Mülheim. Die Tankstelle Kraft an der Aktienstraße und Shell haben einen Rechtsstreit. Der Ölkonzern will einen Tank abbauen, den er einst finanziert hat.
25 Jahre haben die Krafts und Shell gut zusammengearbeitet. Seit dem 1. April 2013 ist ihre Tankstelle an der Aktienstraße 168 frei, ohne Bindung an den Ölkonzern. Seither schwelt zwischen Shell und den Tankstellen-Betreibern ein Streit, der nun seinen Höhepunkt erreicht. Es geht um einen unterirdischen Tank mit dazugehörigen Benzinleitungen. Der Hintergrund für den Bau dieser Anlage war eine Umweltauflage, es musste eine flüssigkeitsfeste Fahrbahn errichtet werden. Das Grundstück gehört Tankstellen-Betreiberin Anja Kraft und ihrem Vater Udo, die Baukosten übernahm damals, vor über 20 Jahren, Shell. Nun will der Konzern die Anlage wieder abbauen. 130.000 Euro soll das kosten. Die sind aber nicht der Streitgegenstand, denn die Summe will Shell selbst bezahlen. Der Anlass dafür, warum sich Anja Kraft und die Vertreter des Konzerns Ende Mai in Hamburg vor Gericht wiedersehen werden, ist ein anderer.
„Die wollen uns platt machen“, sagt Anja Kraft. Sie vermutet hinter dem Handeln des Großkonzerns eine Strategie, die einen kleinen Mitbewerber aus dem Weg räumen solle. „Die Bauarbeiten dauern mindestens sechs Wochen. Dann brauchen wir noch mal die gleiche Zeit, um eine neue Anlage zu installieren“, erläutert sie.
Die Tankstelle würde also ein Vierteljahr lang zur Baustelle. Zudem befindet sich der Tank auch direkt vor der Werkstatt und vor Garagen, die als Lagerräume vermietet sind. Hier könnte also während der Bauzeit ebenfalls nicht Geld verdient werden. Anja Kraft sieht ein großes Verlustgeschäft auf die Tankstelle zukommen, das letztlich für den Betrieb existenzbedrohend sein könnte. Und genau darauf, so ist sie überzeugt, ziele Shell ab. Sie erinnert sich noch gut daran, wie vor zwei Jahren, als die Partnerschaft mit Shell ausgelaufen war, Zapfsäulen abgebaut werden mussten. Auch damals schon, so ihre Beobachtung, sei mutwillig der Arbeitsablauf behindert werden.
Drei Monate Baustelle möglich
Dem Konzern hat sie schon vor längerer Zeit ein Angebot gemacht: Die Krafts wollen die Kosten tragen, selbst eine Firma beauftragen und so Einfluss auf die Bauarbeiten nehmen. Doch der Konzern lehnt das ab, denn nur eigene Arbeiter könnten garantieren, das Bodenverunreinigungen, die während des Betriebs der Anlage entstanden seien, ordnungsgemäß beseitigt würden. So wolle man sich vor eventuellen Haftungsrisiken schützen. Den Vorwurf, den Arbeitsbetrieb lahmlegen zu wollen, weist Shell zurück.
Man baue an allen Standorten solche Anlagen in Eigenverantwortung ab, um so die eigenen hohen Sicherheitsstandards zu gewährleisten, erklärte der Konzern auf NRZ-Anfrage. Das sei vertraglich mit dem Tankstellenpartner so vereinbart worden. Darüber hinaus äußere man sich nicht zum laufenden Verfahren. Kraft hofft, dass den Richter ein Gutachten überzeugen wird, das von Shell selbst in Auftrag gegeben worden sei. Die stelle fest, dass keine problematischen Verunreinigungen des Bodens vorlägen. Optimistisch stimmt sie die Unterstützung durch ihre Kunden. Dazu haben auch Fernsehbeiträge bei Sat 1 und der WDR-Lokalzeit Ruhr beigetragen, die bei Facebook geteilt worden sind.