Mülheim. . Vor allem Mülheimer Jugendliche, die gerade das Abitur haben, machen ein FSJ bei den Johannitern.

Viele Vereine klagen über Nachwuchssorgen. Die Johanniter-Unfall-Hilfe gehört nicht dazu. Im Gegenteil, sagt Jens Ohligschläger, Dienststellenleiter der Mülheimer Lehrrettungswache: „Es gibt viele Jugendliche, die bereit sind, Verantwortung zu tragen und sich weiterzuqualifizieren.“ Fest macht er dies am regen Interesse, bei den Mülheimer Johannitern ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu absolvieren – und an der Zahl derer, die sich anschließend ehrenamtlich im Rettungsdienst engagieren. Medizinstudenten sind oft darunter. Einige von ihnen sind gar erst durch das FSJ zur Medizin gekommen.

Freiwilligendienst zur Berufsfindung

Jens Ohligschläger erlebt es immer wieder: Das Abitur gerade in der Tasche treten die Jugendlichen zum FSJ an und nennen als Berufswunsch BWL. Eine Reihe von ihnen lassen die im Krankenwagen gesammelten Erfahrungen umdenken – aus Betriebswirtschaftlern werden Lebensretter. „Es gibt viele, die sich noch mal umorientieren. Das ist ja auch ein Sinn des Freiwilligendienstes: Berufsfindung“, sagt der Mülheimer Dienststellenleiter.

Pascal Küster fand seinen Wunschberuf bereits in der Schule. 2010 machte er Abi und entschied sich, statt des damals noch existierenden Zivildienstes, ein FSJ zu machen. Ein paar Monate mehr waren das, aber für ihn sinnvoll gefüllte.

Die Ausbildung zum Rettungshelfer steht stets am Anfang des FSJ. „80 Stunden Theorie, 80 Stunden Rettungswagen, 80 Stunden Krankenhaus“, sagt Pascal Küster, musste er dafür absolvieren. Anschließend durfte er beim Krankentransport am Steuer sitzen – und hängte noch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter an.

Nach dem Ende seines Freiwilligendienstes blieb der heute 24-Jährige der Johanniter-Unfall-Hilfe treu und engagiert sich ehrenamtlich. Das, sagt Jens Ohligschläger mit Blick auf die Statistik, tun die meisten. Von 60 bis 70 Prozent spricht er und sieht das als Beleg, dass diese so verantwortungsvolle Aufgabe auch Spaß macht.

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Pascal Küster übernimmt heute regelmäßig Schichten, so wie es sein Medizinstudium zulässt. Inzwischen hat er auch eine Ausbildung zum Rettungsassistenten bei den Johannitern abgeschlossen. Diese umfasste Theorie an zwei Abenden in der Woche und an einigen Wochenenden. „Man muss sich nur gut organisieren“, sagt er und räumt ein, dass er einiges bereits aus Vorlesungen kannte. „Sehr theorieorientiert“ nennt er sein Studium. „Man hat wenig Krankenkontakt.“ Gerade da sei der Einsatz im Rettungsdienst eine „sinnvolle Ergänzung“, die einen „großen Einblick in die Notfallmedizin“ gebe.

Dennoch, betont der 24-Jährige, sei so ein FSJ nicht nur etwas für angehende Ärzte. „Man lernt viel über sich und seine eigenen Grenzen“, sagt er und meint das im positiven Sinne. „Man gewinnt viel Eigenständigkeit und entwickelt seine Persönlichkeit.“ Und davon profitiere ja jeder.