Mülheim. . Mit der Quartierswerkstatt wird die Netzwerkarbeit in den Mülheimer Stadtteilen gefördert.

Rund 50 Personen verbringen den Samstagvormittag diskutierend an sechs großen Tischen im Ev. Gemeindezentrum Kreuzkirche. Themen wie „Aktiv älter werden, Freizeit gestalten“, „Kontakte aufbauen, Nachbarschaft pflegen“ oder „Gesundheit fördern – Pflege organisieren“ werden während der Quartierswerkstatt besprochen. Ideen werden gesammelt, einige haben konkrete Vorschläge dabei. Die Teilnehmer wechseln von Zeit zu Zeit die Tische, denen jeweils ein Tischgastgeber vorsteht.

Am Tisch „Bewegung ermöglichen, mobil leben – Gesundheit fördern, Pflege organisieren“ wird die Schaffung einer Internetplattform vorgeschlagen, wo man um Hilfe bitten oder welche anbieten kann. „Quasi ein Ruhr-Dax auf Bürgerebene“, schlägt ein Mann vor. Anderen ist das für die ältere Generation zu technisch. Sie favorisieren regelmäßige Treffen, die wie eine Börse Angebot und Nachfrage regeln. „Es wäre doch schön, wenn Kontakte geschaffen werden, die bestehen bleiben“, wünscht sich einer.

„Die Werkstatt befördert das Miteinander im Stadtteil“

Kindergartenleiterin Monika Brencher nimmt ganz selbstverständlich teil, in der Kindertagesstätte engagierten sich Lesepaten, und es bestünden Kontakte zu Altenheimen. „Die Werkstatt befördert das Miteinander im Stadtteil“, sagt sie. Iris Schmitt von der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde freut sich über den Austausch. Sie sagt: „Es gibt viele, die das Konzept Netzwerk für sich entdeckt haben.“

Länderforschungsprojekt „City Net“ war der Anstoß

Die Quartierswerkstatt Heißen war eine Netzwerkveranstaltung der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde, des Netzwerkes der Generationen, der evangelischen Familienbildungsstätte, des Diakonischen Werks und des Caritasverbandes.

Rund 50 Bürger und Vertreter der örtlichen Institutionen nahmen daran teil. Als Ansprechpartner fungieren Jörg Marx unter
455-5012 oder Iris Schmitt unter 4391985.

Das Konzept wurde im Länderforschungsprojekt „City Net“ von der Fachhochschule Köln entwickelt, so Jörg Marx, um organisierte Netzwerkarbeit zu betreiben. Federführend für City Net sei der „Netzwerkpapst“ Professor Herbert Schubert.

„Ein wenig sind wir wie ein Wanderzirkus“, findet Jörg Marx von der Sozialagentur. „Diese Werkstatt ist bereits die siebte ihrer Art, die Menschen kennen und vertrauen uns mittlerweile.“ Das organisierende Netzwerk, mit unterschiedlichen Kooperationspartnern, möchte Bürger in der ganzen Stadt erreichen. „Wir schaffen die Verknüpfung sozusagen eine Ebene höher“, ergänzt Monika Schick-Jöres von der Caritas.

Eine Vorbildfunktion einnehmen

Ute Laß arbeitet beim Caritasverband in Oberhausen. Sie könne Ideen, die dort bereits umgesetzt wären, in die Werkstatt einbringen. „Ich bin so eine ,Spinne’, eine Netzwerkerin“, sagt sie und freut sich, so viele verschiedene Menschen zu entdecken, die etwas tun wollen.

Die Ergebnisse werden von den Tischgastgebern präsentiert. Das Ehepaar Zimmermann stellt die Beiträge des Tisches „Nachhaltig leben und wirtschaften“ vor. Erster Schritt sei es, eine Vorbildfunktion einzunehmen. Auch solle man möglichst Rad statt Auto nutzen oder regionale Produkte kaufen. „Dieses ewige Wegwerfen ist vielen ein Dorn im Auge“, sagt Caroline Zimmermann, und wiederholt den Vorschlag aus der Runde, man könne Sammelstellen für den Überschuss eigener Gartenprodukte einrichten, oder eine Geschenkebude auf dem Heißener Markt aufstellen. Konkret sei jemand aus der Gruppe bereit, die Realisierung einer Heißen-App für Angebot und Nachfrage zu übernehmen. Marx wirft ein, er könne die Internetadresse www.netzwerk-mh.de zur Verfügung stellen, die Stadt übernehme die Gebühren.

Und so geht es weiter, Thema für Thema. Bei „Aktiv älter werden“ berichtet Alexandra Teinovic vom Verein Mülheimer Nachbarschaft von einer gut funktionierenden Senioren-Telefonkette, bei der die Teilnehmer einmal täglich kurz miteinander sprächen, um zu sehen, ob alles in Ordnung sei. Empfehlens- und nachahmenswert, finden einige. Ein Mann möchte eine Männergruppe für Aktivitäten gründen. Und so wird wohl die eine oder andere Idee umgesetzt, vieles wird als Anregung in den Köpfen der Menschen bleiben und dazu führen, so hofft das Netzwerk, sich für andere Menschen einzusetzen.