Mülheim. Der Einzelhandel erwirtschaftete im vergangenen Monat landesweit ein Umsatzplus – aber nicht in allen Branchen. Vor allem der Buchhandel legt zu. Auch in Mülheim ist das die Branche, die im Vorweihnachtsgeschäft mit am meisten profitiert.

Das Weihnachtsgeschäft ist angelaufen, ob das dem Einzelhandel auch volle Kassen bringt, bleibt abzuwarten. Nach Zahlen des Landesamtes für Statistik dürfen die Geschäftsleute aber darauf hoffen: So verzeichnet der Einzelhandel im Oktober ein Umsatzplus von 2,1 Prozent im Vergleich zu 2013. Vor allem der Buchhandel legte mit 12,9 Prozent deutlich zu. Marc Heistermann überrascht das nicht. „Man dachte, der Onlinehandel sei das Ende des stationären Buchhandels. Ist er aber nicht“, sagt der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ruhr. Es habe sich „enorm viel getan“ in der Branche. Mittlerweile biete das Internet nicht mehr unbedingt einen Zeitvorteil. Bestellungen seien oft auch in den Buchläden schon am gleichen Tag da. Das Weihnachtsgeschäft mache 25 Prozent des Jahresumsatzes aus.

Auch die Buchhändler Michael Fehst und Klaus Bloem können den Trend bestätigen. In den Wochen vor Weihnachten verkaufen sie die meisten Bücher. Hinzu komme das Saisongeschäft mit Kalendern. „Das ganze Jahr über plätschert das Geschäft vor sich hin. Doch vor Weihnachten, kann sich der Umsatz durchaus schon mal verdreifachen oder vervierfachen und alles rausreißen“, weiß Bloem zu berichten, der die Traditionsbuchhandlung Röder führt.

Das Gefühl, dass das Geschäft „ordentlich anläuft“, hat man auch im Forum – ungeachtet einer möglichen Konkurrenz durch das Rhein Ruhr Zentrum. „Die sehen wir nicht“, sagt Eberhard Uhl vom Centermanagement. Vielmehr gebe es ein unterschiedliches Käuferverhalten. „Das Rhein Ruhr Zentrum hat ein größeres Einzugsgebiet. Bei uns geben die Leute nicht so viel Geld auf einmal aus, sondern kommen öfter“, so Uhl.

Stärkster Monat

„Der Dezember ist immer unser stärkster Monat. Dann liegen die Umsätze im Schnitt um zehn Prozent über dem Durchschnitt der anderen Monate“, sagt Lebensmittel-Einzelhändler Heinz-Wilhelm Paschmann. Dabei laufe das Saisongeschäft mit Spekulatius, Dominosteinen, Printen und Co schon ab September an. „Die Leute kaufen vor Weihnachten nicht unbedingt mehr, aber dafür mehr hochwertige Lebensmittel ein“, erklärt Paschmann den Festtageseffekt, der schon im Advent die Kassen des Handels klingeln lässt.

Haushaltswarenhändler Rüdiger Espitte, Inhaber des seit 1835 existierenden Fachgeschäftes Tepel am Markt, schätzt das vorweihnachtliche Umsatzplus auf 15 bis 20 Prozent. Neben allen Produkten rund ums Backen, Kochen und dekorieren bringt derzeit auch die von ihm angebotene Schließ- und Sicherheitstechnik Umsatz.

Textilbranche - Minus 4,3 Prozent

Kein Umsatz-Plus kann dagegen Schuhhändlerin Birgit Karenfort verbuchen, „weil es für die Jahreszeit viel zu warm ist und die Leute keine Lust haben, sich neue Winterschuhe zu kaufen.“ Außerdem, so beklagt nicht nur Karenfort, fehle es an Laufkundschaft in der Innenstadt – und das nicht nur in der Vorweihnachtszeit.

Das sehen auch die Modehändlerinnen Felizitas Bosch und Christel Güttner so. Für sie gibt es kein klassisches Weihnachtsgeschäft. Gekauft werde das ganze Jahr über nach Bedarf, preisbewusst und vor allem von Stammkunden. Mit einem dicken Umsatzplus rechnen sie nicht. Sie hoffen, dass sie ihr Niveau halten können, was schon ein Erfolg wäre, angesichts des landesweiten Trends in der Textilbranche. Laut Statistik hat diese nämlich in NRW ein Minus von 4,3 Prozent eingefahren.