Düsseldorf. . Die Tankstellen in Deutschland profitieren vom gefallenen Ölpreis. Der Bochumer Marktführer Aral rechnet dennoch künftig mit einem rückläufigen Kraftstoffabsatz, weil die Automotoren sparsamer werden.

Die gesunkenen Spritpreise lassen die Kassen bei Deutschlands größtem Tankstellenbetreiber Aral klingeln: Nach Angaben von Aral-Vorstand Stefan Brok tanken die Autofahrer häufiger und kaufen dabei auch mehr in den Shops neben den Zapfsäulen.

Von einem „ungewöhnlichen Jahr“ sprach Aral-Chef Brok in Düsseldorf bei der Vorlage der Zahlen für 2014. Nachdem der Rohölpreis im Juni auf den Jahreshöchststand von 112,3 Dollar pro Barrel für die Nordseesorte Brent kletterte, stürzte er bis Dezember auf 62,6 Dollar ab. Analog entwickelten sich auch die Spritpreise. Im Juni kratzte der Preis für einen Liter Super an der 1,60-Euro-Marke (Diesel: 1,40 Euro) und endete im Dezember bei 1,35 Euro (Diesel: 1,20 Euro).

Mehr getankt in zweiter Hälfte 2014

Die Kapriolen bekam auch Aral im Tankstellengeschäft zu spüren. Während sich der Kraftstoff-Absatz im ersten Halbjahr nach Broks Worten „verhalten“ entwickelt habe, sei der Spritverkauf in der zweiten Hälfte 2014 „außerordentlich positiv“ verlaufen. Das ist insofern bemerkenswert, als der Kraftstoff-Absatz in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken ist. „Der Abwärtstrend wird sich langfristig fortsetzen, denn Motoren sind heute effizienter als noch vor wenigen Jahren“, prophezeit Brok und beruft sich dabei auf den Verband der Automobilindustrie, der errechnet hat, dass der durchschnittliche Verbrauch eines Benziners zuletzt um 0,8 auf 6,6 Liter zurückgegangen ist. Die Marge pro verkauftem Liter Sprit verharrte nach Broks Angaben bei ein bis zwei Cent.

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2014 war allerdings alles anders. Nach vorläufigen Zahlen stieg der Absatz von Kraftstoffen an deutschen Tankstellen wegen der zuletzt günstigen Preise um zwei bis drei Prozent auf rund 35 Millionen Tonnen. Benzin und Super hatten dabei mit 18 Millionen Tonnen knapp die Nase vorn. Der Diesel holte weiter auf und kam auf einen Absatz von 17 Millionen Tonnen.

Diesel auf dem Vormarsch

Bei Aral hat sich das Verhältnis längst umgekehrt. Der Marktführer verkaufte im vergangenen Jahr rund 7,2 Millionen Tonnen Kraftstoffe – darunter 2,8 Millionen Tonnen Benzin und gut 4,4 Millionen Tonnen Diesel. Damit verteidigte die Bochumer BP-Tochter ihren ersten Platz unter den Tankstellenbetreibern in Deutschland. Laut Energie-Informationsdienst (EID) kam Aral 2014 auf einen Marktanteil von 21 Prozent, gefolgt von Shell (19,5 Prozent), Total (neun Prozent) und Esso (7,5 Prozent).

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Obwohl 2014 mehr Sprit verkauft wurde, ging die Zahl der Tankstellen weiter zurück. 60 Standorte verschwanden bundesweit. Von den verbliebenen 14 562 Straßentankstellen tragen 2377 die blau-weiße Ausflaggung von Aral – vier weniger als zum Jahresbeginn. Hinzu kommen 108 Autobahnstationen. In sein Tankstellennetz investierte das Bochumer Unternehmen 85 Millionen Euro – zwölf Millionen Euro mehr als ursprünglich angekündigt. Spektakulärste Neuereröffnung im vergangenen Jahr war die Raststätte Beverbach an der A 40 zwischen Bochum und Dortmund. Das Vorzeigeprojekt mit seinem 15 Meter hohen Förderturm samt Photovoltaik und Solarthermieanlage kostete sechs Millionen Euro.

47,3 Millionen Umsatz durch Kaffee

Da sich Aral auf einen weiter sinkenden Kraftstoffabsatz einstellt, wird das Geschäft mit den Tankstellenshops und den Waschanlagen immer wichtiger. Beide Säulen machten 2014 fast 80 Prozent des Einkommens der Tankstellen-Unternehmer aus. Der Umsatz in den Aral-Shops legte um 4,4 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zu. Der Kaffee-Verkauf stieg gar um acht Prozent auf 47,3 Millionen Euro. Das entspricht rund 85.000 Tassen pro Tag.