Mülheim. Klavier-Festival Ruhr präsentiert vier virtuose Pianisten in der Stadthalle: Marc-André Hamelin, Katia Buniatishvili, Kit Armstrong und Daniil Trifonov.

Im letzten Jahr war Mülheim beim Klavierfestival Ruhr einer der Veranstaltungsorte des Beethoven-Gipfels (mit dem großartigen Igor Levit). Wenn es dieses Jahr um die Geheimnisse des späten Schubert geht, dann ist Mülheim wieder dabei. Drei Pianisten setzen sich in drei Städten mit der nur wenige Wochen vor dem frühen Tod des Meisters 1828 vollendeten B-Dur-Sonate auseinander. Im Theatersaal der Stadthalle ist das am Dienstag, 30. Juni, um 20 Uhr Marc-André Hamelin.

Der Frankokanadier des Jahrgangs 1961 gilt manchen als der technisch beste Pianist unserer Zeit. Was ihn natürlich noch lange nicht zum hellsichtigen Schubert-Interpreten macht. Aber Hamelin ist kein oktavierender Dummdonner, sondern er besitzt neben aller Brillanz auch die Fähigkeit zu lyrisch beseeltem Spiel. Selbst abgrundtief schwierige Stücke wie seine eigenen, 2011 uraufgeführten Paganini-Variationen haben bei aller zirzensischen Zurschaustellung unbestreitbare musikalische Qualität. Ebenfalls in Mülheim mit Hamelin zu hören: Mozarts letzte Klaviersonate und Heft II der „Images“ von Debussy.

Neue Qualität des Klavierspiels

Katia Buniatishvili erlebte 2009 beim Klavierfestival Ruhr den großen Durchbruch, als sie in der Duisburger Mercatorhalle für die erkrankte Hélène Grimaud einsprang und ein sensationelles Debüt hinlegte. In Mülheim, wo sie bereits in den Jahren 2010 und 2011 große Erfolge feiern konnte, ist sie am Donnerstag, 23. April, mit einem hochvirtuosen Programm vertreten: Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“, Ravels „Gaspard de la nuit“, dazu Liszt, etwa „La Campanella“ und die von Horowitz auch noch aufgebrezelte 2. Ungarische Rhapsodie.

Der von Altmeister Alfred Brendel gepriesene Kit Armstrong ist am Dienstag, 12. Mai, zu Gast. Ausschließlich Variationenwerke hat der 1992 in Kalifornien geborene Pianist im Programm: Musik der Virginalisten John Bull und William Byrd, dazu Jan Pieterszoon Sweelincks „Mein junges Leben hat ein End“ und Bachs berühmte Goldberg-Variationen.

Perfektionist Hamelin: erst verrissen, dann lupenrein

Die Mülheimer Konzertfreunde konnten Marc-André Hamelin vor einigen Jahren schon einmal im Rahmen des Klavierfestivals im Theatersaal der Stadthalle bewundern.

Damals spielte der heute 53-jährige Pianist Leopold Godowskys unvorstellbar schwierige Studien über ja an sich schon durchaus ausreichend hakeligen Chopin-Etüden. Ausgerechnet die berühmte erste in C-Dur war – man könnte sagen leicht verrissen. Für einen gnadenlosen Perfektionisten wie Hamelin natürlich ein Unding. Als Zugabe kam nur ein Stück in Frage: die C-Dur-Etüde, diesmal lupenrein.

Geradezu eine neue Qualität des Klavierspiels wird dem Russen Daniil Trifonov nachgesagt, auf den Tag genau ein Jahr älter als Kit Armstrong. Er eröffnet in der Mülheimer Stadthalle sein Programm am Mittwoch, 10. Juni, mit Franz Liszt: Bearbeitungen von Liedern Franz Schuberts und zwei Etüden. Hauptwerk des Programms ist Schuberts beliebte Sonate-Fantasie G-Dur. Auf Trifonov darf man besonders gespannt sein: wird er doch von Kollegen wie Kritikern gleichermaßen enthusiastisch gelobt.