Mülheim. Ein privater Bootsverleiher bietet ab heute am Hafenbecken zehn Boote an. Neben Tretbooten gibt es auch Boote mit Elektromotor, die mit und ohne Führerschein gefahren werden können
Die Stege im Stadthafen waren in den vergangenen zwölf Monaten meist verwaist. Hin und wieder ging hier eine kleine Yacht vor Anker und dann musste der Skipper auch noch bis zum Wasserbahnhof laufen, um sich ein Ticket zu besorgen. So erntete das Wasserbecken bei der Bevölkerung so manchen Spott. An einem Spitzenwochenende mögen es fünf bis acht Boote gewesen sein. Jetzt sind die Stege mit zehn Leihbooten belegt. „Die Resonanz ist unglaublich toll“, erzählt Uwe Elstermeier, der den Mietbootverleih aufbaut. Als er am Mittwochabend die Boote zu Wasser gelassen hatte, hätten ihn viele beobachtet und angesprochen. Und auch die Resonanz in den sozialen Netzwerken sei erfreulich groß. Die knallroten Boote sind eben schon ein Blickfang. Ab heute können Wasserfreunde an der Ruhr dann per Muskelkraft in See stechen.
Gastronom im Hauptberuf
Den Mangel an Leihbooten hat der 46-Jährige selbst gespürt, wenn er als Gast am Hafenbecken in eine der beiden Gaststätten einkehrte. Leer und etwas trostlos hat das dann immer gewirkt. Er selbst sei gerne auf dem Wasser und habe dann erfahren, dass es gar keine Möglichkeit gebe, Boote auszuleihen – sieht man mal von der Escargot, der Tretboot-Yacht der Grünen Flotte ab. „Dann mach ich das einfach selbst“, hat sich der Unternehmer gedacht, der eigentlich Gastronom ist und in Essen die Zeche Carl und in Bochum das Sachs betreibt. Und als gebürtiger Mülheimer hat Elstermeier Kontakt zu Joachim Exner von den Betrieben der Stadt und zu Marc Baloniak von der MST geknüpft, die beide von seinem Vorhaben begeistert waren. „Wir machen das ganz gemütlich“, sagt er. Neben sechs Tretbooten, die Platz für bis zu fünf Personen bieten, vermietet Elstermeier zunächst noch jeweils zwei Boote mit Elektromotor, die mit und ohne Führerschein zu fahren sind.
Mit fünf PS erreicht man in einem Boot ohne Führerschein gegen die Strömung dann gerade eine Spitzengeschwindigkeit von sechs Stundenkilometern – mehr ist auf dem Fluss auch gar nicht zulässig. Die Boote mit Führerschein sind schon größer und entsprechend teurer. In Vorbereitung sei auch die Vermietung von Ruderbooten und Canadiern. Wie er bei der Vorbereitung erfuhr, habe man in den 60er Jahren dort an der Ruhr auch schon mal Ruderboote ausleihen können. Die Anzahl und Art der Boote richte sich nach der Nachfrage. Denkbar wäre auch das Chartern von Yachten. Auch Kurse möchte er anbieten oder vermitteln. Anschlüsse für Wasser und Strom sind im Hafen inzwischen vorhanden. Das Bootsangebot dürfte auch die Gastronomen freuen, denn wer mit Muskelkraft unterwegs ist, wird durstig und hungrig. Und die Anzahl der Freizeitskipper wird langsam und stets steigen, da ist Exner sicher. Das Angebot müsse sich erst bei den Skippern am Niederrhein rumsprechen.
Zur gestrigen Präsentation stiegen dann Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und Kämmerer Uwe Bonan in ein Tretboot und entschieden sich, wenn wundert’s, für das knallrote, das sie zuvor feierlich mit Schampus auf den Namen Robert getauft haben.