Mülheim. . In der Ateliergemeinschaft der Mülheimer Fünte nutzen sechs Kreative ihre Räume zur positiven Auseinandersetzung mit ihrem Leben und der Umwelt. Wir haben sie besucht.

Durch eine schmale Gasse über eine kleine Brücke gelangen Besucher in die Welt der sechs Fünte-Künstler, fünf Frauen und ein Mann. Sylvia Thielsch-Jung steht an der weit geöffneten Tür und empfängt herzlich die Gäste.

Die Gemeinschaftsausstellung der Künstler ist eine schöne Tradition, auf die sich die Sechs freuen. Jeden ersten Sonntag machen sie ihre Ateliers interessierten Menschen zugänglich. „Wir lernen auf diesem Weg interessierte Menschen kennen und es entwickeln sich immer wieder gute Gespräche und Kontakte“, sagt Irene Hanisch-Schulten. „Das Haus ist ein Anziehungspunkt.“ Überall auf der schiefen Dachetage der alten Poststation, in der angeblich schon Goethe abgestiegen ist, hängen und stehen die unterschiedlichsten Kunstwerke, viele in leuchtenden, hellen Farbverläufen, einiges fast fotorealistisch, anderes kubistisch abstrakt. Wieder andere Bilder sind gespachtelt, reliefartig oder beinhalten pflanzliche Elemente.

Kreativität freien Lauf lassen

Die Hobby-Künstler scheinen mit der Fünte einen Ort gefunden zu haben, an dem sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Irene Hanisch-Schulten lässt sich bei ihrer darstellerischen Malerei von ihrem Geschmack leiten, liebt die Farben, die sie in ihren leuchtenden Bildern in Fülle zeigt. Wie das Leben und die Gefühle eben seien, sagt sie. „Wenn ich male, ist alles gut und es stimmt alles.“

Offenes Atelier jeden ersten Sonntag im Monat

Jeden ersten Sonntag im Monat öffnen die fünf Fünte-Frauen und ein Mann ihre Ateliers von 13 bis 18 Uhr für interessierte Besucher.

Besucher gelangen über die Leonardo da Vinci-Gasse und die Rembrandt-Brücke in die Atelieretage des 600 Jahre alten Hauses. Mehr unter www.fuentefrauen.jimdo.com

Sylvia Thielsch-Jung ist Geschichten-Malerin und -Schreiberin. Ihre orientalischen, golddurchwirkten Städte zeigen verschlungene Pfade, regen die Fantasie des Betrachters an. Momentan malt sie viele kleine Schutzengel, die sie „Kleishu“ nennt, auf Sturmholz. „Ich wollte aus den Stürmen des Lebens etwas Schönes bauen“, sagt sie.

Expressionistisch-bunte Farben

Margarita Schöls teilt sich mit Gabriele Wahle-Conrady ein Atelier. Sie zeigt in expressionistisch-bunten Farben eine Witthausbusch-Serie. Von ihrer Kollegin beeindruckt eine abstrakte Arbeit, in der sie Teer verwendet hat.

Ludger Etteldorf ist der Kubist im Haus. Er verarbeitet in aufwändiger Spachteltechnik Themen, die ihn beschäftigen, wie im neon-leuchtenden Porträt des Musikers Miles Davis oder in einer Hommage an den Regisseur Pier Paolo Pasolini.

In Marijke Hartmann-Luytens Atelier scheint vor lauter Bildern kaum noch Raum zum Arbeiten zu sein. „Afrika war lange Zeit mein Thema“, sagt sie, und zeigt ein Bild mit traditionell gekleideten Herero-Frauen. Jetzt steht bei ihr die Natur im Kunst-Fokus. Auch sie verarbeitet das Unwetter „Ela“, dass am Kulturzentrum und im Garten Schäden angerichtet hat, indem sie Rinde, Äste oder Beeren in die Werke einarbeitet.