Mülheim. Für den DLRG wird es immer schwieriger, alle Bereiche mit Ehrenamtlichen zu besetzen. Betrieb der Hallenbäder durch die Vereine laufe aber gut.

Beim Aktionstag zum 90-jährigen Bestehen des DLRG-Bezirks Mülheim war am Sonntag im Südbad nicht nur Zuschauen gefragt, sondern Mitmachen. Nur wenn viele mit ins Boot steigen, kann die Rettungsgesellschaft selber überleben, machte Ausbildungsleiter Frank Kreymann (53) im Interview deutlich

Die DLRG Mülheim hat derzeit nach eigenen Angaben knapp 700 Mitglieder, etwa 100 Aktive, aber keine hauptamtlichen Kräfte, weil dafür das Geld fehlt. War das in der Vergangenheit schon mal anders?

Frank Kreymann: Nein, in Mülheim noch nie. Allerdings haben wir zur Zeit zwei Bufdis, also junge Frauen aus dem Bundesfreiwilligendienst, die uns in der Verwaltung unterstützen und die Rettungsstation in Ordnung halten. Alle, die hier aktiv sind, dienen der Sache selber.

Haben Sie denn genügend Leute, die mitwirken?

Kreymann: Es wird immer schwieriger, alle Bereiche ausreichend zu besetzen. Das Ehrenamt ist offenbar für viele nicht mehr attraktiv. Wir müssen Leute gewinnen, auch Ältere, die helfend mitarbeiten, aber nicht unbedingt an der Front stehen.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs in der DLRG-Jugend aus?

Kreymann: Wir spüren, wie viele andere Organisationen übrigens auch, ein verändertes Freizeitverhalten der Jugendlichen. Es hat sich deutlich verlagert weg von den Vereinen hin zu kommerziellen Angeboten. Außerdem sind junge Leute durch die Schule oder das Studium zeitlich stärker eingespannt.

Sind Sie mit der Schwimmkompetenz der Mülheimer zufrieden?

Kreymann: Wir bieten Anfängerkurse sowohl für Kinder als auch für Erwachsene an, und grundsätzlich ist jeder, der schwimmen lernt, ein Gewinn.

Kinder haben Schwierigkeiten beim Schwimmen

Spätestens am Ende der Grundschulzeit sollte sich jedes Kind sicher über Wasser halten können...

Kreymann: Bekanntlich sind wir davon weit entfernt. Wir stellen auch fest, dass mehr Kinder als früher motorische Schwierigkeiten haben. Dann wird es schwer, sie ans Medium Wasser heranzuführen.

Die DLRG Mülheim und vier weitere Vereine haben 2013 die SWiMH gGmbH gegründet und den Betrieb der Hallenbäder Süd und Nord übernommen. Wie läuft es bislang?

Kreymann: Die Zusammenarbeit mit der SWiMH funktioniert sehr gut. Das war ein Zugewinn, auch mit dem Gefühl, für die Zukunft gerüstet zu sein. Durch die vertragliche Bindung bis Ende 2033 haben wir die Bäder, für die wir jetzt verantwortlich sind, vor der drohenden Schließung bewahrt.

Hilfseinsätze auf der Ruhr und am Leinpfad

Offiziell gegründet wurde die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Mülheim an der Ruhr am 19. April 1925. Vier Jahre später feierte man die Einweihung der ersten schwimmenden Rettungsstation auf dem Fluss. Diese lag bis November 1956 unterhalb der früheren Jugendherberge Kahlenberg. Dann wurde sie abgerissen, auf Anweisung der Ruhrschifffahrtsverwaltung, wegen möglicher Gefahren für die Schleuse und das Stauwehr bei Hochwasser.

Mit Hilfe größerer Spenden von Mülheimer Unternehmen konnte die DLRG dann im Sommer 1957 ihre feste Rettungsstation neben dem „Haus Jugendgroschen“ an der Mendener Straße errichten. 20 Jahre später wurde diese renoviert, deutlich erweitert, und dient bis heute als Kursraum, Schulungszentrum sowie auch als Treffpunkt der DLRG-Jugend.

Am 1. Mai findet hier die alljährliche Wacheröffnung statt. Bis zum Herbst schieben DLRGler regelmäßig an den Wochenenden und Feiertagen ehrenamtlichen Rettungsdienst auf der Station. „Einsätze gibt es immer wieder“, berichtet Janine Ziesmann, Sprecherin des Bezirks Mülheim. „Nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land, etwa wenn auf dem Leinpfad Fahrradunfälle passieren.“

Anlässlich des 90. Geburtstags der Mülheimer DLRG findet am 20. Juni auf der Ruhrrettungsstation ein Tag der offenen Tür statt.