Mülheim. . Der Fahrradbeauftragte Helmut Voß nennt die drei Ansatzpunkte, mit denen das Radfahren in Mülheim gefördert wird. Im Fokus steht die Infrastruktur.

Mülheim ist kein schlechtes Pflaster für Radfahrer, hat aber noch Luft nach oben. Das hat sich im Februar beim bundesweiten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) herausgestellt – eine Umfrage, an der auch Mülheimer Radler teilnahmen.

„Potenzial, um Mülheim fahrradfreundlicher zu gestalten, gibt es immer“, so Helmut Voß, unter anderem Fahrradbeauftragter der Stadt. Zur Radverkehrsförderung gebe es prinzipiell drei Ansatzpunkte. Die Infrastruktur, den Service und die Öffentlichkeitsarbeit.

„Zur Infrastruktur zählen beispielsweise Ausbau, Umgestaltung und Instandhaltung des Radwegenetzes“, weiß der Experte. Oftmals gehe es darum, ein schnelleres Vorankommen für Radfahrer zu gewährleisten – beispielsweise bei Ampelschaltungen.

Radfahren sicherer machen

Zum anderen gehe es um die Sicherheit, indem mögliche Gefahrenstellen beseitigt werden. „Radfahrer fühlen sich beispielsweise auf Bürgersteigradwegen subjektiv sicherer als auf der Straße, können aber durch Einmündungen und Querverkehr sogar mehr gefährdet sein als auf der Straße“, erläutert Voß. Beispiel sei die Düsseldorfer Straße in Saarn. In den vergangenen Jahren seien verstärkt Bordsteinradwege durch Radfahrstreifen auf der Straße ersetzt worden – allerdings nur dort, wo dies sinnvoll gewesen sei.

Wichtig sei zudem, Lücken zwischen den Radwegen zu schließen. „Auf dem Dickswall führt der Radweg beispielsweise auf einer Fahrbahnseite in beide Richtungen, ein Stück weiter müssen Radler ganz auf die Straße ausweichen“, so Voß über die mögliche Gefahrenstelle.

Sichere Radwege sind Grundvoraussetzung

Sichere Radwege – dazu gehöre auch der Winterdienst und die Reinigung. „Die Priorität bei der Räumung liegt auf den Straßen. Einige Anwohner schieben die Schneemassen aber auch einfach auf den Radweg, obwohl ein schmaler freien Streifen auf dem Gehweg meist schon ausreicht“, wirbt Voß um mehr Rücksichtnahme. Bei Scherben, Grünschnitt oder sonstigen Gefahren auf und an Geh- und Radwegen könnten sich Betroffene jederzeit an die Bürgeragentur ( 455 1644) wenden.

Insgesamt sieht der Fahrradbeauftragte das Radwegenetz in Mülheim etwas besser aufgestellt als die Straßen, von denen sich 25 Prozent im roten Bereich befänden. „Wir schauen gezielt, welche viel befahrenen Routen wir ausbessern können.“ Leuchtturmprojekt sei die Rheinische Bahn, die ab Oktober von Essen aus bis zum Mülheimer Hauptbahnhof und später bis nach Duisburg reichen soll. „Diese Strecke ist völlig vom Pkw-Verkehr abgekoppelt und wird noch einmal eine ganz neue Qualität für Pendler und Freizeitradler bieten“, ist sich Voß sicher.

Weitere Verbesserungschancen für die Radförderung 

Neben der Infrastruktur sei auch der Service entscheidend für die Fahrradfreundlichkeit einer Stadt, betont Voß. Service – dazu gehören beispielsweise Abstellmöglichkeiten für Räder. Ein Thema, das in diesem Jahr in Mülheim im Fokus stehe, sagt der Radbeauftragte: „An sechs Standorten werden wir neue Fahrradständer in unmittelbarer Nähe zu Bus und Bahn aufstellen. Beispielsweise am Raffelberg oder am Bahnhof Speldorf, wo zugleich die Radverkehrsanlagen verbessert werden.“

Auch die Wartung der Räder sei Teil des Service. Derzeit gebe es genug wohnortnahe Händler und Werkstätten für die Reparatur, unterstreicht Voß. „Wir unterstützen die Händler so gut es geht. In unserem Fahrradplan ist jeder mit Standort und Kontakt verzeichnet.“

Dritte Säule zur Förderung des Radfahrens sei die Öffentlichkeitsarbeit. „Vom Land erhalten wir dafür jedes Jahr ein Budget“, so Voß. In Kooperation mit Nachbarstädten werden Broschüren herausgegeben. „Zudem erscheint regelmäßig unsere Fahrradkarte, ein Stadtplan, der alle Radverkehrsanlagen und Radrouten darstellt.“ Aktionen wie der Fahrradfrühling würden zudem mehr Menschen für das Radfahren begeistern. Das funktioniere recht gut, findet Voß: In Mülheim gibt es täglich 18270 Radfahrten – eine ansehnliche Zahl.“