Mülheim. Eine Berufskolleg-Klasse engagiert sich für dementiell erkrankte Menschen in der Villa Cura. Ein Filmprojekt soll ein Anreiz für weitere Klassen sein.
Lucca Thannheimer hat in den Wintermonaten wöchentlich die Bewohner der Demenz-Wohngemeinschaft in der Villa Cura besucht, um mit ihnen einige Stunden seiner Freizeit zu verbringen. „Mit Herrn Bansmann habe ich die härtesten Mau-Mau-Partien meines Lebens ausgefochten – und meistens verloren“, gibt er lachend zu. Der 17-Jährige und seine Klassenkameradin Mandy Hardt, die in der Villa Nestor aktiv war, berichten stellvertretend für ihre Klassenkameraden des Berufskollegs Stadtmitte in der Saarner Demenz-WG der Kranken- und Altenpflegeeinrichtung „die Pflegepartner“ über ihr Engagement mit dementiell erkrankten Menschen.
Für ihr soziales Engagement durften sie kürzlich den Bürgerschaftspreis der Bürgerstiftung entgegennehmen (Wir berichteten). Die Schüler der „Höheren Berufsfachschule für Gesundheitswesen“ haben sich nicht nur um die acht Bewohner der Villa Cura gekümmert, sondern auch in anderen Wohngemeinschaften der Pflegepartner und im Sankt Engelbertus-Stift geholfen, um Erfahrungen im Umgang mit Demenzkranken zu sammeln. „Die Idee ist entstanden, als wir im Unterricht bei unserer Lehrerin Dorothee Streier-Laufs neurologische Krankheitsbilder besprochen haben“, erklärt Lucca.
Engagement soll weitergeführt werden
Auch die geringe gesellschaftliche Akzeptanz für dementiell erkrankte Menschen sei ein Auslöser gewesen und Grund genug, mit gutem Beispiel voran zu gehen, so die Schüler, die ihre berufliche Zukunft im medizinischen Bereich sehen. Und sie bringen sich auch weiterhin ein, besuchen das Angehörigencafé Demenz oder sind gerade dabei, einen Film über alle Aktivitäten fertig zu stellen, den sie zum Schuljahresende zeigen wollen. „Wir möchten damit erreichen, dass das Engagement auch in den nächsten Klassen weiter geht“, hoffen sie.
Lucca geht ganz vertraut mit den Bewohnern der Villa um, die er in drei Monaten ganz gut kennen gelernt hat. „Es gibt mir viel und man hat sich ein auch wenig angefreundet“, lächelt der junge Mülheimer. Mandy ergänzt: „Jetzt ist der Umgang mit den Menschen für mich einfacher, Berührungsängste sind mir genommen worden.“
Vorlesen, Basteln und Bewegungsübungen
Elisabeth Settels und Miriam Hesselink vom Sankt Engelbertus-Stift waren sehr angetan von ihren Praktikanten. „Ich habe zum ersten Mal so ein großes Engagement bei Jugendlichen erlebt“, sagt Settels. Die Schüler hätten den Senioren vorgelesen, gebastelt oder Bewegungsübungen mit ihnen gemacht. Gleich zu Anfang seien sie zur Überraschung aller mit einer Musik-CD gekommen und hätten Heimatlieder angestimmt.
Die 3000 Euro des Bürgerschaftspreises hat die Schulklasse zur Hälfte für tiertherapeutische Aktivitäten in den Einrichtungen gespendet. Die Bewohner im Sankt Engelbertus-Stift werden sich nun regelmäßig über den Besuch des Schweinchens Felix freuen können, in die Villa Cura kommen zwei freundliche Esel.