Mülheim. . Bauern haben niemals richtig frei. Auch an den Feiertagen gibt es Arbeit auf dem Hof. Aber wenn Bescherung ist, dann schlafen die Kühe.

Einen Esel und einen Ochsen gibt es im Stall von Bauer Terjung zwar nicht, aber einen Bullen: Donald heißt der kaffeebraune Limousin-Stier, der hier zusammen mit sechs Kühen und einem Kälbchen im Stroh rumtrottet. Dass jetzt Weihnachten ist, wissen die Rindviecher wohl nicht. Und Familie Terjung hat deshalb auch an den Festtagen nicht frei. „Morgens um sieben Uhr müssen die Tiere gefüttert werden und abends zwischen 16 und 17 Uhr noch einmal, dann gibt es Futterkartoffeln, Silage und Heu“, sagt Hans Terjung, der Seniorchef auf dem Hof in Raadt. Außerdem muss im Stall täglich Stroh gestreut werden – und bei einigermaßen schönem Wetter wird die Herde rausgelassen ins Freie.

Karla, Hannelore, Alina und Co. Sind zwar auch Zuchttiere der Rasse Charolais und kalben einmal im Jahr, sie sind vorwiegend aber für die „Landschaftspflege“ zuständig. „Wir haben viel Gelände am Hang, da brauchen wir die Tiere zum Abgrasen“, erklärt Junior Hermann Terjung und sein Vater fügt schulterzuckend hinzu: „Das sind halt Rasenmäher mit Schwänzen.“ Die übrigens auf Zuruf kommen, aber auch ihren eigenen Kopf haben: Bei grauem Himmel stehen sie schon um 14 Uhr wieder am Tor, bei blauem um 17 Uhr.

Weihnachten wird aufs Ausmisten verzichtet

Eine Stunde morgens, eine Stunde nachmittags – so viel Zeit muss die Landwirtsfamilie täglich für ihre Rinder haben, auch an den Weihnachtsfeiertagen, an denen man aufs Ausmisten verzichtet. Das lässt sich regeln, die Herde ist eben klein. „Man sagt nicht zu Unrecht: Eine Kuh macht muh, viele Kühe machen Mühe“, sagt Hermann Terjung lachend.

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Bauer Karl-Wilhelm Kamann in Speldorf kann das bestätigen. An die 200 Rinder muss er auf seinem Hof versorgen. Manche – zumeist die Mutterkühe und die Kälber – stehen draußen in den Ruhrauen, die anderen im großen Stall auf Spaltenböden. Sie gilt es zwei Mal am Tag zu füttern, mit Gras- und Maissilage, die mit dem Futterwagen verteilt wird. Danach wird Kraftfutter nachgegeben. Das sei die einzige Haltungsform, die noch passe in der Rinderzucht und -mast, erklärt der Landwirt.

Heiligabend tritt die Familie die Stelle der Mitarbeiter

„Heiligabend ist wie jeder andere Tag“, sagt Kamann. Nur, dass seine zwei Mitarbeiter dann frei haben und die Familie mithilft. 7 Uhr Kontrolle im Stall, dann Tröge säubern, Tränken auffüllen, mit dem Futterwagen durch den Stall fahren, Kraftfutter nachstreuen. Danach wird Heu und Stroh reingefahren. Nach einer kurzen Pause geht es raus auf die Weide, um dort die Herde zu füttern. Nachmittags ab 16 Uhr beginnt dann nochmal das Gleiche von vorne – Ende etwa 17.30 Uhr. „Arbeit gibt es auf einem Hof immer, aber wenn Bescherung ist, dann schlafen die Kühe“, sagt der Bauer.