Mülheim. . Die Händler auf der Caravan-Meile haben jetzt richtig viel zu tun – mit der Auslieferung von Neuwagen, mit Reparaturen und dem Fahrzeugverleih.

Ostern steht vor der Tür – und für viele auch ein Kurzurlaub. Mit dem Wohnmobil durch Norddeutschland kurven wollen die Eheleute Kreitz. Sie sind aus Aurich in Ostfriesland an die Kölner Straße gekommen, um ihr neues Ferienhaus auf vier Rädern abzuholen. „Wir lieben die Unabhängigkeit, die das Reisen mit dem Wohnmobil bietet und haben uns jetzt ein komfortableres Modell zugelegt“, sagen sie.

Auf der Caravan-Meile zwischen Saarn und Selbeck, wo etwa 15 Händler neue und gebrauchte Reisefahrzeuge zum Kauf oder zur Vermietung anbieten, ist zum Saisonauftakt richtig viel los. Kunden aus ganz Deutschland und sogar dem Ausland fahren vor. Sie holen ihre bereits im Herbst bestellten Wohnwagen oder Reisemobile ab, lassen an ihrem guten alten Stück noch ein paar Reparaturen vornehmen oder leihen für die Osterzeit ein Campinggefährt aus.

Vermietung von Wohnmobilen nimmt weiter zu

In der Werkstatt der Firmengruppe Thrun haben die Caravan-Techniker viel zu tun. Neue Wohnwagen oder -mobile, die von den Herstellern in der Grundausstattung angeliefert werden, müssen aufgerüstet werden – etwa mit Sat-Antenne, Ledersitzen, Anhängerkupplung oder Solaranlage. Zu Saisonbeginn gibt es immer wieder auch dringende Fälle. „Drei Tage vor dem Start in den Urlaub, fällt so manchem plötzlich ein, dass der Kühlschrank nicht funktioniert“, weiß Firmenchef Carsten Thrun.

Auf Hochtouren gearbeitet wird auch bei McRent, einem von mehreren Verleihern auf der Meile. Von 86 Leihfahrzeugen sind für die Ferien 50 reserviert, jeder Kunde bekommt beim Abholen eine ausführliche Einweisung. „Die Vermietung von Wohnmobilen nimmt weiter zu. Junge Paare, Senioren, Familien – die Kundschaft ist bunt gemischt“, sagt Geschäftsführerin Angelika Mai.

Fast 30 Prozent der Mieter kommen aus dem Ausland

Fast 30 Prozent der Mieter kommen aus dem Ausland (USA, Australien, etc.). Gefragt sind Wagen jeder Größe – je nach Reiseziel. „Wer nach Norwegen will, wählt für die engen Straßen dort ein kleineres Fahrzeug. Familien, die jetzt noch zum Wintercamping aufbrechen, brauchen für die vielen Klamotten eher etwas Größeres“, so Mai. Bei der Mobilgröße sind jedoch Grenzen gesetzt: Wer einen B-Führerschein besitzt, darf nur Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen steuern (alte Klasse III: bis 7,5 t).

Das hat auch Auswirkungen auf die Herstellung von Wohnmobilen. „Extremer Leichtbau ist zum Thema geworden“, berichtet Kai Dhonau, Geschäftsführer im Hymer-Zentrum. Viel Raum und Luxus soll geboten werden, der nicht viel wiegen darf. Neuerungen beim Caravanbau gebe es vor allem im Bereich der Technik – von der Warmwasserfußbodenheizung bis zur hydraulischen Hubstützanlage, die den Wagen auf unebenem Grund so austariert, dass er gerade steht.

Campingurlaub wird immer beliebter 

Campingurlaub ist immer mehr gefragt. „Weil der Hang zur Natur groß ist, weil die Leute im Urlaub wandern oder Rad- und Wassersport machen wollen und weil die Campingfahrzeuge komfortabler geworden sind“, glaubt Kai Dhonau. Als Präsident des Deutschen Caravaning Handels-Verbandes hat er auch Zahlen (u.a. vom Herstellerverband) parat: Mit 42.947 Neuzulassungen von Reisemobilen war 2014 wieder ein Rekordjahr. Insgesamt gibt es ca. 450.000 Wohnmobile im Land.

Eine Renaissance erlebe gerade der Wohnwagen. Von September 2014 bis Februar 2015 verzeichnet man ein Plus von 13 % bei den Neuzulassungen. An die 600.000 Caravans deutscher Camper sind insgesamt unterwegs. Übrigens: Camping ist nicht unbedingt preiswert. „Neben teuren Reisemobilen gibt es auch luxuriöse Camping-Plätze. „Mit fünf Sternen, Wellness und allem drum und dran“, so Carsten Thrun.

Kleines Exemplar kostet um die 30.000 Euro

Während teilintegrierte Wohnmobile (mit Führerhaus) mehr als zuvor verlangt werden, ebenso auch die vollintegrierten (mit Busscheibe), ist die Nachfrage nach Alkoven-Fahrzeugen (mit Schlafkabine überm Fahrersitz) zurückgegangen. Die Kosten für ein neues kleines Wohnmobil liegen bei etwa 30.000 Euro, für ein luxuriöses Exemplar bei 150.000 (und mehr). Gebrauchte gibt es billiger, sie werden auch mehr gesucht.

Rund 900 Fahrzeuge im Jahr verkauft Thrun, ca. 350 Dhonau. Etwa die Hälfte ihres Jahresumsatzes machen die Händler von März bis Mai, wenn die Auslieferung der Neuwagen ansteht. Die Kölner Straße sei immer noch eine der wichtigsten Caravan-Meilen Europas (auch wenn das Internet vermehrt Marktplatz ist). Mancher Caravan-Betrieb hier wür de gerne expandieren, so Thrun.