Mülheim. . Acht Künstler beteiligen sich an der diesjährigen Ausgabe von „Kunst Raus“. Die Freiluftausstellung wird Samstag, 13. Juni, 17 Uhr, im Saarner Dorf eröffnet.
Dem Begriff „Traditionsveranstaltung“ haftet Vorhersehbarkeit an, ein Gefühl von alles wie immer. „Kunst Raus“ ist eine solche: Seit 1992 stellen Mülheimer Künstler (bis auf eine Ausnahme) jeden Sommer von ihnen zu einem vorgegebenen Thema geschaffene Kunst in den öffentlichen Raum. Im Dorf und am Kloster Saarn begegnen Passanten den Arbeiten unvermittelt und sozusagen im Vorbeigehen. Das ist auch bei der diesjährigen Ausgabe so, die am heutigen Samstag, 17 Uhr, eröffnet wird. Allerdings lässt die Vorbesichtigung erahnen, dass trotz aller gewahrten Tradition diese Ausgabe Konfliktpotenzial birgt.
Eröffnung mit Gerhard Ribbrock
Kunst Raus wird heute, 13. Juni, eröffnet. Ab 17 Uhr führt Dr. Gerhard Ribbrock vom Kunstmuseum zu den acht Kunstwerke n. Treffpunkt ist das Gemeindehaus an der Holunderstraße 5.
Ein weiterer Rundgang ist für Donnerstag, 23. August, 17 Uhr, geplant. Die Kunstwerke sind bis zum 1. November in Saarn ausgestellt.
Das diesjährige Kunst-Raus-Thema lautet: „Luther – Bild und Bibel“. Pfarrer Albrecht Sippel, der zwar im Ruhestand ist, das von ihm initiierte Kunstfestival aber noch immer betreut, hat es von der Ev. Kirche in Deutschland übernommen. Die feiert die Reformationsdekade bis 2017 mit jährlich wechselnden Schwerpunktthemen. „Das diesjährige passte sehr gut“, fand Albrecht Sippel. Nicht gut fand er bei der Vorbesichtigung jedoch offensichtlich, dass einige der acht Künstler das Thema zur kritischen Auseinandersetzung mit Martin Luther nutzten. Das mag wenig überraschend sein und in der Natur der künstlerischen Sache liegen – dennoch prallten an diesem Morgen Welten aufeinander.
Gewagte Thesen
Da ist Uwe-Dieter Bleil, der Luthers antisemitische Gesinnung aufgreift und ein Schwein in Blut waten lässt. Bei allen „Verdiensten, die ein Mensch hat“, seine negativen Seiten dürften nicht ausgeblendet werden, findet Bleil. Peter Helmke ist kompromissloser: Für ihn ist Luther schlicht „nicht mehr zeitgemäß“. Das will er am heutigen Samstag beim Eröffnungsrundgang in eine Performance umsetzen, bei der er Luthers Thesen auf die Welt wirft. Künstler Helmut Kottkamp bringt Luther und Che Guevara in einem Gemälde zusammen und setzt zwischen diese beiden „Symbole des Umbruchs“ ein buntes Spannungsfeld – und eine katholische Kirche.
Apropos katholische Kirche: Helmut Koch hat ein Luther-Portrait von Cranach neu formatiert, gab ihm zweimal eine andere Struktur, doch das Wiederkennen bleibt. Das Werk steht übrigens im Hof des Klosters Saarn. Auf im Wind flatternder Folie hat Joachim Poths ein Schriftkunstwerk kreiert, in dem er die Buchstaben der Worte „Luther“ und „Bibel“ neu anordnete. Die „fliegenden Worte“ seines Schift-Bilds führen von Luther zu Luhr. Mit einem Bibel-Zitat beschäftigte sich Anja Strobel. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich eingehen“, prangt im Foto auf dem Arm eines herausfordernd blickenden Mädchens. Außerdem beteiligen sich Eberhard Ross und Vanessa Hötger.