Moers/Kamp-Lintfort. Das Schicksal des mit Säure übergossenen Hundes bewegte viele. Nun hat er in Moers ein neues Zuhause gefunden. Wie es ihm jetzt geht.
Das aufgeregte Trippeln ist schon im Flur zu hören. Schwanzwedelnd kommt Fozzie Bär angelaufen, zieht die Lefzen hoch, zeigt seine obere Zahnreihe – und lacht. „Das macht er immer, wenn er sich freut,“ sagt Michelle Sänger und ruft den Mudi-Mix sanft, aber bestimmt zur Ordnung. Das Schicksal des mit Säure übergossenen Hundes hatte über Artikel in dieser Zeitung und in den sozialen Medien viele Menschen berührt, jetzt gibt es für Fozzie doch noch ein Happy End: Seit knapp zwei Wochen hat er ein neues Zuhause. Gemeinsam mit ihrem Freund Robert Bernhardt (23) hat Michelle Sänger (23) den Hund aus der Kamp-Lintforter Tierherberge zu sich nach Hause geholt. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sind sich die beiden einig.
Fozzie springt zurück auf seinen Sofaplatz. Wenn er so wie jetzt aufrecht sitzt, fallen die Körperstellen, an denen er durch die Säure-Attacke sein Fell verloren hat, sofort ins Auge. Gerade weil Fozzie als Mudi-Mix sonst eher langhaariges, dichtes und lockiges Fell hat. „Wir wissen nicht, ob das Fell an diesen Stellen noch einmal richtig nachwachsen wird“, sagt die 23-Jährige. Wenn die Sonne scheint, cremt sie die spärlicher behaarten Körperstellen mit Sonnenmilch ein. „Oder wir ziehen ihm ein leichtes Leibchen an.“ Für die Fellpflege haben die beiden eine spezielle Bürste besorgt.
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Moerser Paar hat sich mit dem Säure-Hund auf Anhieb verstanden
Welche Grausamkeiten Fozzie vor seiner Aufnahme in der Tierherberge erlitten hat, wussten Michelle und Robert bei ihrer ersten Begegnung nicht. „Wir sind beide mit Hunden groß geworden. Schon seit einiger Zeit hatten wir uns überlegt, uns selbst einen Hund anzuschaffen“, erzählt die Moerserin. So starteten die beiden zunächst Gassirunden mit Hunden aus der Kamp-Lintforter Tierherberge. „Dann kam Fozzie auf uns zu und sprang uns an.“ Hund und Menschen verstehen sich auf Anhieb: Schon nach dem ersten gemeinsamen Spaziergang kann Fozzie nur mit Leckerchen wieder zurück in die Tierherberge gelockt werden.
Die endgültige Entscheidung machten sich Michelle und Robert trotzdem nicht leicht: „Ich war erst skeptisch, man übernimmt ja damit auch Verantwortung“, sagt Michelle, die derzeit einen Job im Home-Office hat und gleichzeitig Soziale Arbeit studiert. Ihr Freund Robert ist aktuell auf der Suche nach einer neuen Arbeit.
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Unterstützung erhält das Paar von Michelles Mutter und deren bestem Freund. Sie halfen nicht nur mit Geld für die Schutzgebühr für die Tierherberge (400 Euro) und die Erstausstattung, sondern versprachen auch, als Hundesitter einzuspringen, wenn Michelle und Robert mal verhindert sein sollten.
Fozzie hat ein neues Zuhause in Moers gefunden: Ein ganz entspannter Hund
Angst, dass Fozzie ob seiner Vergangenheit traumatisiert sein könnte und deshalb schwierig im Umgang, hatte das Paar nicht. „Bei ,wilderen’ Hunden reagiert er manchmal etwas skeptisch“, sagt Robert, „aber wir hatten viel eher erwartet, dass er auf Menschen empfindlich reagieren könnte.“ Das scheint bislang nicht so zu sein: „Wir haben mit vielem gerechnet, aber nicht, dass er ein so entspannter Hund ist.“ Die Resonanz ihrer Freunde und Bekannten sei „durchweg positiv“, bekräftigen sie: „Alle, die ihn kennen, lieben ihn!“
Seit der Vierbeiner in ihre Wohnung in Moers-Repelen eingezogen ist, hat sich der Alltag für Michelle und Robert verändert. Nicht nur, dass Fozzie jetzt mit auf dem Sofa sitzt (das Bett ist tabu), er bestimmt auch die Freizeitplanung mit. „Wir sind deutlich aktiver geworden“, hat Robert festgestellt. Anders herum hat Fozzie bereits den ersten gemeinsamen Filmabend hinter sich: „Jetzt bin ich wenigstens nicht mehr die erste, die einschläft“, sagt Michelle und lacht.
Hund aus Kamp-Lintforter Tierherberge ist eine kleine Berühmtheit
Nach dem ersten Tag in der für ihn neuen Wohnung wollte Fozzie zunächst nicht mehr die Treppe herunter laufen. „Vielleicht aus Sorge, er müsse wieder ins Tierheim zurück“, mutmaßt Michelle. Das hat sich schnell gelegt. Seit einigen Tagen schlingt er auch sein Futter nicht mehr herunter, sondern lässt sich Zeit beim Fressen.
„Es passt einfach“, freuen sich Michelle und Robert. Neu-Repelener Fozzie wird im Viertel bereits erkannt: „Ist das nicht dieser Hund aus dem Tierheim?“, wurde das Paar neulich beim Gassigehen gefragt. Das war er einmal – jetzt hat Fozzie ein neues Zuhause!