Mülheim. . Beschäftigte der Mülheimer Supermarktkette Kaiser’s/Tengelmann fürchten beim Verkauf an Edeka Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen.

Protest per Postkarte hat in Mülheim derzeit Konjunktur: Nachdem Gewerkschaftsvertreter Anfang der Woche in der Innenstadt damit für den Erhalt der Straßenbahn in Mülheim demonstrierten, protestierten gestern Mittag in Speldorf vor der Tengelmann-Zentrale Verdi-Vertreter und Betriebsräte. Rund 8000 Postkarten überreichten sie an der Wissollstraße an die Geschäftsführung. Darin steckt die Botschaft: „Eigentum verpflichtet“.

Seit die Unternehmensgruppe Tengelmann angekündigt hat, ihre Supermarktkette Kaiser’s/Tengelmann zum 30. Juni 2015 an Edeka verkaufen zu wollen, geht bei vielen der 16 000 Beschäftigten in den 450 Filialen die Angst um. „Jeden Tag fragen sich die Beschäftigen: Was wird aus uns? Sie haben große Sorgen um ihre Zukunft“, berichtet eine Betriebsrätin aus Viersen. „Wenn Edeka sparen will, dann geht das nur übers Personal“, meint einer ihrer Kollegen und für ihn heißt das: mehr Aushilfen, weniger Lohn, weniger Weihnachtsgeld, weniger Urlaub. Viele seien zum Teil seit Jahrzehnten bei Tengelmann beschäftigt – im Verlauf, im Lager, im Fahrdienst, in der Logistik. Sie alle fürchten eine Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen.

Was ist mit der Existenz der Beschäftigten?

Die Postkartenaktion soll fortgesetzt werden. „Hauptsache Sie haben ein erfolgreiches Jahr 2015.“ Doch was ist mit der Existenz der Beschäftigten?, lautet die Frage an Karl-Erivan Haub, geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Tengelmann-Gruppe: Haub, versichert Unternehmenssprecherin Sieglinde Schuchardt, hätte die Postkarten gerne selbst entgegengenommen, was aber wegen der Kurzfristigkeit der Aktion nicht möglich gewesen sei.

„Wir können die Sorgen gut verstehen.“ Das Wohl der Mitarbeiter liege der Geschäftsführung am Herzen. Doch derzeit sei auch bei Tengelmann unklar, wie es weitergehe. Der Grund: Der Verkauf an Edeka steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Kartellamtes.

Rechte der Mitarbeiter sollen gewahrt bleiben

Eine Entscheidung wird im März erwartet. „Wir werden die Mitarbeiter über alles informieren, was wir erfahren“, versichert Raimund Luig, Vorsitzender der Geschäftsführung. Und er fügt hinzu: Man werde nur Verträge machen, in denen die bisher erworbenen Rechte der Mitarbeiter gewahrt würden. Nach der Entscheidung des Kartellamtes werden weitere Gespräche mit den Angestellten geführt.

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„Die Beschäftigten fordern einen umfassenden Schutz, für den Herr Haub im Sinne der Unternehmensverantwortung Rechnung tragen muss“, betont Stefanie Nutzenberger, Vorstandsmitglied bei Verdi. Sie erwarteten eine nachhaltige Beschäftigungssicherung, Existenzsicherung durch Tarifverträge und den Schutz durch Betriebsräte. „Zur Unternehmensverantwortung gehört auch, dass es keine Ausgliederung von Filialen an selbstständige Kaufleute gibt.“