Mülheim. . Die 82-jährige Ingrid Müller erlitt auf dem Weg zum Friedhof einen Herzanfall. Schüler des Gymnasiums Heißen griffen ein und retteten ihr das Leben.

„Wenn die jungen Leute nicht gewesen wären, dann säße ich jetzt nicht mehr hier“, dessen ist sich Ingrid Müller, stolze 82 Jahre alt, ganz sicher. Am 11. Februar war sie auf dem Weg zum Heißener Friedhof, als sie einen Herzanfall erlitt.

Zum Glück war sie nicht alleine. „Unsere letzten Unterrichtsstunden sind ausgefallen, und wir waren auf dem Nachhauseweg“, berichtet Tan Dogan, 16 Jahre, und Schüler des nahe gelegenen Gymnasiums Heißen. „Wir liefen etwa 50 Meter hinter ihr, als wir merkten, dass etwas nicht stimmt.“ Zusammen mit seinen Mitschülern Jan Bacak und Dennis Peters stützte er die geschwächte Frau, damit sie nicht stürzte.

Zeitgleich klingelten zwei Mädchen bei Nachbarn und besorgten schnell einen Stuhl für Ingrid Müller. Die Jungs halfen ihr beim Hinsetzen, öffneten ihren Mantel und riefen den Krankenwagen. „Ich kann mich kaum noch an den Vorfall erinnern, ich war nicht mehr richtig bei Bewusstsein“, berichtet die Rentnerin. Der Krankenwagen erschien in kürzester Zeit und nahm Ingrid Müller mit ins nächste Krankenhaus. Dort bestätigte ein Arzt, dass ihr Zustand lebensbedrohlich war. Dank der schnellen Reaktion der Schüler geht es der 82-Jährigen aber inzwischen wieder gut.

Schüler für den Bürgerpreis vorgeschlagen

Jan und Dennis hatten bis dahin keinerlei Erfahrungen mit Erster Hilfe, während Tan Schulsanitäter ist und auch schon mal ein Praktikum bei einem Arzt gemacht hat. Bei einem Herzanfall allerdings hat er noch nie Erste Hilfe geleistet. Für die Jungs ist ihr Einsatz trotzdem ganz selbstverständlich. „Wir haben spontan gehandelt“, erklärt Tan. „Einfach Weiterzugehen, kam nicht in Frage.“

Für ihr Engagement bekommen die Drei als Anerkennung von ihrer Schule eine einwöchige Fortbildung bei der „47. young leaders Akademie“ in Berlin. Zusätzlich hat ihre Schulleiterin, Dr. Sigrun Leistritz, sie für den Bürgerpreis 2015 vorgeschlagen. Die Frist für die Anmeldungen ist aber leider schon verstrichen. „Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr“, sagt die Schulleiterin. Für Tan gibt es dabei allerdings keine Verlierer: „Ob man gewinnt oder nicht, ist eigentlich egal. Hauptsache ist, dass man etwas Gutes getan hat.“

"Ich bin den jungen Leuten wirklich sehr dankbar"

Als sie die Jugendlichen jetzt erneut traf, rund zwei Wochen nach dem Notfall, war Ingrid Müller froh. „Ich bin den jungen Leuten wirklich sehr dankbar, und das wollte ich Ihnen auch noch mal sagen. Dank ihrer Hilfe werde ich noch Zeit mit meiner Enkelin und meiner Familie verbringen können“, berichtet die sichtlich gerührte 82-Jährige.

Angst vor einem erneuten Herzanfall, bei dem dann aber keine Helfer zur Stelle sind, hat sie nicht, obwohl sie alleine wohnt. „Ich habe eine tolle, aufmerksame Nachbarschaft. Auch meine Tochter kümmert sich sehr um mich. Sie kommt täglich vorbei um nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist.“