Mülheim. Der Zeitverlust von zehn Monaten war nicht aufzuholen: Die Studenten und Dozenten der HRW können daher erst zum Sommersemester 2016 umziehen.

Was Insider schon länger befürchtet haben, bewahrheitet sich nun: Der Neubau der Hochschule Ruhr West an der Duisburger Straße wird nicht zum Wintersemester fertig. Studenten und Dozenten müssen bis zum Sommersemester 2016 warten, ehe sie auf den Campus in Broich ziehen können.

Noch vor zwei Wochen hieß es von Seiten des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW (BLB), der den Komplex für 139 Millionen Euro errichtet, dass man am Wintersemester als Umzugstermin festhalte. Gestern erfolgte nach weiteren Gesprächen zwischen Hochschule und Bauleitung der Rückzieher von dem ehrgeizigen Plan. „Wir dachten, dass wir die Verzögerung beim Bauablauf aufholen können, das hat einfach nicht geklappt“, erklärte Barbara Kneissler, Sprecherin beim BLB in Münster.

Im August 2012 wurde auf dem Campusgelände mit den Erdarbeiten begonnen

Im August 2012 wurde auf dem Campusgelände mit den Erdarbeiten begonnen. Parallel sollten auch die Rohbauarbeiten starten. Doch ein Anbieter, der bei der Auftragsvergabe nicht zum Zuge kam, fühlte sich benachteiligt und legte eine sogenannte Vergabebeschwerde ein.

Diese Beschwerde wurde in erster Instanz vor der Vergabekammer Münster und in zweiter Instanz vor dem OLG Düsseldorf verhandelt. Die Hochschule bekam letztlich Recht, doch sie konnte statt im August erst im März 2013 mit dem Rohbau starten – acht Monate Zeitverlust. Und es folgte später noch einmal eine Vergabebeschwerde zu den Elektroarbeiten. Auch hier, so Barbara Kneissler, habe man zwei Monate verloren, unterm Strich zehn Monate.

„Dieser Zeitverlust konnte nicht gänzlich kompensiert werden“

„Dieser Zeitverlust, durch den sich nachfolgend auch die Ausführung weiterer Gewerke verschieben musste, konnte trotz des hohen Engagements aller Beteiligten nicht gänzlich kompensiert werden“, erläutert Hermann Josef Peters, stellvertretender Leiter der Niederlassung Münster des BLB. Aktuell fehlen am Ende zwei Monate.

100 Vergaben an Handwerksfirmen

Derzeit laufen die Arbeiten auf der Baustelle auf Hochtouren: Alle Fassaden sind wetterdicht, die Fenster wurden bis auf einzelne Verglasungen und die Fassadenelemente in der Mensa eingebaut. Der Innenausbau geht zügig voran. Das Parkhaus wurde fertiggestellt, die Herrichtung der Außenanlagen hat begonnen.

Die Hochschule besteht aus vier Institutsgebäuden, einer Bibliothek, einem Hörsaalgebäude, einer Mensa und einem Parkhaus mit einer Bruttogeschossfläche von insgesamt 62 500 Quadratmetern. Insgesamt wurden 100 Vergaben an Handwerksfirmen getätigt.

Ein Umzug wäre Weihnachten möglich. „Wir können aber nicht mitten im Semester umziehen“, sagt der Rektor, Prof. Eberhard Menzel. „Wir werden die Kisten packen, sobald Ende Januar 2016 die letzten Semesterarbeiten erledigt sind.“ Aus Sicht der Hochschule ist der verspätete Umzug zwar nicht schön, aber auch kein Drama, wie Menzel betont. Ohnehin seien die Container in Dümpten, wo der Lehrbetrieb seit drei Jahren stattfindet, bis Ende des Jahres angemietet. Auch wirtschaftlich entstehe der Hochschule kein Nachteil, da man auch erst ab dem Sommersemester 2016 Miete zahlen müsse.

Der verspätete Einzug hat aus Sicht des Rektors aber auch einen Vorteil: „Wir werden in störungs-freie Hochschulgebäude einziehen, die komplett fertig ist, wo keine Kabel mehr im letzten Moment gezogen werden müssen.“