Mülheim. Der Radclub Sturmvogel bietet zwei Mal wöchentlich geführte Radtouren an. Die Teilnehmer sind meist männlich und über 50 Jahre alt.

Die Bäume rund um die Mülheimer Schleuseninsel biegen sich im Wind, der Regen prasselt auf das Dach des Wasserbahnhofs. Doch die Miene von Manfred Bagatzki bleibt hell. Er kennt den Wetterbericht. „Es regnet nur zehn Minuten, dann kann es losgehen“. Bagatzki ist Fachwart für Radwandern beim Radclub Radwandern und veranstaltet mit seinem Klub zweimal in der Woche geführte Radfahrten für Jedermann. WAZ-Mitarbeiter Marcel Dronia ist mitgefahren.

Von April bis Oktober führt der Radclub jeweils mittwochs und sonntags Radtouren rund um Mülheim durch. Die Strecken sind zwischen 20 und 35 Kilometern lang. Es gibt aber auch deutlich längere Ausnahmen „Die längeren Fahrten machen wir sonntags, da sind wir auch schon mal über 100 Kilometer weit gefahren“, erzählt Bagatzki. Mittwochs stehen die kürzen Fahrten auf dem Programm.

Immer wieder Neulinge mit dabei

Perfekt für den leichten Sport nach dem Feierabend. Die Teilnehmerzahl schwankt zwischen 10 und 15 Radfahrern. Neben einem harten Kern an Vereinsmitgliedern sind aber auch immer wieder Neulinge mit dabei. „Viele holen sich bei uns Anregungen für Strecken, die sie dann später mit Freunden oder Verwandten fahren“, erklärt Peter Haßendt, der stellvertretende Fachwart.

Gemeinsam rahmen die beiden „Sturmvögel“ das Feld ein. „Manfred fährt ganz vorne, ich ganz hinten“, erklärt Haßendt. Der Langsamste gibt das Tempo vor. „Wenn ich am Anfang sehe, wer dabei ist, dann weiß ich schon ganz genau, welches Tempo ich an der Spitze anschlagen kann“, ergänzt Bagatzki.

Kinder sind selten mit dabei

Norbert Zejewski ist zum dritten Mal mit dabei. „Ich habe aus der Zeitung davon erfahren“, erzählt er. In die Gruppe wurde er schnell aufgenommen. Die Radler sind schließlich fast alle in seinem Alter. „Die Mitfahrer sind meistens über 50 und älter“, weiß Peter Haßendt. Der Älteste bei der aktuellen Tour ist 83 Jahre alt. „Kinder finden solche Fahrten leider meistens zu langweilig“, weiß Hildegard Kluge, die seit 25 Jahren im Verein ist und sich noch regelmäßig auf den Sattel schwingt. „Sie hält bei uns die Frauenquote hoch“, sagt Manfred Bagatzki. Tatsächlich ist der überwiegende Teil der Radler männlich.

Nach zehn Minuten verabschieden sich in der Tat Regen und Sturm. Helm auf und los geht’s. Durch die MüGa führt der Weg über Styrum nach Oberhausen-Alstaden. Gefahren wird brav hintereinander in einem gemeinsamen Tempo. An Abzweigungen schaut der erste, ob alles frei ist. Nach einem lauten „Frei!“ überquert die Gruppe geschlossen die Straße. Am Rhein-Herne-Kanal passiert die einzige Panne. „Hätten wir da nicht links gemusst?“

Viele Wege führen ans Ziel

Anführer Manfred Bagatzki hat dennoch alles im Griff. Schließlich führen bekanntlich alle Wege nach Rom. Oder in diesem Fall zum Haus Ripshorst. Nach der Rückkehr auf die geplante Route geht es vorbei am Niederrheinstadion, über die Brücke auf die andere Kanalseite und schon ist das Zwischenziel erreicht. Durch das Hexbachtal geht es über Dümpten und Styrum zurück in die Stadtmitte.

Auch am kommenden Mittwoch werden sich Bagatzki, & Co. wieder auf das Rad schwingen. „Wenn es das Wetter zulässt, fahre ich jeden Tag“. Na dann: Allzeit gute Fahrt!

Die schönsten und gefährlichsten Radwege in Mülheim 

Fast 250 Menschen wurden im Rahmen der WAZ-Verkehrsumfrage 2015 in Mülheim zum Thema Fahrrad fahren befragt. In der gestrigen Ausgabe wurden bereits die ersten Auswertungen vorgestellt. Nun folgt der zweite Teil, in dem es sich um den schönsten Radweg und um die gefährlichste Stelle für Radfahrer dreht.

Was ist für Sie der schönste Radweg in Mülheim? Auf diese Frage gab es eine eindeutige Antwort: der Leinpfad. 118 Radfahrer lieben den Weg entlang der Ruhr, der vom Wasserbahnhof aus bis hin nach Essen-Kettwig ein Paradies für Zweirad-Fans ist. Generell ist das Radeln an der Ruhr und in den Ruhrauen mit 180 Stimmen sehr populär. Das Müga-Gelände wird noch von 16 Leuten als schönster Radweg angesehen, während der Fossilienweg in Saarn immerhin 10 Radler von seinem Potenzial überzeugt hat. Kritik gibt es aber trotz der positiven Stimmen zu hören.

Gefährliche Stellen für Radler

Der Leinpfad wird immerhin von zwei Befragten als gefährlichste Stelle für Radfahrer genannt – wegen des hohen Menschenaufkommens an Tagen mit gutem Wetter. Die Radfahrer und Fußgänger kommen sich in die Quere, was zu gegenseitigen Behinderungen führt. Eine noch harschere Kritik bekamen die Bereiche in der Innenstadt ab. Bürger halten das Gebiet Stadtmitte für den gefährlichsten Ort für Fahrradfahrer. Vor allem die Kreuzung der Leineweberstraße und der Friedrich Ebert-Straße ist bei vielen unbeliebt.

Die Eppinghoferstraße wird von 13 auch als kritisches Gebiet eingestuft. Dicht dahinter folgt die Aktienstraße mit 12 Teilnehmerstimmen. Immerhin haben 9 geantwortet, dass sie keine gefährliche Stelle für Radfahrer in Mülheim kennen würden. Die restlichen Meinungen gehen weit auseinander, aber umfassen Orte in der ganzen Stadt, an denen sich Radfahrer in Acht nehmen sollten. Festzuhalten bleibt, dass in Mülheim einige schöne Fahrradwege zu finden sind, man sich aber jederzeit der Gefahren bewusst sein sollte.