Mülheim. . Der Neubau des Broicher Gymnasiums kostet mehr als neun Millionen Euro. Die Altbausanierung käme teurer. Bodenbelag mit Holzoptik aus dem Kaufhaus.

„Ich komme gern in die Mensa zum Frühstück. Hier ist es gemütlich, ich treffe meine Freunde. Der Saal ist schön.“ Kai, der sich an der Ausgabe gerade ein Schinkenbrötchen mit Gurken- und Tomatenscheiben geholt hat, schlendert zu den Tischen mit Barhockern. Gymnasiasten und Realschüler teilen sich jetzt die neue Mensa in Broich. Kai und seine Freunde werfen ihre Jacken über die Hocker und beißen in ihre Brötchen. Hinter ihnen ist die Schlange am Frühstücksschalter in der ersten Pause noch lang. Frank Buchwald, Leiter des Immobilienservices, sieht sich bestätigt. Das Konzept seiner Abteilung „eine Mensa für zwei Schulen“ kommt bei den jungen Leuten an.

Das alles spielt sich im Erdgeschoss des Neubaus zwischen Kiebitzfeld und Ritterstraße ab. Darüber sind die Unterrichträume, die Gymnasiasten seit neun Monaten auf mehreren Etagen nutzen. Wer das Schulschild nicht gesehen hat, fühlt sich fast wie in zweckentfremdeten, schlichten Wohnzimmern mit Parkettboden. „Das ist ein PVC-Belag in Holzoptik. Er nennt sich Amtico“, erklärt Buchwald. „Der stammt aus Kaufhäusern, ist strapazierfähig und hält mindestens 15 Jahre.“ Was in der Damen- und Herrenabteilung gut aussieht, schätzen auch die Schüler, haben sich die Bauingenieure vom Immobilienmanagement gedacht und es in Broich einbauen lassen.

Zwischenlösung mit Unterricht und Abitur in Containern fällt weg

Wer in diesen kalten Wintertagen die Eingangstür hinter sich ins Schloss fallen hört, spürt die Wärme der Klimaanlage. „Aber im Sommer geht man hier fast ein. Wir können nur ein kleines Oberlicht öffnen“, ruft eine Frau aus der Brötchenausgabe. „Das regelt doch die Klimaanlage. Darum sind nur wenige Fenster zu öffnen“, antwortet Frank Buchwald. Aber er weiß: „Mit Klimatechnik kommen nicht alle Menschen klar.“ Er will die Sache mit dem Hausmeister regeln.

Mit funktionaler Ausstattung

29 Klassenzimmer, Sanitärräume sowie Speisesaal beinhaltet der Neubau des Broicher Gymnasiums mit 3131 Quadratmetern Nutzfläche. Die dunkle Fassade unterscheidet sich von den bunten Elementen der Realschule.

Rund 9,35 Millionen Euro kosten Schulbau und Außenanlagen. 3,123 Millionen Euro steuert die Leonhard-Stinnes-Stiftung bei, weil Bauweise und Gymnasium bestimmte Kriterien erfüllen. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach kostet 219. 000 Euro. Die Datenanzeige am Brötchenschalter funktioniert noch nicht.

Die Innenwände sind aus lackiertem Sichtbeton, die Aluminium-Fenster hochwärmedämmend. Erst nach Abbruch des Altbaus – mit großem Atrium ein Energiefresser – wird der Pausenhof im nächsten Jahr komplett.

Ursprünglich hatten die städtischen Gebäudemanager gar nicht an einen Neubau für das Broicher Gymnasium gedacht. Der alte Bau aus den 1970er Jahren sollte eine Runderneuerung mit Brandschutz und Wärmedämmung erhalten. „Als wir alles berechnet hatten, kamen wir auf eine Summe, für die wir besser ein neues und langlebigeres Gebäude bauen konnten“, erklärt der Mülheimer Immobilien-Chef. Die Zwischenlösung mit Unterricht und Abitur in Containern fällt weg. Für eine Restlaufzeit sind im gymnasialen Altquartier Grundschüler und danach ein Kindergarten übergangsweise im Erdgeschoss untergebracht.

Der Gong ruft Kai und seine Freunde zur Physikstunde – die Berechnung der Fallgeschwindigkeit steht an. Auf der Broicher Baustelle fielen keine Steine vom Gerüst. Aber wegen Problemen mit einem Estrichbetrieb und der Insolvenz der Fassadenfirma war die Penne erst fünf Monate später als geplant fertig. Zwischendurch verhandelte Frank Buchwald mit den Schulleitern. Realschüler und Gymnasiasten teilen sich eine Mensa: Das wollten die Schulchefs zuerst nicht auf ihre Speisekarte setzen. „Aber der Sparzwang bringt oft auch gute Lösungen“, so Buchwald.