Kamp-Lintfort. Die Stadt Kamp-Lintfort stößt bei der Flüchtlingsunterbringung an ihre Grenzen. Schul- und Kita-Plätze sind ausgeschöpft. Stadt bittet um Hilfe.
Die Kommunen ächzen unter der Last, immer mehr Flüchtlinge oder Asylbewerber unterbringen zu müssen. Am Montag trafen sich Bund und Länder, um zu beraten, wie es weiter gehen kann.
Die Lage in Kamp-Lintfort unterscheidet sich nicht von anderen Städten. „Eigentlich sind wir belegt“, sagt der Erste Beigeordnete der Stadt, Christoph Müllmann. Stand Freitag letzter Woche sind 573 Menschen in der Stadt untergebracht. Mit „eigentlich belegt“ meint Müllmann konkret, dass es noch „Restplätze“ gebe, aber manche davon seien „fiktiv“, weil es etwa eine Wohnung für sechs Personen sei, die man nicht ohne weiteres mit sechs Einzelpersonen belegen könne.
Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist ohnehin angespannt
„Wir erleben eine Entwicklung, die wir so noch nie gehabt haben“, erklärt der Beigeordnete. Erschwerend komme hinzu, dass es in den städtischen Unterkünften eine nicht unerhebliche Anzahl von „Fehlbelegern“ gäbe. Das sind Menschen, die eigentlich auf dem freien Wohnungsmarkt suchen könnten, aber nichts finden. „So spitzt sich die Lage weiter zu“, fürchtet Müllmann.
Die meisten Asylbewerber oder Flüchtlinge leben in der Unterkunft an der Friedrichstraße, dann gibt es kleinere Einrichtungen an der Habeck, am Drehmannshof oder an der Molkereistraße in Hoerstgen. 200 Personen sind in Wohnungen untergebracht, die die Stadt angemietet hat. In Hotels wohnen Flüchtlinge laut Stadt nur in besonderen Ausnahmefällen.
Aber das sei nur eine Seite der Medaille. „Wir stoßen auch sonst an unsere Grenzen.“ Damit meint er: Es sind ja nicht nur Alleinreisende, sondern Familien. Die Schul- und Kitaplätze seien aber ausgeschöpft. „Und wenn in einer Klasse fünf oder sechs Kinder sitzen, die kein Wort deutsch sprechen, erscheint ein guter Unterricht kaum noch möglich“, findet der Beigeordnete.
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Von den viel diskutierten Bezahlkarten oder Warengutscheinen hält der Kamp-Lintforter Dezernent nicht viel: „Die werden unter Umständen auch verkauft. Und alle anderen Regelungen als die bisherige sind mit erheblichen Verwaltungsaufwand behaftet.“
Flüchtlinge schneller in Arbeit bringen? Im Prinzip ja
Den Vorschlag, die Menschen, die hier ankommen, schneller in Arbeit zu bringen, hält Müllmann grundsätzlich für gut. „Aber auch da müssen wir aufpassen und nicht zu viele Menschen in die Systeme geben, die das leisten sollen.“
Was sich Müllmann vom Gipfel erhofft: „Dass man sachlich die Probleme benennt. Es geht nicht so weiter. Da kann niemand sagen, das wird irgendwie klappen.“ Der Handlungsdruck sei hoch.
Ein bestimmter Asylantrag macht aber doch stutzig
Während die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine kommen, sinkt, steige sie bei anderen Ländern an. Am stärksten vertreten sind Menschen aus Afghanistan, der Türkei, Syrien und dem Irak, die Zuflucht in Kamp-Lintfort gefunden haben. Und – kurios – es gibt einen Menschen aus Australien, der hier Asyl beantragt hat und in Kamp-Lintfort auf das Verfahren wartet. Wie viele der Asylbewerber Bleiberecht erhalten können, sei schwierig zu sagen. „Früher waren die Quoten im einstelligen Bereich, aber da ist viel im Fluss derzeit.“
Die Zahl der „jungen, männlichen Alleinreisenden“ sei in dieser Stadt nicht überproportional, so Müllmann.