Mülheim. Die 40. Mülheimer Theatertage warten mit starken Inszenierungen auf. Vier der sieben Aufführungen sind auch zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Die Vorzeichen für die 40. Mülheimer Theatertage vom 16. Mai bis zum 6. Juni stehen auf Erfolg. „Ein Glücksjahr“ in vielerlei Hinsicht, wie Tobias Becker, Sprecher des Auswahlgremiums feststellt. Unter den insgesamt gesichteten 95 Uraufführungen waren „außergewöhnlich starke Stücke, die zu großen Theatermomenten geführt haben“. Ein Glücksjahr auch für die Gegenwartsdramatik, die gestärkt daraus hervorgehe.
Und nicht zuletzt ein Glücksjahr für das Publikum, dass die sieben stärksten Stücke nun in Mülheim erleben dürfe. Glücksfall oder Zufall, dass sich die Auswahl von gleich vier der sieben Inszenierungen neuer Stücke mit dem Berliner Theatertreffen überschneidet. Und das, sagt Tobias Becker, „gab es noch nie, nicht so geballt“. Aus Mülheimer Sicht, betont Festivalleiterin Stephanie Steinberg, „ist das doch eine schöne Bestätigung, weil in Berlin die besten Stücke eingeladen sind.“
Themen aus dem Alltag, die die Gemüter erhitzen
Neben der Besten-Schau in Berlin sind die nachfolgenden vier Autoren und Inszenierungen für den Wettbewerb um den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert: Elfriede Jelinek, vierfache Preisträgerin, mit „Die Schutzbefohlenen“ (Regie Nicolas Stemann, Thalia Theater Hamburg), Ewald Palmetshofer mit „die unverheiratete“ (Regie Robert Borgmann, Burgtheater Wien), Wolfram Lotz mit „Die lächerliche Finsternis“ (Regie Dušan David Pařízek, Burgtheater Wien) und Yael Ronen und Ensemble (Regie Ronen, Maxim Gorki Theater Berlin).
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Während Ronen und Lotz ihr Debüt in Mülheim geben, sind die anderen fünf Dramatiker gute alte Bekannte. Wie Rebekka Kricheldorf, die diesmal mit der Gesellschaftssatire „Homo Empathicus“ eingeladen ist (Regie Erich Sidler, großes Ensemble des Deutschen Theaters Göttingen). Felicia Zeller kommt mit „Wunsch und Wunder“, einer Groteske über die Reproduktionsmedizin (Staatstheater Saarbrücken) und Dirk Laucke mit „Furcht und Ekel“, einem Stück aus der rechten Ecke unserer Gesellschaft. Apropos: Trendthema des Theaterjahres, erläutert Becker, „sind die Taten der Terrorzelle NSU“. Es gebe so viele neue Stücke, dass es problemlos möglich gewesen wäre, das komplette Festival mit ihnen zu bestücken.
Themen aus dem Alltag, die die Gemüter im Land erhitzen, werden auf der Bühne reflektiert. In Mülheim reicht die inhaltliche Bandbreite von Alltagsrassismus und rechtsextremer Gewalt über Asylrecht und das Schicksal von Flüchtlingen bis zur künstlichen Befruchtung und „gesundheitsfanatischen Besserbürgern“.