Moers. Die Niag plant einen zentralen Standort in Kamp-Lintfort. In Moers wird heftige Kritik geäußert. Wie Christoph Fleischhauer den Wegzug bewertet.

Der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer ist gelinde gesagt sauer. Die immer neuen Anschuldigungen zum Wegzug der Niag aus Moers scheinen an seinen Nerven zu zerren. „Es ist einfach unredlich“, sagt er über die Art der Kritik. Botschaft: Die Entwicklung sei ja nicht vom Himmel gefallen. Und ja: Die Stadt habe sich sehr bemüht, die Niag zu halten. Das sei sei nicht gelungen. Die Folge, wie Fleischhauer sagt: „Der größte Parkplatz von Moers verlagert sich nach Kamp-Lintfort.“

Aber von vorn. Seit Oktober 2022 habe das Unternehmen deutlich gemacht, dass die Busflotte umgebaut werden soll. Dadurch wird ein neuer Sicherheits- und Platzbedarf notwendig, für dessen Befriedigung der vorhandene Standort perspektivisch nicht mehr ausreichen würde. Also habe sich, wie Fleischhauer sagt, die Wirtschaftsförderung auf die Suche nach geeigneten Flächen begeben. Zu der Zeit, so beleuchtet es der Bürgermeister jetzt in der Retrospektive, sei es um Erweiterungsflächen gegangen, noch nicht um einen komplett neuen zentralen Standort.

Die Stadt Moers habe Flächen gesucht

Die Stadt habe etwa 10.000 Quadratmeter im Gewerbepark Genend reserviert. Darüber hinaus sei geprüft worden, welche in Privateigentum stehenden Flächen sich womöglich eignen könnten. Ergebnis: keine. Die in den Fokus genommenen Grundstücke hätten sich aus verschiedenen Gründen als nicht passend erwiesen. Unter anderem wohl auch eine Preisfrage. Die Kurse müssen hier mehr als doppelt so hoch gelegen haben als bei dem nun avisierten Gelände in Kamp-Lintfort. Trotz der Kosten für zusätzlich notwendige Fahrten scheint die Lösung also für die Niag preiswerter zu sein.

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In einer städtischen Antwort auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im März dieses Jahres heißt es, dass eine Kontaktvermittlung zu einem privaten Flächeneigentümer ohne Erfolg blieb und „aktuell keine städtischen und planerisch gesicherten Gewerbeflächen für einen neuen Betriebsstandort verfügbar“ seien. Und was ist mit Kohlenhuck? Das Areal hatten sowohl die CDU-Fraktion als auch der Initiativkreis Moers in ihre Kritik an der Niag-Entwicklung einbezogen. Fleischhauer sieht an dem Punkt eine „sehr heterogene Lage“; zum einen sei das Gebiet zu spät als Gewerbefläche entwicklungsfähig gewesen, zum anderen gebe es dort private Flächen. „Da könnten wir weiter sein, als wir es sind.“ Diesen Umstand bringt er mit der Landespolitik in Verbindung.

Der Initiativkreis Moers äußerte heftige Kritik

Die Anschuldigungen des Initiativkreises waren heftig, unter anderem hieß es, die Stadt verliere an Reputation und Steuereinnahmen. Wie reagiert der Bürgermeister auf diese Kritik? Jeder Cent zähle, betont er. Aber: „Es ist fraglich, ob insbesondere im Hinblick auf die Gewerbesteuer der Verlust, der jetzt so hochstilisiert wird, so groß ist.“ Mithin stellt sich offenbar die Frage, wie bedeutend die Niag als Steuerzahler für die Stadt tatsächlich ist.

So bedauerlich es ist, dass wir auch einem solchen Unternehmen nichts anbieten konnten in unserer Stadt.
Bürgermeister Christoph Fleischhauer

Der Niag-Vorstand hatte bei der Verkündigung der Entscheidung die sehr guten Bedingungen in Kamp-Lintfort gelobt und vom „sorgfältigen Prüfen verschiedener Optionen in mehreren Städten“ gesprochen. Der dortige Bürgermeister Christoph Landscheidt frohlockte und der Moerser Bürgermeister sagt dazu: „Entweder leben wir die Wir4 oder wir bleiben beim Kirchturmdenken.“ So bedauerlich es sei, dass Moers dem Unternehmen nichts habe anbieten können.