Essen/Berlin. 20 Grad, 25, 30, 35 - die Temperaturen gehen hoch hinaus in Deutschland. Experten warnen, der Hitze nicht völlig unbedarft entgegenzuschauen.
Deutschland steht eine extreme Hitzewelle bevor. Am Mittwoch bleiben die Temperaturen nur im Norden noch unter 30 Grad, im Süden und Südwesten kann das Thermometer bereits auf 35 Grad klettern. "Ab Donnerstag kommt der Sommer dann in ganz Deutschland so richtig in Fahrt", sagte Meteorologe Marcus Beyer am Dienstag. Lokal sind 39 Grad Celsius möglich. Die durchschnittlichen Temperaturen liegen voraussichtlich zwischen 32 und 38 Grad.
"Der einzige Ort, an dem man dann noch ein bisschen durchatmen kann, ist die Ostsee", sagte der Experte vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Dort weht ein bisschen Wind und es wird nur 22 bis 25 Grad warm. Die "extreme Wärmebelastung" bleibt laut Beyer mindestens bis zum Wochenende erhalten. Frühestens am Sonntag werde es um ein paar unmerkliche Grad kühler.
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Der Deutsche Wetterdienst hat für Mittwoch eine Hitzewarnung für große Teile Nordrhein-Westfalens herausgegeben. Ausgenommen war zunächst nur das nördliche Münsterland und der Raum um Bielefeld, später wurde sie auf das gesamte Bundesland ausgedehnt. Die Hitze beanspruche den Organismus schwer - Menschen sollten Kleidung anpassen und direkte Sonneneinstrahlung vermeiden.
Am Oberrhein fallen wohl Rekorde von 1957
In Stadtzentren entlang des Oberrheins werden von Freitag bis Sonntag 39 Grad erwartet, womit auch alte Rekorde aus den ersten zehn Julitagen fallen können: Am 4. Juli 1957 etwa wurden in Freiburg 37,9 Grad gemessen.
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Der deutsche Hitzerekord wird zunächst wohl trotzdem nicht geknackt. Die magische Marke liegt bei 40,2 Grad. Viermal wurde laut DWD diese Temperatur bisher gemessen: einmal 1983 und dreimal 2003.
Verantwortlich für die bevorstehende Hitzeperiode sind das Hoch "Annelie" und das Tief "Quintus". "Während "Annelie" über Mitteleuropa liegt und für viel Sonnenschein sorgt, hilft "Quintus" dabei, die heißen Luftmassen nordafrikanischen Ursprungs bis nach Deutschland zu transportieren", erklärte Beyer.
Im Westen bleibt es auch nachts heiß
Die subtropischen Tagestemperaturen bescheren uns Nächte wie im Urlaub. Im Westen bleibt es nachts zwischen 24 und 20 Grad warm. "Lüften kann man noch in den östlichen und nördlichen Landesteilen, wo es mit 19 bis 12 Grad etwas frischer wird", sagte Beyer. Am Donnerstag und Freitag kann es örtlich Wärmegewitter geben. Laut DWD bleiben sie selten, können dann aber recht kräftig ausfallen.
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Medizin-Meteorologen des DWD warnten vor Belastungen für den menschlichen Organismus. Gefährdet seien vor allem Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen, sagte eine Sprecherin. Der Körper sei damit beansprucht, sich mit den hohen Temperaturen zu arrangieren. Auf körperliche Aktivitäten im Freien sollte zumindest tagsüber verzichtet werden. Die Hitze könne unter anderem zu Herz-Kreislauf-Beschwerden, Migräne, Krampfanfällen sowie Rheuma-Erkrankungen führen. Belastungen sollten vermieden werden.
Getränkeproduzenten freut's
Für Haustiere kann Hitze tödlich sein, wie der Deutsche Tierschutzbund warnt. Der Verein rät, darauf zu achten, dass Tiere stets ausreichend Wasser und die Möglichkeit zur Flucht in den Schatten haben.
Anderswo lässt "Annelie" die Geschäfte sprudeln - bei den Mineralwasserproduzenten etwa. Der Absatz sei bei Hitze doppelt so hoch wie sonst, sagte der Geschäftsführer der Bad Dürrheimer Mineralbrunnen, Ulrich Lössl. Man habe vorgesorgt, um den Ansturm bewältigen zu können und setze zusätzliche Spediteure ein.
Auch die Brauereien verzeichnen steigenden Absatz. "Das Wetter ist unser bester Außendienstmitarbeiter", sagte Yvonne Piater vom baden-württembergischen Brauerbund. Bei Temperaturen über 30 Grad seien alkoholfreie Biere sowie Biermischgetränke wie Radler am stärksten gefragt.
Heiß, heißer, Deutschland am Wochenende: Tipps für die warmen Tage
Die Temperaturen klettern in den kommenden Tagen immer weiter nach oben: Fürs Wochenende sagen die Meteorologen mehr als 30 Grad voraus. Ein Überblick, worauf Verbraucher während der Hitzetage achten sollten:
Im Auto: An heißen Tagen kann der Tank im Auto zur Gefahr werden. Benzin und Diesel dehnen sich bei hohen Temperaturen aus. "Der Kraftstoff kann über die Tanklüftung entweichen und sich im schlimmsten Fall entzünden", sagt Constantin Hack vom ACE. 50 Liter Sprit können sich im Hochsommer um etwa einen Liter ausdehnen. Mindestens umso viel weniger sollten Autofahrer tanken. Wenn die Zapfpistole automatisch kein Benzin mehr gibt, sollte auf keinen Fall mehr Kraftstoff in den Tank gegeben werden.
Im Garten: Wer mittags gießt, verbrennt seine Pflanzen. Denn Wassertropfen auf den Pflanzen wirken in der Sonne wie Brenngläser. Außerdem kann während der Mittagszeit 90 Prozent der Feuchtigkeit nach dem Beregnen einer Rasenfläche wieder verdunsten. Am Morgen werden dem Boden laut Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) nur 25 bis 30 Prozent entzogen. Die beste Zeit zum Gießen ist laut dem Bundesverband Einzelhandelsgärtner (BVE) zwischen 3.00 und 4.00 Uhr morgens. Dann hat der Boden seine maximale Abkühlung erreicht. Aber natürlich geht es auch noch gut ein paar Stunden später.
Auf dem Balkon: Sonnenschirme spenden nicht nur Schatten, sie schützen auch vor einem Sonnenbrand. Der Licht- oder UV-Schutzfaktor des Stoffs liegt am besten zwischen 60 und 80, rät Gerd Engelhardt vom Tüv Rheinland. Hierbei handelt es sich um spezielle UV-Schutz-Textilien.
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Laut der Deutsche Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention kann ein üblicher Sonnenschirm nur einen Schutzfaktor von 5 haben. Zum Vergleich: Das Laub von Bäumen schafft einen Wert zwischen 5 und 15, ein leichtes weißes Shirt 10 und dicht gewebte, dunklere Baumwollkleidung über 20.
Im Haus: Frisch gewaschene Kleidung ist eine alternative Klimaanlage: Wird der nasse Stoff im Wohnraum getrocknet, entsteht Verdunstungskälte - und die hält zum Beispiel nachts das Schlafzimmer kühler. Dazu rät der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin. An heißen Sommertagen ist es außerdem gut, bereits am Morgen lichtdichte Vorhänge oder Rollläden herunterzulassen. Scheint die Sonne ungefiltert durch die Fenster, wird es in den Räumen heiß. Gelüftet wird nur nachts und am frühen Morgen.
Im Büro: Hier sollte es nicht mehr als 26 Grad warm sein. Darauf weist das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (Ifaa) hin. Dieser Wert ist in den technischen Regeln festgelegt, welche die Arbeitsstättenordnung konkretisieren. Er ist ein Richtwert und rechtlich für den Arbeitgeber nicht bindend. Alles was über 26 Grad hinausgeht, wird für Beschäftigte in der Regel sehr belastend. Um es im Sommer halbwegs angenehm im Büro zu haben, sollten Berufstätige am besten in den frühen Morgenstunden lüften und die Jalousien ansonsten weitestgehend geschlossen halten.
Im Park: Auch fleischlose Lebensmittel wie Käse und Gemüse lassen sich prima grillen. Neben speziellem festen Grillkäse kann auch Weichkäse auf den Rost. Darauf weist die Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft hin. Dafür wird der Weichkäse einfach in Alufolie gepackt - und mit weiteren Zutaten aufgepeppt. So lässt sich die Käsesorte Romadur mit vorgegarten Kartoffelhälften verpacken.
Ein weiterer Tipp der Experten: Blauschimmelkäse mit Fenchel und Birne im Alupäckchen grillen. Für einen vegetarischen Spieß werden Käse, vorgekochte Kartoffeln, Zucchini, Kräuterseitlinge, Netzmelone und Datteln in Stücke geschnitten, abwechselnd aufgespießt.
Unterwegs: Grundsätzlich gilt im Sommer, die Augen vor UV-Strahlen zu schützen. Aber dunklere Gläser bei Sonnenbrillen sind nicht zwangsläufig sicherer. Denn die Tönung entscheidet über den Blend-, nicht aber über den UV-Schutz. Wichtig ist deshalb, vor dem Kauf zu prüfen, ob die Brille ein CE-Kennzeichen hat, das in Europa Pflicht ist. Mit dieser Kennzeichnung gibt der Hersteller an, dass die Brille einen UV-Schutz für Licht von einer Wellenlänge bis 380 Nanometer hat, erklärt die Stiftung Warentest. Allerdings kann schädliches Licht bis 400 Nanometer reichen. Eine zusätzliche Kennzeichnung UV400 gibt an, dass Strahlen bis zu dieser Wellenlänge blockiert werden.
Auch die Haut braucht dringend Schutz vor den Strahlen: Das gilt ganz besonders für die empfindliche Haut von Kindern. Eltern verwenden für ihr Baby am besten Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30. Beim Eincremen gilt: Besser zu dick als zu dünn. Sonnencreme für Babys sollte weder Farbstoffe noch Konservierungsmittel oder allergieverdächtige Duftstoffe enthalten. Diese Anforderungen erfüllen etwa Produkte mit dem Siegel der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DHA). Direkte Sonne ist für Babys tabu: Bei Spaziergängen schützen Eltern ihr Baby mit entsprechender Kleidung, Hütchen und Sonnenbrille, empfiehlt die DHA. (dpa)