Kamp-Lintfort. Die Zahl der Asylbewerber und Flüchtlinge steigt weiter. Die Unterbringungsmöglichkeiten sind erschöpft. Was das neue Flüchtlingsheim kosten soll.

Es hilft ja nichts: Schon im November hatte der Beigeordnete Christoph Müllmann gegenüber dieser Zeitung gesagt, dass die Stadt bei der Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern am Limit sei. Seither hat sich die Lage weiter verschärft. Nicht nur, dass allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres 25 weitere Personen Kamp-Lintfort zugewiesen wurden. Das Problem verschärfe sich auch deshalb, weil viele Flüchtlinge länger bleiben, als erwartet, und auch Menschen in den Unterkünften wohnen, die eigentlich auf dem Wohnungsmarkt was suchen könnten, aber nichts finden.

Es galt zu handeln, und zwar schnell. Die Stadt plant nun ein 3200 Quadratmeter großes Grundstück am Drehmannshof (nähe Tierherberge) von der RAG zu erwerben. Dort sollen zweigeschossig insgesamt 50 Container für jeweils vier Personen aufgestellt werden. „Weil aber nicht jeder Container immer mit vier Personen belegt werden kann, gehen wir von einer neuen Kapazität von etwa 160 Plätzen aus“, sagt Müllmann bei der Vorstellung der Pläne. Das würde, wenn die Schätzungen eintreffen, dass etwa 200 Menschen neu in der Stadt aufgenommen werden müssen, schon knapp genug bis Ende des Jahres. Aktuell leben 640 Menschen in den städtischen Unterkünften an der Friedrichstraße beziehungsweise in angemieteten Wohnungen. Die Container sollen alle über eine kleine Küche und eine Sanitäreinheit verfügen. Das erspare einen Cateringdienst und die Aufstellung und Reinigung von Sanitärcontainern. Kostenpunkt alles in allem: 1,6 Millionen Euro.

Bürgermeister Christoph Landscheidt Birgit Lötters vom Amt für Soziales und Wohnen, Eva-Lisa Bleul vom Amt für Gebäudewirtschaft und der Beigeordnete Christoph Müllmann erläutern die Planungen zur neuen Flüchtlingsunterkunft.
Bürgermeister Christoph Landscheidt Birgit Lötters vom Amt für Soziales und Wohnen, Eva-Lisa Bleul vom Amt für Gebäudewirtschaft und der Beigeordnete Christoph Müllmann erläutern die Planungen zur neuen Flüchtlingsunterkunft. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Wir fühlen uns als Städte und Gemeinden bei der Problematik von Bund und Land nicht optimal begleitet“, formuliert es Bürgermeister Christoph Landscheidt diplomatisch und verweist darauf, dass das Land in eigenen Immobilien 40.000 Plätze ausweisen sollte. In dieser Hinsicht sei nichts geschehen. Vor welche Herausforderungen die Kommunen gestellt würden, sei hinlänglich bekannt. Die Kosten, die erstattet werden, seien nicht auskömmlich.

Unterbringung von Flüchtlingen: eine Gratwanderung

Den Standort Drehmannshof hält die Verwaltung für „konfliktarm“, weil dort nur wenig andere Häuser stehen. „Gleichzeitig können die Menschen alles von dort erreichen, was sie brauchen“, sagt Müllmann. Etwa Kitas und Schulen in der Altsiedlung. Es sei ein „schmaler Grat“ bei der Entscheidung, wie nah oder weit weg solche Unterkünfte stehen sollen, sagt Landscheidt, nicht zuletzt mit Blick auf die aktuellen Diskussionen in Moers. Eine Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen möchte die Stadt vermeiden. Ebenso die Unterbringung in der jüngst erworbenen Gewerbehalle an der Friedrichstraße sei nur eine vorübergehende Lösung. „Da gibt es keine Privatsphäre, da muss ein Catering hin. Das wird den Menschen nicht gerecht“, sagt Birgit Lötters vom Amt für Soziales und Wohnen.

Der Haupt- und Finanzausschuss soll am Dienstag über die Planungen beraten, der Rat möglichst am 19. März beschließen. Dann könnte im Spätsommer oder Herbst die neue Unterkunft stehen.

Die meisten Asylbewerber stammen aus der Türkei

Ein interessanter Aspekt der Drucksache, die der Planung zugrunde liegt: Gut 27 Prozent der Asylbewerber beziehungsweise Flüchtlinge stammen aus der Türkei. Eine Aussicht auf Bleiberecht hätten von diesen 30 bis maximal 50 Prozent, schätzt Müllmann. Weitere 25 Prozent der Geflüchteten stammen aus der Ukraine. Aus Syrien kommen gut 21 Prozent.

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