Mülheim. Junge Leute aus der Mülheimer Trans-Gruppe haben Kurzfilme in eigener Sache gedreht und auf Youtube veröffentlicht. Es ist der einzige Treff im Ruhrgebiet.
Das „together“ in der Mülheimer Altstadt ist Anlaufstelle für junge Leute aus dem Umkreis, die eines verbindet: Sie identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, das ihnen zugewiesen wird. Der wöchentliche Treff läuft unter dem Begriff Trans*, wobei das Sternchen nicht mitgesprochen wird und nur als Platzhalter für unterschiedliche Selbstdefinitionen steht: Transsexualität, -identität oder -gender.
Man merkt: Die Sache ist nicht ganz einfach. Manche Trans*-Menschen ändern ihren Namen von männlicher zu weiblicher Form oder umgekehrt und kleiden sich entsprechend. Andere gleichen ihren Körper an, durch Hormonbehandlung und Operation, oder bleiben bewusst und dauerhaft zwischen den Geschlechtern. Mit fünf kurzen, selbst produzierten Filmen auf Youtube gehen nun zehn Jugendliche aus dem Mülheimer Kreis vorsichtig an die Öffentlichkeit. So entstand eine Reportage über den Trans*Treff an der Teinerstraße, gefilmt aus der Perspektive des Schülers Luis, der sich erstmals dorthin wagt und am Ende begeistert ist. „Hier kann ich so sein und mich so kleiden, wie ich will“, sagen mehrere der jungen Leute.
Für das Filmprojekt, bei dem sie von einem Medientrainer unterstützt wurden, blieben die Jugendlichen nicht nur in ihren vertrauten Räumen, sondern machten sich mit Mikro und geschulterter Kamera auf in die Stadt, um Passanten zu interviewen. Sie ließen sich erklären, was für diese eine Frau und einen Mann ausmacht, worin der Unterschied zwischen Trans* und Travestie besteht, sie fragten auch: „Was wäre, wenn Ihr Kind trans* wäre?“ Es kamen gescheite, ehrliche Antworten. So erklärt eine Frau: „Ich würde erst mal sagen: ,Oh Gott!’ Denn man hat es immer schwer, wenn man anders ist als der Rest der Gesellschaft.“
Keine Selbsthilfegruppe
Genau aus diesem Grund, und weil Trans*-Jugendliche oft andere Dinge bewegen als Schwule oder Lesben, wurde der Mülheimer Treff vor rund zwei Jahren gegründet. Er ist derzeit der einzige seiner Art im Ruhrgebiet, daher kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der gesamten Region zwischen Duisburg und Dortmund, um den Donnerstagabend gemeinsam mit Spielen, Kochen, Gesprächen zu verbringen. Die Fäden laufen bei Sozialarbeiterin Lenus Winkelmann zusammen, betont wird: „Dies ist ein Jugendtreff, keine Selbsthilfegruppe.“ Bei Bedarf werde weitervermittelt, etwa an kundige Psychotherapeuten.
Der Trans*Jugendtreff, offen für Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, findet jeden Donnerstag von 18 bis 22 Uhr im „together“ statt, Teinerstraße 26.
Für Beratung zu persönlichen Fragen ist Lenus Winkelmann donnerstags von 12.30 bis 16.30 Uhr unter Tel. 3027358 erreichbar. Termine können auch per Mail vereinbart werden: lenus.winkelmann@together-virtuell.de