Kamp-Lintfort. Die Stadt will Wohnungslose künftig in einer umgebauten Gewerbehalle unterbringen. Warum demnächst auch Geflüchtete dort unterkommen könnten.

Die Stadt Kamp-Lintfort plant, schräg gegenüber der städtischen Flüchtlingsunterkunft auf der Friedrichstraße in einer ehemaligen Gewerbehalle eine Obdachlosenunterkunft zu errichten. Zusätzlich soll das Gebäude im Bedarfsfall als Notunterkunft für Geflüchtete genutzt werden, um künftig eine Belegung von Turnhallen zu vermeiden.

Die Suche nach einem neuen Standort für die Unterbringung von Wohnungslosen eilt. Bislang waren alleinstehende Obdachlose in einem von der Stadt angemieteten Objekt an der Moerser Straße nahe der Zufahrt zur A 57 untergebracht. Hier läuft der Mietvertrag Ende 2024 aus. Am neuen Standort sollen demnächst auch wohnungslose Frauen und Familien untergebracht werden, die bislang noch in angemieteten Hotelzimmern wohnten. Bleibt alles im Zeitplan, könnte die neue Unterkunft Mitte 2024 fertig sein.

Sowohl aus zeitlichen, als auch aus finanziellen Gründen sei dies eine gute Lösung, sagt Dezernent Christoph Müllmann auf Anfrage dieser Zeitung: „Wir glauben, dass in diesem Fall die Vorteile überwiegen.“ Geprüft hatte die Stadt auch weitere Optionen – zum Beispiel einen Standort im rückwärtigen Bereich der Janusz-Korczak-Schule auf der Friedrich-Heinrich-Allee.

Situation verbessert sich

Dass der neue Standort mit der Flüchtlingsunterkunft direkt gegenüber sozialen Sprengstoff bergen könnte, glaubt der Dezernent nicht. Zum einen verbessere sich die Situation für die Wohnungslosen mit sogenannten „Kleinst-Appartements“, zum anderen seien künftig Hausmeister und städtische Mitarbeitende als Ansprechpartner vor Ort, die für Ordnung sorgen könnten. Dazu käme bei Bedarf der Security-Dienst, der bereits jetzt in der Flüchtlingsunterkunft eingesetzt werde. Zudem habe es bislang mit den direkten Nachbarn der Flüchtlingsunterkunft eigentlich „keine Probleme“ gegeben, sagt Müllmann. Das 3.900 Quadratmeter große Grundstück befindet sich derzeit noch in Privateigentum und soll laut Dezernent Müllmann zunächst durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft IWG gepachtet werden.

In der Halle sollen nun die oben erwähnten Kleinst-Appartements gebaut werden – bislang ist die Rede von insgesamt 29 Plätzen –, eine „Reservefläche“ könnte bei Bedarf außerdem als Sammelunterkunft für Geflüchtete dienen. Dazu kommen Lagerflächen und Bereiche für Hausmeister. In dem vorgelagerten Gebäude, einem ehemaligen Geschäftshaus, soll das Sozialamt im Erdgeschoss Büro- und Besprechungsräume beziehen, im Obergeschoss könnten wohnungslose Frauen untergebracht werden.

Eine mögliche Schwierigkeit stellt sich dennoch: Die geplante neue Unterkunft liegt direkt neben einem Umspannwerk. Nach ersten Schallmessungen sind nun unter anderem eine fünf Meter hohe Lärmschutzwand und ein Austausch des Umspanntransformators gegen ein Modell mit geringeren Schallemissionen geplant.

Die Politik gab dem Vorhaben in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Dienstag einstimmig grünes Licht. Die detaillierten Pläne werden den Fraktionen in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Soziales und Senioren am 31. August vorgestellt.