Saarn. . Die Sparkasse und Tengelmann verlassen bald ihre Domizile am Eingang des Dorfes. Kreative Lösungen zur Belebung des Standortes sind jetzt gefragt.

Mit dem grünen Warenhaus Bellscheidt verliert das Dorf demnächst wieder einen alteingesessenen Familienbetrieb. Die Wege zu frischem Obst, Gemüse und Landeiern werden, vor allem für ältere Saarner, länger. Auch das „Tor“ zur beliebten Bummelmeile sieht neue Leerstände: Die Sparkasse zieht aus – und wenn Tengelmann ebenfalls geht: „Wir haben das bereits im Blick. Darum müssen wir in den nächsten Monaten viele Gespräche mit Eigentümern und Leuten führen, die sich mit ihrem Angebot in Saarn ansiedeln möchten“, sagt Margit Schettler, Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft Saarn. „Ödnis und Stillstand können wir uns hier nicht leisten – schon gar nicht am Eingang des Dorfes.“

Das ist in der aktuellen Situation etwas leichter gesagt als getan. Aber der Vorstand und viele Mitglieder der Werbegemeinschaft haben erkannt, dass Saarn keine Insel der Glückseligen mehr sein wird – wie noch vor zehn Jahren.

Woran Speldorf, Heißen und Styrum längst zu knacken haben, erfasst jetzt die Mülheimer Vorzeigemeile. „Die großen Discounter an der Düsseldorfer Straße – vor dem Dorfkern – machen uns nicht glücklich“, sagt Margit Schettler. Das Abfischen der Kunden am Einkaufswagen sei erkennbar. Dabei hätten Saarner und Bewohner benachbarter Stadtteile das Potenzial, für gute Dienstleistung und gute Qualität zehn oder 20 Cent mehr zu bezahlen. Der Samstagsmarkt beispielsweise sei dafür der sichtbare Beweis. „Wir haben lange daran gearbeitet, ihn einzurichten. Jetzt möchten ihn die Besucher nicht mehr missen“, fügt Schettler hinzu.

Standort am ehemaligen Aldi/Penny-Markt wiederbeleben

So ist der Vorstand der Werbegemeinschaft vorrangig daran interessiert, den ehemaligen Aldi/Penny-Markt wieder zu beleben. „Wenn Tengelmann das Saarn-Center verlässt, brauchen wir für diesen Standort kreative Lösungen“, betont Margit Schettler. Beide Ladenlokale könnten mit einem Verbindungsbau zusammengelegt werden – entweder für eine große Einheit oder für mehrere kleinere.

Gute Chancen habe ein Frischemarkt, der älteren Leuten die ausgesuchten Waren nach Hause bringt. „Andere könnten vormittags über das Internet bestellen und nehmen die Dinge abends auf dem Weg nach Hause mit“, blickt die Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft in die Zukunft. Einige Parkplätze gebe es vor der Ladentür, genug dahinter und in der Tiefgarage – die Einfahrt am Tennisplatz kenne fast jeder.

Gäbe es für die bald nicht mehr benötigte Sparkassenfiliale am Eingang des Dorfes einen Nachmieter, wäre das für den Besitzer und für Saarn gut, heißt es in der Werbegemeinschaft. Die Gaststätte „Pandosia“, seit mehr als 20 Jahren im Dorf, brauche ebenso ein attraktives Umfeld mit guten Geschäften und Einkaufsmöglichkeiten. Gegen Leerstände am Eingang des Dorfes müssten auch die Vermieter etwas unternehmen.

Hausbesitzer sollten Augenmaß bei Ladenmieten zeigen 

„Mit entscheidend für einen ausgewogenen und stabilen Branchenmix im Saarner Dorf ist die Gestaltung der Mieten. Ladeninhaber und Neustarter müssen von ihren Umsätzen auch leben können“, bittet Schettler, die Quadratmeterpreise nicht in utopische Höhen zu treiben. Ketten könnten für ihre Filialen zwar mehr zahlen, seien aber für Flair und Image des Dorfes – das die Leute so schätzen – eher ungünstig.

Was gerade preislich auf dem Wohnungsmarkt in Saarn abgehe, dürfe sich bei Ladenlokalen nicht fortsetzen. „Besser sind doch langfristige Verträge mit erträglichen Konditionen“, setzt der Werbegemeinschaftsvorstand auf Augenmaß bei den Hauseigentümern. „Das bringt beiden Seiten mehr Sicherheit als ständige Wechsel oder leere Schaufenster“, fügt Margit Schettler hinzu.

Sie wirbt ebenso dafür, zu Fuß nach Saarn zu kommen. „Wir haben genug Parkflächen auf dem Kirmesplatz an der Mintarder Straße. Von dort sind es nur fünf Minuten durchs Grüne bis ins Dorf. In einem Einkaufszentrum laufen die Leute dagegen oft 15 Minuten vom Auto zum ersten Laden.“