Kamp-Lintfort/Moers. Michelle und Robert haben dem schwer vermittelbaren Kamp-Lintforter Tierheim-Hund ein neues Zuhause gegeben. Jetzt feiern sie Weihnachten.
Klar hat Fozzie Bär einen Hunde-Adventskalender. Selbstbewusst und fröhlich springt der Mudi-Mix auf seine Besucher zu, das heutige Leckerli aus dem Adventskalender ist schon lange verspeist. Was nicht heißt, dass es gleich ob des ungewöhnlichen Fototermins nicht noch etwas geben könnte... „Das Leben ist schöner geworden mit Fozzie“, sagt Michelle Sänger, streichelt ihren Hund und lacht. Gemeinsam mit ihrem Freund Robert Bernhardt hatte sie den Hund, der nach einer Säuereattacke im Ausland gerettet wurde und in der Tierherberge Kamp-Lintfort Aufnahme gefunden hatte, im Frühjahr adoptiert. Sein Schicksal – er hatte durch die Säure ein Teil seines Fells verloren und war lange Zeit nicht zu vermitteln – hat in diesem Jahr viele Menschen bewegt. Michelle kann immer noch nicht verstehen, dass niemand Fozzie haben wollte: „Er hat so viel Liebe über.“
Säure-Opfer aus Kamp-Lintfort im neuen Zuhause: „Sind ein eingespieltes Team“
Die Foto-Galerien in Michelles und Roberts Smartphones zeigen, wie sehr der Hund ihnen ans Herz gewachsen ist: Fozzie auf der Hundewiese, Fozzie am Badestrand, Fozzie als Galionsfigur auf dem Schlauchbootbug: „Wir sind ein eingespieltes Team“, erzählen die Beiden. Denn egal, ob Urlaub oder Besuche bei Freunden oder Verwandten: Fozzie ist bis auf wenige Ausnahmen problemlos überall dabei. Er begegne Menschen eigentlich sehr offen, sagt Michelle. Trotzdem dürfe man nie vergessen, dass er ein Trauma-Hund sei. Zwar habe sich sein Verhalten anderen Hunden gegenüber deutlich verbessert, aber „an der Leine vermeide ich den Kontakt zu anderen Hunden. Fozzie braucht Raum, um anderen ausweichen zu können.“
Froh ist Michelle auch, dass es Fozzie gesundheitlich gut geht. „Der Tierarzt ist total zufrieden mit ihm.“ Nicht nur, dass Fozzie im letzten halben Jahr an Muskelmasse zugelegt und Selbstvertrauen gewonnen hat – auch das Fell an der von der Säure verätzten Bauchseite ist noch einmal ein bisschen nachgewachsen. „Viel mehr Fell wird dort allerdings nicht mehr kommen“, wissen Michelle und Robert jetzt. Mit ein Grund dafür, dass Fozzie jetzt im Winter meist Pullover und Outdoormantel trägt.
70 Euro für die Krankenversicherung
70 Euro monatlich zahlt Michelle allein für die Krankenversicherung ihres Hundes, Zahnbehandlung inklusive. Denn was Michelle und Robert zunächst nicht wussten: Irgendeiner seiner Vorbesitzer muss dem Mudi-Mix die vorderen und die oberen Eckzähne abgeschliffen haben. Nach vielen Testphasen haben die beiden auch eine ausgewogene Ernährung gefunden. „Er liebt Nassfutter – aber er verträgt es einfach nicht, egal welches“, sagt Michelle. Leicht zugenommen hat er trotzdem: Zwei angefutterte Kilo, habe der Tierarzt geraten, solle Fozzie aber mit Blick auf sein Alter abnehmen.
Wird Fozzie am ersten gemeinsamen Weihnachtsfest beschenkt? „Na klar“, sagen Robert und Michelle. Silvester wird in diesem Jahr in jedem Fall ohne Böller gefeiert. „Ich bin eh‘ nicht so der Typ dafür, aber mit Fozzie geht das auf keinen Fall“, sagt Michelle. Auch deshalb will sie nicht auswärts, sondern lieber zuhause mit Freunden feiern.
An der Wand hängt ein nach einem Foto gezeichnetes gerahmtes Porträt des Rüden – ein Geschenk von Robert an Michelle. Würden die beiden noch einmal einen Tierheimhund aufnehmen? „Auf jeden Fall!“ Am letzten Wochenende haben sie gemeinsam mit Fozzie noch einmal in der Kamp-Lintforter Tierherberge vorbeigeschaut, haben jede Menge Spielzeuge und Decken als Spenden dagelassen. Wie Fozzie auf sein ehemaliges Zuhause reagiert hat? „Er war ein bisschen aufgeregt wegen der vielen Hunde, aber er hat nicht wirklich eine Reaktion gezeigt“, sagt Robert.
Für Michelle und Robert ist Fozzie eine Bereicherung, ein Leben ohne den Mudi-Mix mögen sich die Zwei nicht mehr vorstellen: „Er ist der beste Hund, den man haben kann!“
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