Mülheim.

Nordrhein-Westfalen wird zum Jahreswechsel die Grunderwerbsteuer um 30 Prozent, von 5 auf 6,5 Prozent, anheben. Das hat einiges an Bewegung auf den Immobilienmarkt gebracht, denn viele Käufer versuchen noch auf den allerletzten Drücker die Steuererhöhung zu umgehen.

Jens Hendrik Zerres vom Maklerbüro „ J. Zerres u. Sohn“ bestätigt die Zunahme der Abschlüsse auf dem Häuser- und Wohnungsmarkt. „Es betrifft allerdings eher private als gewerbliche Käufe“, sagt der Immobilienmakler. Pro 100.000 Euro spare der Kunde in diesem Jahr immerhin 1500 Euro. Der Ansturm sei erst in den vergangenen Monaten deutlich spürbar gewesen, denn die Erhöhung wurde erst am 28. Oktober von der Landesregierung beschlossen.

Kauf durchgezogen, bevor es teurer wird

Die Steuererhöhung habe vorwiegend Menschen zum raschen Kauf bewogen, die sowieso planten, eine Immobilie zu erwerben. Sie haben also den Kauf im alten Jahr noch durchgezogen, bevor es teurer wird. „Wir Makler, Banken und Sparkassen als Finanzierer sowie Notare hatten im Dezember definitiv mehr Arbeit“, so Zerres.

Mit Steuererhöhung Neuverschuldung senken

Die Erhöhung wurde mit den Stimmen der SPD und Grünen und gegen die Stimmen der CDU, FDP und Piraten verabschiedet. Damit hat NRW mit Schleswig-Holstein und dem Saarland die höchste Grunderwerbsteuer in Deutschland.

Die Landesregierung möchte mit den erwarteten Mehreinnahmen von 400 Mio. Euro die Neuverschuldung senken.

Bei den Privatimmobilien laufe das Geschäft in Mülheim gut, bekräftigt der Makler. „Wir können sehr zufrieden sein.“ Mülheim sei eine beliebte Wohnstadt, die Nachfrage vernünftig und die Preissteigerungen für Immobilien hielten sich in Grenzen.

Markt sei aber beileibe nicht leergekauft

Konkreter wird Thomas Weber, Prokurist von FDL-Immobilien: „Im Vergleich zum Dezember 2013 ist das Kaufpreisvolumen im Dezember 2014 um rund 60 Prozent gestiegen.“ Allerdings seien auch die durchschnittlichen Immobilienpreise gestiegen, von 245.000 Euro im Dezember 2013 auf 260.000 im Dezember 2014. „Menschen, die sowieso mit uns im Gespräch waren, haben letztlich die Beurkundung vorgezogen“, so Weber. „Wir hatten keine Kunden, die nur gekauft haben, weil die Steuer erhöht wurde.“ Der Markt sei aber beileibe nicht leergekauft. Wer eine Immobilie suche, finde auch weiterhin sicherlich das passende Objekt.

Thomas Michael Wessel hat sich „breitschlagen lassen“, so der Notar, sogar am heutigen Silvestertag noch zwei Käufe zu beurkunden. „In den letzten acht Tagen sind durch Makler und Sparkasse noch etliche Wünsche hinzugekommen. Es ist ja auch ein erheblicher Geldunterschied für die Käufer,“ findet Rechtsanwalt Wessel.

Das Immobiliengeschäft sei schon eine ganze Weile, natürlich auch wegen der niedrigen Zinsen, sehr attraktiv, sagt Frank Hötzel, Sprecher der Sparkasse Mülheim. Denen, die bereits eine Kaufentscheidung getroffen hatten, habe man geraten: „Macht lieber im Dezember noch Nägel mit Köpfen“, so Hötzel.