Mülheim. Dem Internet-Handel setzen die örtlichen Buchläden eine Reihe von Veranstaltungen entgegen und binden so ihre Kunden an sich.

Die Bücherbestellung bei den großen Händlern im Internet floriert und drängt die kleinen Buchläden um die Ecke immer weiter an den Rand. Sollte man meinen. Aber die heimischen Buchhändler haben längst andere Seiten aufzogen: Sie binden ihre Kunden mit Veranstaltungen an sich, die weit über staubtrockenes Vortragen hinaus gehen. Neben Autoren, die sich szenisch oder komödiantisch ins Zeug legen, sind kulinarische Genüsse wie Wein, Käsehäppchen oder gar ganze Menüs angesagt. Neben feinster Schokolade und Wissenswertem über die Kaffeetafel darf es auch schon mal ein Benimm-Exkurs mit einer Knigge-Expertin sein, wie jüngst in der Buchhandlung Fehst am Löhberg 4.

Ein Klassiker bei Hilberath & Lange in Saarn, die seit über 20 Jahren im Frühjahr und im Herbst Veranstaltungsreihen anbieten, ist die Kooperation mit dem Walkmühlen-Restaurant. Aber auch andere Saarner Akteure, Geschäftsleute, Schulen und Kindergärten sind mit einbezogen. „Uns geht es um die Kommunikation, den persönlichen Kontakt und das gemeinsame Miteinander“, sagt Ursula Hilberath. „Wir wollen durch die Veranstaltungen nichts verdienen, sondern sehen es als Teil des Konzeptes Kultur vor Ort.“

Viele besinnen sich zurück

Darüber hinaus hat Ursula Hilberath nach der kritischen Berichterstattung über Internet-Händler eine überraschende Wendung in der Kundschaft zugunsten der Läden vor Ort und dem Erhalt der Infrastruktur festgestellt – über die Branchen hinweg. „Eine neue Wertediskussion hat angefangen“, sagt Hilberath, „viele besinnen sich zurück, entwickeln ein Bewusstsein und eine Verantwortung für die Qualität ihres Lebensumfeldes“. Wenn durch den Internethandel immer mehr Läden schließen, „merken die Menschen, dass sie sich ins eigene Fleisch schneiden“.

Im Internet-Handel sieht Hilberath keine Konkurrenz: Bestellungen über die Web-Seite der Buchhandlung seien möglich und auf einem gleichwertigen Niveau – inklusive kostenloser Lieferung. „Aber“, freut sich Ursula Hilberath, „99,9 Prozent der Kunden, die über die Seite bestellen, wollen persönlich zu uns kommen und sich die Bücher selbst abholen“.

Dass Veranstaltungen „eine große Kundenbindung schaffen“ hat auch Karin Tator von den Bücherträumen in Broich erfreut festgesellt. „Das gehörte von Anfang an zu unserem Konzept und so haben wir auch den Laden eingerichtet.“ Viel für Kinder bieten die Broicher Buchhändlerinnen an. Und auch sie setzen auf die persönliche Ansprache, Kontakte zu den Menschen und die Zusammenarbeit mit anderen Geschäftsleuten und Institutionen vor Ort, betont Tator: „Wir sind ein bisschen ein Treffpunkt im Stadtteil geworden.“

Programm zieht neue Kunden in den Laden

In der Buchhandlung am Löhberg 4 sind es Lesungen und mehr, die Menschen anziehen, „die noch nicht im Laden waren“, sagt Michael Fehst. Veranstaltungen insgesamt seien „wichtig, um Kunden zu gewinnen, die auch lange als Kunden bleiben“. Sehr gut besucht seien die Poetry Slam-Abende mit gemischtem Publikum, zu denen vermehrt auch ältere Gäste kämen.

Ein Höhepunkt im Programm sei die Lesung mit Paul Grote, einem der bekanntesten Wein-Krimi-Autoren im deutschen Raum, gewesen, so Fehst. Grote las im November vergangenen Jahres aus seinem neuen Krimi „Königin bis zum Morgengrauen“. Dazu gab’s Wein, Musik und Käsehäppchen.

Am 10. Februar, 19.30 Uhr, ist WAZ-Kulturredakteur Lars von der Gönna zu Gast am Löhberg und liest aus seinem beliebten Glossenbuch „Der Spott der kleinen Dinge“. Karten (8 Euro) gibt’s unter 74 04 93 80.