Zurück zur kulturellen Teilhabe: Das Kunstmuseum Mülheim bietet seit 2013 spezielle Führungen für erkrankte Menschen. Das Angebot wird gut angenommen.
Der Besuch von Kulturveranstaltungen ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen bedeutet die Diagnose jedoch meist einen Rückzug aus dem gesellschaftlichen und aus dem kulturellen Leben. Das Kunstmuseum Mülheim bietet seit 2013 in Zusammenarbeit mit der Mülheimer Alzheimer Gesellschaft und dem Demenz-Servicezentrum westliches Ruhrgebiet spezielle Museumsführungen für demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen an. Das Angebot wird seitdem gut angenommen. Im Monat finden etwa zwei bis drei Führungen statt.
„In erster Linie geht es um kulturelle Teilhabe“, sagt Barbara Thönnes, Museumspädagogin im Kunstmuseum. „Für die Demenzkranken und ihre Partner ist es eine tolle Erfahrung, endlich mal wieder etwas gemeinsam unternehmen zu können.“ Um die Vermittlung von kunsthistorischem Wissen geht es in den speziellen Führungen jedoch nicht. Anhand ausgewählter Kunstwerke führt die Kunstbegleiterin Barbara Ader die Museumsbesucher auf eine Reise in die Erinnerung. „Eine komplette Führung würde die Besucher überfordern“, sagt Barbara Ader, auf deren Initiative hin das Projekt entstanden ist. Die gelernte Pflegefachkraft, die nebenbei auch als Künstlerin tätig ist, arbeitet in einem Pflegeheim. Mit Bewohnern besuchte sie eine Führung im Duisburger Lehmbruck Museum, das bereits seit sieben Jahren Veranstaltungen für Menschen mit Demenz anbietet. „Ich war so begeistert und dachte sofort: Das will ich auch machen“, sagt Ader. Sie absolvierte eine Fortbildung in dem Bereich und kümmert sich seitdem um die speziellen Führungen im Kunstmuseum. Eine große Rolle spielt dabei „das Begreifen im wahrsten Sinne des Wortes“, so Ader. „Zu den ausgewählten Bildern habe ich immer einen entsprechenden Gegenstand, der auf dem Bild abgebildet ist, dabei, der auch angefasst werden kann.“ Zum Beispiel bei dem Bild „Stickende Frau im Sessel“ von August Macke zu dem Barbara Ader einen Stickrahmen im Gepäck hat. „Zunächst sprechen wir über das Bild, was wir sehen und was die Frau macht“, erklärt die Kunstbegleiterin. „Dann nehmen die Teilnehmer den Stickrahmen in die Hand und bei vielen werden dann plötzlich Erinnerungen wach.“
Auch wenn der Museumsbesuch an sich bei den meisten Besuchern nicht lange im Gedächtnis bleiben wird, so schenkt Barbara Ader ihnen zumindest einen Moment der Erinnerung und des Glücks. „Für mich ist das auch immer ein toller Moment, wenn ich sehe, was ich mit meiner Arbeit bewirke.“