Mülheim. „Aufwind“ ist seit einem Jahr mit dem Bauwagen in Mülheim in Sachen Aufklärung unterwegs. Jetzt wird ein fester Standort für die Abhängigenhilfe gesucht.

Mit ihrem bunten, zum Kaffee-Treff umgestalteten Bauwagen, sind Karlheinz Gutzler und Claus Feldmann seit rund einem Jahr in der Stadt unterwegs. An jedem letzten Samstag im Monat fuhren die zwei Köpfe der Suchtkrankenhilfe „Aufwind“ auf dem Kurt-Schumacher-Platz vor dem Forum vor und standen den Passanten fünf Stunden lang für Informationsgespräche zur Verfügung. Unterstützt wurden sie dabei von anderen Ehrenamtlichen – auch von ehemaligen Abhängigen, die Interessierten darüber berichteten, wie sie selbst aus der Sucht herauskamen.

„Dort vor dem Forum wollten wir vor allem informieren, wollten unsere Arbeit bekannt machen. Nicht nur bei den süchtigen Menschen selber, sondern vor allem auch bei Menschen, die in Familie oder Freundeskreis mit einem Suchtkranken konfrontiert und hilflos sind und deshalb viele Fragen haben“, erklärt Claus Feldmann. Zu Anfang blieben nur wenige Leute stehen, dann aber lief es immer besser.

Mit der Stadt im Gespräch

„Tolle Gespräche“ habe man, so Karl-Heinz Gutzler, vor oder im (schützenden) Bauwagen geführt. „Oft haben wir von den Leuten gehört: Ihr seid die einzigen, die Zeit haben, zuzuhören.“

Unter dem Dach der Evangelischen Allianz

„Aufwind“ ist eine christliche Drogensuchthilfe unter dem Dach der Evangelischen Allianz Mülheim, beheimatet in der Freikirchlichen Gemeinde an der Auerstraße.

Sie bietet regelmäßig auch ein Samstags-Frühstück mit vorheriger Andacht für suchtkranke Menschen an. Mittlerweile schauen bis 100 Leute vorbei.

Der Bauwagen von „Aufwind“ hatte 2014 auch drei Sondereinsätze: auf dem Kirchenhügel, bei „Voll die Ruhr“ und bei Kinderfest auf Spielplatz Engelbertusstraße.

Jetzt im Dezember muss die Aufklärungsarbeit ausfallen, wegen des Weihnachtstreffs ist kein Platz auf der Kurt-Schumacher-Platte. „Fürs kommende Jahr müssen wir wieder einen Antrag bei der Stadt stellen, damit wir weitermachen können“, so die zwei Helfer.

Sie verfolgen aber noch ein viel weiterreichendes Ziel, sind dazu mit der Stadt im Gespräch: „Wir möchten jetzt einen festen Stadtplatz für unseren Bauwagen haben, und zwar in der Nähe der Orte, an denen sich die Szene trifft.“ Das seien derzeit vor allem die Umgebung des alten Frauengefängnisses und das Ruhrufer an der alten Eisenbahnbrücke.

Verlässliche Anlaufstelle

„Der Stellplatz soll eine verlässliche Anlaufstelle für Abhängige sein, wir könnten den Bauwagen drei bis vier Mal in der Woche nachmittags und abends offen halten“, so Claus Feldmann. Bei Kaffee und Butterbrot könne man dann „Beziehungspflege“ betreiben, die so wichtig sei, um an Suchtkranke erstmal irgendwie ranzukommen. Mal wolle diesen in Krisensituationen ein offenes Ohr schenken und vielleicht auch Ratschläge geben. „Das sind Leute, die man an die Hand nehmen muss. Sie müssen das Gefühl haben, dass sie angenommen werden, sollen sich nicht abgelehnt fühlen“, sagt Gutzler. Man wolle niederschwellig, auch im Kleinen, den Betroffenen Hilfe anbieten, die über das hinausgehe, was die Behörden leisten könnten.

Noch vor Weihnachten soll sich entscheiden, ob und wo der Bauwagen von „Aufwind“ bald fest stehen wird.