Mülheim. . Kundeneinlagen klettern auf 1,8 Milliarden Euro. Baufinanzierungen steigen auf 135 Millionen. Selbst mickrigste Zinsen machen viele Sparer nicht mutiger.
Nicht nur der Dax vermeldet Allzeithochs, auch die Sparkasse tut es bei der Vorstellung ihrer Bilanz für das vergangene Jahr mit einer Bilanzsumme von 2,8 und Kundeneinlagen von 1,8 Milliarden, eine „erhebliche Steigerung“ gegenüber dem Vorjahr.
Das Kreditvolumen stieg auf 2,2 Milliarden, ein weiterer Anstieg, wenn auch kein neuer Spitzenwert. Den gab es dafür wiederum bei den Baufinanzierungen. Für knapp 135 Millionen Euro konnte die Sparkasse Neuverträge abschließen, zum Vergleich: Im Jahr davor lag die Summe bei 106 Millionen, und das war schon viel. Die niedrigen Zinsen machen auch dieses Allzeithoch möglich. In Steinen ausgedrückt: 223 Ein- und Zweifamilienhäuser finanzierte die Sparkasse mit, 286 Eigentumswohnungen, 95 Mehrfamilienhäuser und 422 Modernisierungen. Das Baugeschäft brummt. In Immobilien wird gerne investiert, wenn man denn das passende Objekt findet.
Viel Geld wird kurzfristig geparkt
Allerdings, und auch das ist ein Hoch: Sehr viel Geld wird sehr kurzfristig geparkt. „Es liegt so viel auf den Girokonten, wie es sich unsere Vorgänger nie hätten vorstellen können“, sagt der Vorstandsvorsitzende Martin Weck. Alle hegen die Hoffnung auf steigende Zinsen, doch die sieht man am Berliner Platz vorerst nicht. Immerhin, es trauen sich angesichts des Lei(d)tzinses mehr Kunden als zuvor, ins Wertpapiergeschäft einzusteigen. Die Bilanz weist hier 794 Millionen Euro aus. Es könnten mehr sein, wenn der deutsche Sparer mutiger wäre. Doch das, so Vorstandsmitglied Ralf Dammeyer, liege halt nicht in der Mentalität – auch wenn es sich lohnen würde.
Die Sparkasse setzt auch hier auf intensive Beratung. Die individuelle Betreuung, so Weck, werde personell und räumlich ausgebaut, demnächst auch in der Hauptstelle am Berliner Platz. Die Themen Risiko- und Altersvorsorge, so Dammeyer, seien dabei Schwerpunkt für das laufende Jahr.
Servicebereich wird reduziert
Zugleich wird der Servicebereich reduziert, weil das klassische Tagesgeschäft sich immer mehr ins Internet verlagert. Jeder zweite Sparkassenkunde nutzt das Online-Banking, 9000 Kunden haben sich inzwischen auch die App aufs Handy geladen und führen quasi die Sparkasse in der Hosentasche.
Bei den 13 Filialen in der Stadt will die Sparkasse erstmal bleiben, Holthausen und Dümpten wurden modernisiert, die Zweigstelle in Speldorf steht bei den Umbauplänen „ganz oben auf der Wunschliste“. Dass man in der Stadt mit 168 000 Einwohnern mal unter zehn Filialen gehen könnte, glaubt Weck nicht.
Gut eine Million Euro konnte die Sparkasse wieder für städtische Sport-, Kultur- und Sozialprojekte zur Verfügung stellen. Gerade bei den Sozialprojekten sieht Weck langfristig eine „gute Rendite“.
Unterricht in Geldfragen
Mitarbeiter der Sparkasse würden gerne häufiger in die Schulen gehen und junge Leute über die Welt des Geldes aufklären, Fragen beantworten, volkswirtschaftliche Themen diskutieren.
Das Interesse sei bei den Jugendlichen dafür vorhanden, sagt Ralf Dammeyer mit Verweis auf das gerade beendete „Planspiel Börse“, an dem sich 223 Schüler aus Mülheim beteiligt und Einblicke in den Aktienmarkt erhalten haben. Selbst bei der Preisvergabe seien noch acht Schulen vertreten gewesen, freut sich Dammeyer. Ob eine intensivere Zusammenarbeit mit Schulen möglich und gewünscht sei, liege bei den Schulen, heißt es. Martin Weck erinnert in dem Zusammenhang an jene Schülerin, die mit ihrem Eintrag bei Twitter – ich kann ein Gedicht in vier Sprachen analysieren, weiß aber nicht, welche Versicherungen ich brauche – bundesweit für Schlagzeilen sorgte.
Nach wie vor sehr stark ist die Sparkasse bei der Ausbildung, 56 Azubis lernen im Haus. 17 machten jetzt die Abschlussprüfung, alle sollen übernommen werden. Einige, so Weck, könnten auch ein Studium anschließen.