Mülheim. . Das laufende Geschäft von Thyssen Schachtbau in Russland wird durch Sanktionen kaum beeinflusst. Doch die Zukunft ist ungewiss.

Unter der Ukraine-Krise und den Sanktionen gegen Russland leidet auch das Geschäft mehrerer Mülheimer Unternehmen. Europipe, Salzgitter Mannesmann Grobblech und Vallourec beklagten zuletzt beim Gespräch mit NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider die Situation, auch das Thema Kurzarbeit stand im Raum.

Das Bergbau-Unternehmen Thyssen Schachtbau mit Sitz an der Sandstraße sieht momentan aber nur geringe Beeinträchtigungen des laufenden Russland-Geschäfts. „Von den Sanktionen sind derzeit zwar auch Bohrarbeiten betroffen, weil das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle sie genehmigen muss. Die Genehmigungen für unsere Arbeiten liegen aber alle vor“, so Michael Klein, Vorstandsvorsitzender bei Thyssen Schachtbau. Zudem habe das Unternehmen, das bereits seit mehr als zehn Jahren in Russland aktiv ist, ein gutes Auftragspolster.

Die Vergabe zukünftiger Projekte bleibt unsicher

Unsicherer sei dagegen die Vergabe zukünftiger Projekte, so Klein. „Wegen der aktuellen politischen Lage und des schwachen Rubels besteht die Gefahr, dass Aufträge vermehrt innerhalb Russlands und nicht an europäische Firmen erteilt werden.“ Die Bedeutung sei für Thyssen Schachtbau aber weiterhin immens. „Russland ist weltweit einer unser wichtigsten Märkte mit mehr als 30 laufenden oder abgeschlossenen Projekten“, sagt Klein. Das dortige Geschäftsvolumen habe die Grenze von einer Milliarde Euro überschritten.

Größtes Projekt ist der Bau des Skalisty-Bergwerks im sibirischen Norilsk, wo Thyssen Schachtbau zwei Schächte in Tiefen von 2100 Metern teuft. Im Boden lagern unter anderem Nickel, Kupfer, Gold und Platin. Derzeit sei man bei einer Tiefe von 500, bzw. 1300 Metern angelangt, sagt Projektleiter Oleg Kaledin: „Wir graben vertikal in die Tiefe, parallel übernehmen andere Firmen weiter ,oben’ schon den horizontalen Streckenvortrieb zum Abbau der Bodenschätze.“

Thyssen will weiter in Russland investieren

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Thyssen Schachtbau errichte zudem die umliegende Infrastruktur, erklärt der 32-jährige Ingenieur, der rund zwei Mal im Monat zwischen der Baustelle in Sibirien und Mülheim unterwegs ist. „Wir bauen rund 30 Gebäude im Umfeld, zum Beispiel Werkshallen und Belüftungsanlagen.“ 420 Thyssen-Mitarbeiter und 300 Arbeitskräfte russischer Subunternehmen sind vor Ort. Bis Ende 2020 sollen die Schächte fertig sein, das Auftragsvolumen liege bei mindestens 800 Millionen Euro, so Kaledin.

Auch künftig will Thyssen Schachtbau nach Möglichkeit weiter in Russland investieren: „Aufgrund der zahlreichen Rohstoffvorkommen dort bleibt das ein riesiger Markt für uns“, sagt Michael Klein Das Unternehmen plant, neben dem Schachtbau auch in horizontale Bergwerkstätigkeiten einzusteigen. „Dazu wollen wir unser vorhandenes Know-How aus dem heimischen Bergbau nutzen“, sagt Klein.