Mülheim. Durch das kurzfristige Flüchtlingsaufkommen aus dem Kosovo muss Mülheim von ihrem Weg abweichen, Flüchtlinge nur dezentral unterzubringen. 80 Plätze werden im alten Schulgebäude am Fünter Weg eingerichtet. Sie sollen befristet bis Ende 2015 genutzt werden.

Bislang hatte die Stadt erfolgreich versucht, den Weg einer zentralen Flüchtlingsunterbringung zu umgehen, hatte alle Flüchtlinge dezentral u.a. in Wohnungen und einer größeren Wohneinheit an der Gustavstraße unterbringen können. Doch angesichts steigender und vor allem aus dem Kosovo noch unkalkulierbarer Flüchtlingszahlen nach oben, muss auch Mülheim ihre erste Gemeinschaftsunterkunft einrichten: In der alten Grundschule am Fünter Weg in Heißen werden bis spätestens Ostern 80 Plätze für Flüchtlinge und Asylbewerber entstehen. Vorübergehend. Bis Ende des Jahres sollen dort Menschen aus dem Kosovo untergebracht werden. Danach werde am Standort „wie geplant“ ein Wohnprojekt realisiert, betont Sozialdezernent Ulrich Ernst.

„Wir halten weiter an unserem Konzept der Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Wohnungen fest. Mit dem zusätzlichen Flüchtlingsaufkommen aus dem Kosovo ist aber kurzfristig und nicht vorhersehbar eine neue Situation entstanden. Deshalb müssen wir unser Prinzip brechen“, so Ernst. Das Innenministerium in Düsseldorf geht davon aus, dass bis zu 6000 Flüchtlinge aus dem Kosovo pro Monat nach NRW kommen. Gemäß dem Verteilschlüssel von einem Prozent, der auf Mülheim fällt, müsste die Verwaltung 60 zusätzliche Flüchtlinge unterbringen.

Bisher ging sie von 1200 Flüchtlingen Ende 2015 aus, was bereits 500 mehr als Ende 2014 sind – ohne Kosovaren. In 2016 rechnet die Stadt gar mit 1600 Flüchtlingen. Alleine um sie unterzubringen, denkt die Stadt über eine Containerlösung fürs nächste Jahr nach. Seit 14 Tagen habe der Flüchtlingsstrom aber eine neue Dimension erreicht. Es gibt keine verlässliche Einschätzung, wie er sich entwickelt. Wenn 500 bis 600 Menschen aus dem Kosovo nach Mülheim kommen, dann müsse die Stadt bereits in diesem Jahr Container aufstellen, weil es nicht genügend Wohnungen gibt.

Erschwert wird die Kalkulation auch dadurch, dass zwischen der Ankündigung von der Zuweisungen durch die Bezirksregierung Arnsberg und der Ankunft der Flüchtlinge in Mülheim nur noch zwei bis drei Tage liegen. Im günstigen Fall. Es komme auch vor, dass die Verwaltung von einem auf den anderen Tag reagieren muss.

Gespräche mit Anwohnern

Mit den wachsenden Flüchtlingszahlen steigen auch die Kosten. 2014 erhielt die Stadt vom Land eine Million Euro für die Flüchtlingsunterbringung, der Aufwand inklusive Personalkosten und Transferleistungen belief sich aber auf 7,4 Millionen Euro. In 2015 zahlt das Land 2,3 Millionen Euro, doch bereits jetzt sei klar, dass auch der Aufwand auf 11,8 Millionen Euro steigen wird.

Die Grundschule am Fünter Weg ist für die Stadt „eine vertretbare Lösung“ auf Zeit. „Wir haben keine Alternative“, macht der Sozialdezernent deutlich. Die Anwohner sollen vor Ort in Gesprächen informiert werden. Es wird rund um die Uhr eine Betreuung für die Flüchtlinge in der Schule geben, auch eine Sozialbetreuung. Ulrich Ernst hofft aber darauf, „dass es in Heißen Menschen geben wird, die helfen wollen.“ Die SPD in Heißen ist davon überzeugt, dass es gelingen wird, eine Willkommenskultur wie in Styrum zu etablieren. Dass die an der Gustavstraße so gut funktioniere, liege nicht zuletzt an der „von privatem Engagement getragenen Initiative ‚Willkommen in Mülheim’“, sagt der Ortsvereinsvorsitzende Daniel Mühlenfeld. „Mit dem guten Willen aller Beteiligten“, ist er überzeugt, „wird sich Gleiches auch in Heißen schaffen lassen.“