Mülheim an der Ruhr. . Stella Weber und Ulrike Simonis möchten zwischen Menschen aus Afrika und deutschen Behörden vermitteln. Das neue Beratungsangebot heißt „Adanfopa“.

Unter dem Begriff „Adanfopa“ wird in Ghana die beste Freundin, der beste Freund verstanden. In Mülheim gibt es jetzt ein neues kostenloses Beratungsangebot mit diesem Namen. Dahinter stehen zwei Frauen, die Menschen afrikanischer Herkunft beistehen wollen.

Das Team besteht zum einen aus Stella Weber, Gründerin des Vereins Love from Africa e.V. und stellvertretende Vorsitzende des Integrationsrates. Sie berichtet, dass immer mehr Familien hilfesuchend zu ihr kämen, um bei Konflikten mit dem Jugendamt zu vermitteln. Zum anderen ist Diplom-Sozialarbeiterin Ulrike Simonis dabei. Sie war zuletzt sechs Jahre lang am Berufskolleg Lehnerstraße beschäftigt. Beide bieten afrikanischen Familien Unterstützung: bei Schwierigkeiten in der Schule oder zu Hause, bei Gängen zu Ämtern, Ärzten oder Anwälten. „Wir wollen eine Brücke bilden zwischen den Leuten und den Behörden“, betonen sie, vertraulich und mit notfalls 24-stündiger Erreichbarkeit.

Kindeswohl wird in jeder Kultur anders verstanden

Um deutlich zu machen, wie sich ihrer Ansicht nach kulturspezifische Probleme auswirken können, haben sie einige Mütter und Väter ins Büro des Vereins Love from Africa geladen, wo die Beratungen auch stattfinden. Sie erzählen verzwickte, teils tragische Geschichten. Eine Marokkanerin, alleinerziehend mit zwei Kindern, hadert mit der Sozialagentur, es geht um Arbeitssuche, Weiterbildung. Die Mutter eines Zweitklässlers berichtet, dass früher ständig Beschwerdeanrufen von Lehrerinnen kamen. Seit ihr „verhaltensauffälliger“ Sohn die Schule wechselte: keine Klagen mehr. In zwei anderen Fällen leben Kinder in Pflegefamilien, gegen den Willen der Väter. Die Männer stammen aus Ghana bzw. aus Sierra Leone, sie wirken aufgewühlt. Es laufen Gerichtsverfahren, bei denen im Sinne des „Kindeswohls“ zu entscheiden ist.

Aber gerade dieser Begriff, erklären die Beraterinnen, werde in anderen Kulturen verschieden verstanden. Das musste auch Ulrike Simonis erst lernen, die kürzlich für einige Wochen in Ghana war: „Dort leben die Kinder einfach mit, sie schlafen und essen dann, wenn die Erwachsenen es auch tun.“

Schulungen für Mitarbeiter zur „interkulturellen Kompetenz“

Für städtische Mitarbeiter in Mülheim gibt es Schulungen, um die Verständigung mit Menschen aus anderen Kulturkreisen zu verbessern, nicht nur in sprachlicher Hinsicht. So absolvieren nach Angaben des Personalamtes sämtliche Führungskräfte der Verwaltung und alle Azubis ein verpflichtendes, mehrtägiges Training zur interkulturellen Kompetenz“. Durchgeführt wird es von Fachleuten des imap-Institutes in Düsseldorf. Alle anderen Mitarbeiter könnten freiwillig teilnehmen.

Daneben gibt es ämterspezifische Schulungen, die beispielsweise auf Publikumskontakte im Bürgeramt oder die Arbeit im Ordnungsamt zugeschnitten sind.

Ein Vater sagt, mit Tränen in den Augen: „Wir haben kein Kinderzimmer, kein Kindergeld, aber wir lieben unsere Kinder!“ Simonis, sachlicher: „Wir wollen die Dinge sortieren und vermeiden, dass sich Konfliktsituationen hochpushen.“

Ihren Flyer und weitere Infos zu Adanfopa hätten sie begonnen zu verteilen, auch an Mitarbeiter der Jugend- oder Sozialbehörden. Im nächsten Schritt wünschen sie sich gemeinsame Gespräche.