Kamp-Lintfort. Der Krankenstand ist hoch, Dienstpläne sind für die Katz‘, Mitarbeiter gehen auf dem Zahnfleisch. Aber sie halten durch. Das hat einen Grund.
Die Tierherberge Kamp-Lintfort schlägt Alarm. Dringend werden Tierpflegerinnen und Tierpfleger gesucht, Mitarbeitende und Tierheim-Assistentinnen und Assistenten. Am liebsten gleich drei Vollzeitstellen, heißt es. Denn jetzt, mit Beginn der kalten Jahreszeit, macht sich die dünne Personaldecke besonders bemerkbar. Dienstpläne sind eigentlich was für die Tonne. Die haben nur in Ausnahmefällen Bestand. „Krankheitsfälle führen zu neuen Ausfällen, und das bestehende Personal ist bereits am Rande der Belastungsmöglichkeiten“, teilt der Bund deutscher Tierfreunde mit, der neben der Tierherberge auch den Gnadenhof Weeze betreibt. „Bereits jetzt helfen Mitarbeitende der Verwaltung des Bundes Deutscher Tierfreunde als Träger immer wieder bei der Versorgung der Tiere aus“, heißt es weiter.
Tierheimleiterin Beate Mühlenberg bestätigt auf Anfrage: „Ja, wir stricken jede Woche die Dienstpläne neu und passen an.“ Das führt dazu, dass auch die Vereinsvorsitzende Martina Klein nicht zuverlässig sagen kann, wer gerade wo ist, denn Gnadenhof und Tierherberge helfen sich, so gut es geht, aus: „Aber manchmal ist es so, dass wir kaum jemanden rausschicken können, um einen Hund zu holen“, sagt sie. „Bisher konnten wir alle Engpässe abfangen und bewältigen, weil wir einfach ein unglaubliches Team sind“, erklärt Beate Mühlenberg. Und weiter: „Selbstverständlich sind alle sehr belastet durch diese Situation, für die allerdings keiner was kann, und deshalb werden wir auch diese Hürde meistern, wie alle anderen zuvor auch, weil wir immer zusammenhalten.“ Ein Team, auf das sie stolz ist.
In der Tierherberge Kamp-Lintfort: Pausen fallen flach, länger arbeiten
Klar, müsse in der akuten Situation auch mal länger gearbeitet werden oder die Pause falle flach. Manchmal springe auch jemand an seinem freien Tag ein. „Aber bisher ist es uns immer gelungen, dafür einen gleichwertigen Ausgleich zu finden“, so Mühlenberg. Eine Urlaubssperre sei allerdings noch nie verhängt worden und sie hofft, dass das auch nie passiert.
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„Wir alle haben diesen Beruf gewählt, weil wir ihn leben und lieben. Niemals würde einer von uns zulassen, dass die Tiere zu kurz kommen oder unter der Situation leiden. Alle nicht notwendigen Dinge, die nicht mit dem Wohlergehen der Tiere zu tun haben, werden eben hinten angestellt und dann erledigt, wenn die Situation sich wieder entspannt hat“, so die Tierheimleiterin. Dies betreffe vor allem den Bereich Handwerk und Landschaftspflege, aber „leider auch ein wenig die Öffentlichkeitsarbeit“. So seien Tierherberge und Gnadenhof in diesem Jahr zum Beispiel leider auf keinem Weihnachtsmarkt vertreten gewesen, auch der beliebte Tierheimkalender blieb diesmal auf der Strecke.
„Aber wir würden eher alles andere stehen und liegen lassen und im Tierheim schlafen, bevor es auch nur einem einfallen würde, die uns anvertrauten Tiere zu vernachlässigen“, ist Mühlenberg sicher. „Denn diese Aufgabe ist nicht einfach ein Job, den man mal so nebenbei macht, er ist eine Berufung und pure Leidenschaft, in den jeder einzelne in unserem Team sein ganzes Herzblut steckt.“
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Wer sich angesprochen fühlt, hier sind die Anforderungen, die jemand mitbringen sollte, wenn er in das „unglaubliche Team“ einsteigen möchte: Es handele sich um einen „abwechslungsreichen Job mit vielseitigen Aufgaben“, heißt es aus der Tierherberge. „Ein großes Herz für Tiere und eine gewisse körperliche Belastbarkeit sind allerdings zwingend erforderlich“, wird gleich klar, dass das kein Job für Drückeberger ist. „Wer anpacken kann, sich gerne bei jedem Wetter im Freien aufhält, und sowohl gerne alleine, als auch im Team arbeitet, ist bei uns genau richtig.“
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Der schnöde Alltag: „Reinigungsarbeiten der Gehege, Zwinger und Käfige.“ Ein wenig „handwerkliches Geschick“ sei von Vorteil, denn es gelte auch, die Gehege und Zwinger instand zuhalten. Weitere Aufgaben: Tierarztbesuche, Einkäufe, Vor- und Nachkontrollen, Beratungsgespräche und Spendenfahrten und natürlich Fütterung, Versorgung und „Bespaßung“ der Tiere.
Arbeit in der Tierherberge Kamp-Lintfort: Ein steiniger Weg, der auch Opfer fordert
„Wie hart der Alltag als Tierpfleger sein kann, und wie viele Opfer man auf dem oft steinigen Weg erbringen muss, wird vielen erst während eines Praktikums oder gar zu Beginn der Ausbildung bewusst“, räumt der Bund deutscher Tierfreunde ein.
Tiere aktuell
Zur Zeit besteht das Team aus sieben Voll- und zwei Teilzeitkräften. Zusammen genommen befinden sich in beiden Tierheimen aktuell:
17 Hunde (aber nur wegen des Neubaus so wenig, normal etwa 50)
ca 60 Katzen
30 Kaninchen
10 Reptilien
6 Vögel
40 Hühner, Enten und Gänse
13 Pferde und Ponys
1 großes deutsches Hausschwein
Wer sich lieber als Gassigeher oder Katzenkuschlerin einbringen möchte, immer gerne, davon gibt es nie genug. Aber, so kann die Vereinsvorsitzende Martina Klein stolz verkünden, „da herrscht aktuell keine große Not. Da haben wir viele verlässliche Kandidaten, die das teilweise schon seit Jahren machen.“