Mülheim. . Über 70 Flüchtlinge aus vielen Ländern kamen zur Willkommensfeier in die evangelische Lukaskirchengemeinde. Angstfrei sind viele auch hier nicht.
Hartelijk welkom, hosgildiniz, Khosh Amadid – es gibt viele Arten, Menschen willkommen zu heißen. Die evangelische Lukaskirchengemeinde hatte mit einem „Welcome-Meeting“ (Willkommen-Treffen) am Samstag die Menschen im Blick, die sich nicht immer eingeladen fühlen: Mehr als 70 nahmen das bewusst gesetzte Signal an, setzten sich bei Kaffee und Kuchen an die Tische im Gemeindehaus an der Albertstraße.
Gut 230 Flüchtlinge aus dem Iran, Syrien, Afrika und Osteuropa leben im Stadtteil. Das sind etwa ein Drittel aller Flüchtlinge in der Stadt. Nicht wenige sind unter ihnen, die religiös oder politisch verfolgt werden. Für viele keine einfache Situation, zumal es manche Konflikte in den vollen Unterkünften und auch mit manchen Anwohnern im Umfeld der Gustav- und Augustastraße gibt.
Freizeitangebote und verschiedene Möglichkeiten
Pfarrer Michael Manz und Annette Faßbender vom evangelischen Flüchtlingsreferat kennen die Lage vor Ort: „Es gibt gute Hilfe aus der Verwaltung“, betont Manz, „wir wollen diese mit Freizeitangeboten in der Gemeinde unterstützen, etwa mit Fußball, Tischtennis und Unterhaltung. Denn viele Flüchtlinge haben das Problem, ihren Alltag zu strukturieren.“ Auch Faßbender sieht viele Möglichkeiten der Verzahnung von städtischer und ehrenamtlicher Unterstützung: „Kostenlose Deutschkurse, Asylverfahrensberatung – wichtig ist, dass die Angebote möglichst niederschwellig sind.“
Im Saal der Lukaskirchengemeinde ist die Stimmung unter den Flüchtlingen aus vielen Nationen gelöst, obwohl viele eine harte Zeit erlebt haben. Nur wenige können darüber erzählen, weil sie kaum Deutsch oder Englisch sprechen, oder auch hier noch Angst haben vor Verfolgung. Der Iraner Hamid ist einer von ihnen: „Ich bin Christ und will einfach in Freiheit meinen Glauben leben können“, bekennt er auf Englisch. In seiner Heimat muss Hamid allerdings damit rechnen, umgebracht zu werden, wenn er seine Religion ausübt. Dem gelernten Bauingenieur und seiner Frau blieb nur die Flucht, auch wenn das die Trennung von seiner Familie bedeutet hat.
Freiheit und Demokratie
Abraham und Solomon hingegen sind aus dem afrikanischen Eritrea vor dem Krieg geflohen. „Das Wichtigste für mich ist, in Freiheit, in einer Demokratie zu leben“, sagt Solomon. Dafür nehmen sie die konfliktlastige Situation in den Flüchtlingsunterkünften auf sich: „Wir müssen mit fünf Männern in einem Raum leben. Man hat kaum Ruhe, kann nicht einmal etwas lesen oder telefonieren, ohne einen anderen zu stören.“ Ein Jahr hat Abraham auf das Interview für den Asylantrag warten müssen. Im vergangenen August war es soweit, bis heute hat Abraham keine Antwort auf seinen Antrag erhalten.