Mülheim. . Aus einem Stammtisch für Weinliebhaber gründete sich vor 45 Jahren die Weinbruderschaft St. Martin zu Mülheim an der Ruhr.
Am Anfang gab es einen Stammtisch – für Mülheimer Weinliebhaber. Der traf sich in der einstigen Pfälzer Weinstube „Die Reblaus“ in der Altstadt. Doch weil es den Weinfreunden nicht allein ums Zechen, sondern vor allem um Kultur, Kulinarisches und Kenntniserwerb rund um den Wein ging, rief man 1969 die „Weinbruderschaft St. Martin zu Mülheim an der Ruhr“ ins Leben. Deren Wahlspruch lautet bis heute „In Mene Vini“ (im Geist des Weins).
45 Jahre später trifft man sich bei „Franky’s“ zu monatlichen „Symposien“, die nächsten Generationen sind längst mit dabei. Derzeit sind es 42 Männer zwischen 40 bis 92 Jahren, und ein wenig erinnert die Weinbruderschaft an eine Loge: Die Treffen sind nicht öffentlich, Anwärter auf eine Mitgliedschaft müssen von einem Altmitglied eingeladen werden, über ihre spätere Aufnahme muss Einstimmigkeit herrschen.
Die Frauen hatten kein Interesse
Die Weinbruderschaft hat Vereinsstruktur, Ordensmeister Rolf Blaich ist gewissermaßen der erste Vorsitzende. Rund 50 solcher traditionellen Weinbruderschaften gibt es heute bundesweit, die sich in der Gemeinschaft der deutschsprachigen Weinbruderschaften (GDW) organisiert haben, berichtet Blaich. Im Gründungsjahr der Mülheimer gab es gerade mal ein Dutzend Bruderschaften, die sich mit dem Wissen um den Wein inniger beschäftigten. Heute gibt es auch rein weibliche „Weinschwesternschaften“ und gemischte Organisationen unter dem Dach der GDW. Auch die Mülheimer wollten vor vielen Jahren (ihre) Frauen aufnehmen, doch das Angebot stieß bei den Damen auf geringes Interesse.
So sind die Männer unter sich geblieben bei ihren monatlichen Treffen, wobei immer ein Weinthema fundiert von einem Weinbruder oder einem fachkundigen Gast vorgetragen wird. Dazu gehört natürlich auch ein passender Tropfen: Zehn bis zwölf Weine werden ausgeschenkt. Ordenskellermeister Bertram Kinderdick füllt kenntnisreich den Weinkeller der Bruderschaft. Der einen ständigen Bestand von rund 300 Flaschen hat.
Das Ordensfest ist der Höhepunkt des Jahres
Die Weinbrüder reisen seit Jahren regelmäßig zu den Anbaugebieten, nicht nur in Deutschland. Dabei komme man automatisch mit den kulturellen und kulinarischen Themen der Region in Kontakt, mit den Landschaften, mit den Menschen, berichtet Ordensmeister Rolf Blaich.
Der regelmäßige Austausch stiftet Freundschaften zwischen den Mitgliedern, wobei ein Höhepunkt des Jahres das Ordensfest ist. In diesem Jahr haben sie ihr 45. festlich im Schloß Broich begangen, natürlich mit ihren Damen.
Deutsche Winzersekte für den Jahreswechsel
Was empfehlen die Weinbrüder zum Fest? „Zu Gans oder Pute ist ein Spätburgunder ‘was Ordentliches“, sagt Bertram Kinderdick. Gute Qualität gebe es schon an der Ahr, man müsse aber deutlich über zehn Euro investieren. „Bei den Roten ist die Rebsorte St. Laurent jetzt im Kommen“, so der Ordenskellermeister. Gute Qualität liefere die Pfalz, aber auch Österreich. Zu Rind passten gute chilenische Rotweine, die deutlich günstiger seien, ergänzt Ordensmeister Rolf Blaich und nennt etwa Carménère.
„Der Malbec aus Argentinien ist ein weicher, kräftig gefärbter Rotwein, der sehr gut zu Rindersteak passt“, sagt Bertram Kinderdick. „Und zu Fisch ist Riesling der Klassiker.“ Rieslinge von der Mosel oder auch aus Baden (Ortenau) empfehlen die Weinbrüder, aber gerne auch aus Rheinhessen.
Zum Dessert schätzt Blaich eine Riesling Beerenauslese; zu Schokolade passe Portwein ganz besonders gut, ist die Empfehlung von Kinderdick. Und Silvester? „Deutsche Winzersekte sind in manchen Fällen französischen Champagnersorten zumindest ebenbürtig“, sagt Blaich. „Und kosten oft nur ein Bruchteil“, ergänzt Kinderdick