Mülheim. Der VRR will die Preise für das vergünstigte ÖPNV-Ticket erhöhen, Studentenvertreter laufen dagegen Sturm. Nun sollen die Studenten selbst abstimmen.
Womöglich müssen die rund 3300 Studenten der Hochschule Ruhr West (HRW) und Studierende aller anderen Universitäten im Ruhrgebiet ab dem kommenden Wintersemester 2015/16 ohne das Semesterticket für den ÖPNV auskommen. Grund ist eine Preiserhöhung, die der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) geplant hat. Gegen den Anstieg der Fahrkosten wollen sich die HRW-Studentenvertreter gemeinsam mit Verbindungen anderer Hochschulen wehren.
Das Bus- und Bahnfahren für Studenten basiert auf dem Solidaritätsprinzip. Heißt: Alle Studenten zahlen für das Semesterticket – die Kosten dafür werden automatisch mit den Studiengebühren eingezogen. Dafür gibt es die Fahrkarte zum vergünstigten Preis. Bereits im vergangenen Jahr hatte der VRR den 34 Hochschulen in seinem Gebiet die Semesterticket-Verträge gekündigt, um in neuen Verträgen eine stufenweise Anhebung der Preise durchzusetzen. Am Ende werde es eine Erhöhung von etwa 40 Prozent geben, beklagt der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der HRW. Aktuell kostet das Semesterticket 18,36 Euro. Ab dem kommenden Sommersemester wird der Preis auf 19,06 Euro angehoben.
Weitere Anhebungen sollen in den kommenden Jahren stufenweise folgen, bis das Ticket im Jahr 2019 voraussichtlich 26,50 Euro im Monat koste, so die Rechnung der Studenten. „Zur Zeit zahlen wir für das Ticket 155 Euro pro Semester, 2019 wären es dann ca. 220 Euro“, erklärt Sebastian Ackermann, Vorsitzender des HRW-Asta. Diesen neuen Vertrag des VRR will die Asta daher nicht akzeptieren. „Wir verweigern die Unterschrift.“ Was jedoch bedeutet, dass die Tickets im Sommer 2015 das letzte Mal ausgegeben und genutzt werden können. Also hoffen Sebastian Ackermann und seine Kommilitonen auf ein Einlenken des VRR. „Wir würden gerne in Gespräche einsteigen.“
„Keine Alternativszenarien“
Die Asta der HRW habe bereits eine Anfrage an den Via-Verkehrsverbund gestellt, ob es entsprechende Angebote für die Studenten geben könnte, so Sebastian Ackermann. „Bei uns ist aber leider nichts angekommen“, sagt dagegen Via-Sprecher Nils Hoffmann. Und erklärt: „Wir sind auch nicht in der Lage, Alternativszenarien anbieten zu können.“
Auf Facebook organisieren sich die Asten der Hochschulen in der Gruppe „So nicht, VRR“.
Keine weiteren Verhandlungen
Weitere Verhandlungen werde es aber kaum geben, sagt VRR-Sprecherin Sabine Tkatzik. Rückenwind für die Anhebung habe es bereits aus der Politik gegeben. „Über einen längeren Zeitraum sind die Preise für andere Tickets überdurchschnittlich angehoben worden, die der Semestertickets jedoch nicht“, erklärt Sabine Tkatzik. So sei eine Schere entstanden, die es zu schließen gilt. Mit der stufenweisen Preissteigerung sei zudem ein Kompromiss gefunden worden. „Wir hoffen, dass trotz Anpassung möglichst viele Hochschulen den Vertrag unterzeichnen.“ Falls nicht, gebe es die Möglichkeit, den Young-Ticket-Tarif abzuschließen, so Tkatzik.
Ob die 901 ab kommendem Wintersemester nur halb voll an der HRW-Haltestelle halten wird, bleibt abzuwarten. Am Ende haben die Studenten die Wahl: „Unser Studierendenparlament überlegt derzeit, ob in einer Urwahl abgestimmt werden soll“, so Sebastian Ackermann.