ist es nicht getan, sagt Terjung und stöhnt: „Ich muss auch mal aussteigen, um nach den Heuballen zu sehen.“

Bewässerung der Felder nicht möglich

Nicht nur er leidet unter der Gluthitze auf den Feldern, auch die Kartoffeln lassen mitunter schon die Blätter hängen. „Das wird in diesem Jahr kein Bombenertrag werden“, blickt der Landwirt in die Zukunft. Die letzten Regenschauer hätten da auch nur geringe Linderung gebracht, so Terjung. Am wenigsten, so schätzt er, werden die hohen Temperaturen der Gerste etwas anhaben können. „Die ist jetzt schon relativ weit“, zeigt Terjungs erfahrener Blick. Aber der Weizen macht ihm Sorgen: „Der ist gerade mitten in der Kornfüllung und das geht durch die Wetterbedingungen zu schnell.

Durch die hohen Temperaturen verbunden mit zu wenig Wasser im Boden werden die Körner kleiner und der Ertrag dadurch geringer.“ Ob sich diese Qualitätsminderung auch bis ins Portemonnaie des Verbrauchers durchschlagen wird, vermag Landwirt Terjung noch nicht zu sagen: „Der gesamte Anteil von Weizen an einem Brötchen ist sehr gering. Wenn das Brötchen um 5 Cent teurer werden würde, müssten wir einen exorbitanten Weizenpreis haben. Das sehe ich noch nicht.“ Seine Felder zu bewässern, sei nicht möglich, sagt Terjung: „Am Niederrhein wird das teilweise gemacht. Aber wir hier sind darauf nicht ausgelegt.“

Kühe haben kein Problem mit der Hitze

Denkt er drei, vier Jahre zurück, erinnert sich der Landwirt an eine ähnlich heiße Phase. „Da kann man nur zuschauen und hoffen“, sagt er über die Entwicklung seiner Ernte und blickt zurück: „Vor 20 Jahren war das Einholen des Heus manchmal auch ein Kampf, aber damals, weil es zu häufig geregnet hat. Das haben wir so heute nicht mehr.“ Vielmehr meint Terjung, der diese Einschätzung aber lediglich an seinem Bauchgefühl festmacht, dass die Frühjahre in den vergangenen Jahren immer trockener geworden seien.

Keine Probleme mit der Hitze hingegen haben seine Kühe, die er nur zur Landschaftspflege hält, meint Terjung: „Denen ist zwar auch warm, aber die können sich in den Schatten verziehen. Die Kühe stehen auf Obstwiesen mit uralten Bäumen und nahe am Wald, da haben die es immer schön kühl.“

So überstehen Sie die heißen Tage 

Heiß, heißer – Sommerzeit. Nur weil die Temperaturen gerade auf tropische Werte ansteigen, kann ja nicht jeder Arbeitnehmer gleich Ferien machen. Wer jetzt in gut klimatisierten Räumen arbeiten darf, hat es in diesen Tagen gut. Wer im Freien körperlich arbeiten muss, etwa im Straßenbau, als Dachdecker oder im Garten- und Landschaftsbau, sollte besonders darauf achten, sich körperlich nicht zu übernehmen, mahnt Thomas Franke, einer der leitenden Notärzte der Stadt, die am kommenden heißen Wochenende sicher auch viele Hitzeopfer behandeln werden müssen.

Und der Arzt kann es nicht oft genug wiederholen: Viel, viel trinken. Überflüssige Belastungen im Freien vermeiden und auch die pralle Sonne. Wenn das nicht geht, dann sollte man unbedingt den Kopf mit einer Kappe oder ähnlichem schützen. Die Arbeitspause sollte man im Schatten machen oder in kühleren Räumen, damit „man mal runterkommt“, temperaturtechnisch, rät Franke.

Vor allem Senioren müssen mehr trinken

Mehr trinken müssen bei diesen hohen Temperaturen aber alle, vor allem auch Senioren, die ja häufig unter Trinkunlust leiden und sich schon schwer tun, ihre eineinhalb Liter Flüssigkeit am Tag zu trinken. Sie brauchen mehr, wie alle anderen auch. „Meist trinkt man genauso viel wie sonst, das ist aber definitiv zu wenig. Das reicht nicht. Schnell hat man einen halben Liter ausgeschwitzt, ohne es zu merken“, so Franke. Während Jüngere schon eher zur Wasserflasche greifen würden, sollten Senioren daran erinnert werden. Ältere sollten ihre Besorgungen eher morgens machen, wenn’s draußen noch nicht ganz so heiß ist, und sich tagsüber schonen.

Wer bei dieser Hitze zu wenig Flüssigkeit aufnimmt, kann das schnell auch körperlich spüren: Schwindelgefühle, Übelkeit und Kreislaufschwäche können sich einstellen, warnt Thomas Franke. Und das ist dann möglicherweise schon ein Fall für den Arzt

Tiere nicht im Auto zurücklassen

Im Gegensatz zu ihren Zweibeinern können sich Hunde nicht durch Schwitzen über die Haut Kühlung verschaffen, verdeutlicht der Tierschutzverein Mülheim. Das gelte übrigens auch für Katzen. Tiere, die in einem Auto zurückgelassen werden, auf das die Sonne brennt, sind stark gefährdet, mahnen die Tierschützer. „An einem warmen Sommertag kann sich ein Wagen auf bis zu 70 Grad Celsius aufheizen. Wird das Auto geparkt, und das Tier kann nicht mitgenommen werden, so muss man daran denken, dass die Sonne wandert.

Was gerade noch ein schattiges Plätzchen war, kann sich so in einen Glutofen verwandeln“, warnt Peter Korte vom Tierschutzverein und appelliert: „Niemand sollte achtlos weitergehen, wenn er an heißen Tagen einen Hund allein im Auto sitzen oder liegen sieht. Schnellstens sollte die Polizei gerufen werden, denn die ist verpflichtet, das Tier aus der tödlichen Falle zu retten.“ Wer sein Tier im Auto zurücklässt, verstößt gegen das Tierschutzgesetzes, so Korte.

Im Arche-Park geht es gemütlicher zu als sonst

Auch Tiere können Kreislauf haben – „insbesondere“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels, „wenn die Hitze so plötzlich kommt, wie sie es diesmal getan hat“. Auch im Arche-Park im Witthausbusch geht es derzeit etwas gemächlicher zu als sonst. In dem Tiergehege werden alte, heimische und gefährdete Haus- und Nutztierrassen gezüchtet. Heidschnucken, Waldziegen und Co. sind laut Volker Wiebels „Freigänger“, können also selbst entscheiden, ob sie im Stall bleiben oder ins Freie wollen. „Das Gehege ist durch Bäume gut beschattet und die Tiere regeln das selber“, sagt der Pressesprecher. Und natürlich ist das große Wasserbecken bei diesen Temperaturen immer gut gefüll

Pfarrer lädt ein in den „Kühlraum Kirche“ 

Bei den hochsommerlichen Temperaturen ist mancher auf der Suche nach einem kühlen Plätzchen. Da kommt die Idee von Pfarrer Michael Manz von der evangelischen Lukas-Kirchengemeinde vielleicht ganz recht: Er lädt in den „Kühlraum Kirche” ein. „Zumindest die alten Kirchen lassen aufgrund ihrer dicken Mauern und der entsprechenden Verglasung die Wärme lange draußen vor der Tür stehen.

Wer also in seiner Nähe eine offene Kirche findet, der sollte diese in diesen Tagen aufsuchen, sich dort hinsetzen und garantiert nicht schwitzen“, berichtet Manz aus seinem Pfarrbüro, in dem nach eigener Aussage eine Zimmertemperatur von 27,9 Grad Celsius herrschte. Das Stichwort „Kühlraum Kirche” will Manz auch in einem Gottesdienst aufgreifen, weil er befürchtet, dass sich viele ihren Teil denken bei dieser Wortkombination. „Klar ist es da kühl bei Kirchens, die sind alle so ablehnend, das ist ja wie in einem Eisschrank”, lautete das Vorurteil oft, hat Manz erfahren.

Deshalb fragt er am kommenden Sonntag, 5. Juli, um 9.30 Uhr in der Immanuelkirche Styrum, Kaiser-Wilhelm-Straße 21: „Ist Kirche kühl, cool oder was?“ Nach dem Gottesdienst gibt es angesichts des Wetters auch Erfrischungen.

Stadt lässt Pflanzen bewässern

Reichlich Flüssigkeit brauchen auch Pflanzen. Die Stadt hat die Grünpflege an Unternehmen übergeben – und zu deren Aufgaben gehört derzeit auch das Gießen. „Jung angepflanzte Bäume“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels, „brauchen auf jeden Fall Wasser.“ Gleiches gilt auch für die Kübel auf der Schloßstraße. Bei Straßenbäumen sieht das derzeit noch anders aus: „Soweit Anwohner zu bitten zu gießen, sind wir noch nicht.“ Ebenso laufen Wassersprenger in Staudenbeeten in der Müga. „Wir erwarten ja Regen am Wochenende oder Anfang kommender Woche, so dass die Lage noch entspannt ist“, so Volker Wiebels.

Anders im Wald: Oberförsterei und Mülheimer Feuerwehr warnen vor deutlich erhöhter Waldbrandgefahr. Spaziergänger werden gebeten, die grundsätzlichen Verhaltensregeln im Wald einzuhalten. „Generell ist das Rauchen vom 1. März bis zum 31. Oktober verboten. Dasselbe gilt für offenes Feuer sowie Grillen im Wald außerhalb ausgewiesener Feuerstellen“, sagt Wiebels. Nach ersten Waldbränden in der Region ist die Feuerwehr Mülheim in „erhöhter Einsatzbereitschaft“.