Moers. „Eine Frechheit, dass man Menschen so leben lässt“, sagen Mieterinnen eines Moerser Wohnhauses. Überall sei Schimmel. So reagiert der Vermieter.

Schimmel an den Wänden und der Decke im Wohnzimmer sowie im Flur, Fäulnis in den Fugen im Badezimmer, morsche und undichte Fensterrahmen: So schildert Vera Hübeker den Zustand ihrer Wohnung. In einem Brief an die Redaktion beschreibt sie ihn als „katastrophal“ und „miserabel“. Als sie im Mai 2022 in die Wohnung am Dresdener Ring 46 in Moers Mattheck eingezogen ist, sei ihr neues Zuhause bereits renovierungsbedürftig gewesen, wie sie schreibt. „Ich brauchte zu dem Zeitpunkt einfach ganz dringend eine neue Wohnung und einiges ist auch erst später zum Vorschein gekommen“, erklärt die 30-Jährige dann im Gespräch den Grund, weshalb sie den Mietvertrag trotz der Mängel unterschrieben hat. Zu diesem Zeitpunkt hofft sie noch, dass der Vermieter, die TAG Wohnen, nach Meldung der Schäden, den Schimmel durch eine Firma beseitigen lässt und die Fenster erneuert werden. Dies sei bis jetzt jedoch nur notdürftig geschehen, klagt die 30-Jährige Moerserin. Die TAG Wohnen bestreitet dies.

„Bis sich dort mal jemand zurückgemeldet hat, um die Mängel zu beseitigen, hat es eine längere Zeit gedauert. Mehrere Anrufe mussten getätigt werden“, berichtet sie verärgert und ergänzt: „Am Telefon wird man nicht wirklich ernst genommen.“ Im August 2022 seien dann verschiedene Handwerker vor Ort gewesen. „Der eine hat nur larifari über den Schimmel gestrichen und der Handwerker, der für das Badezimmer kam, besprühte die Fliesen mit einem Schimmelspray und wollte mir erklären, dass ich ja falsch lüften würde und wie ich es zu machen hätte“, berichtet Hübeker.

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Moerserin klagt, dass Mängel nur notdürftig repariert wurden

Zudem seien einige Handwerker auch wieder unverrichteter Dinge gegangen, denn: Laut Hübeker wurden falsche Aufträge erteilt. „Der Schreiner, der für die Fenster kam, sagte mir, dass er nur da wäre, weil diese nicht richtig schließen.“ Doch auch hier sollte Schimmel beseitigt werden, so die 30-Jährige. Nur notdürftig sei im März 2023 dann das marode Holz mit Silikon dicht gemacht worden, erklärt die Moerserin.

Silke Cvetinovic berichtet Ähnliches. Die 42-Jährige wohnt im selben Haus wie Hübeker: „Ich bin vor 13 Jahren hier eingezogen. Seit dem wurde mir versprochen, dass die Fenster gemacht werden. Es passiert nichts und es zieht wie Hechtsuppe“, klagt sie. Im Winter nutze die Mutter eines Kindes die Isoliermatten für die Frontscheibe ihres Autos, um die Fenster in der Wohnung zu dämmen.

Zwei Rohrbrüche in einem Jahr laut Mieterinnen in Moerser Wohnhaus

In diesem Jahr sei es außerdem zu zwei Rohrbrüchen gekommen, Wasser lief den Hausflur hinunter. „Wir als Mieter mussten das Wasser selbst beseitigen“, so Hübeker. Mittlerweile seien zwar Handwerker vor Ort gewesen, die die Wand aufgeklopft haben, damit diese trocknen kann, doch auch vier Wochen nach dem Rohrbruch sei die Wand immer noch nass und an einigen Stellen Schimmel vorhanden, beschreiben die beiden Frauen. Trocknungsgeräte seien nicht aufgestellt worden, betonen Cvetinovic und Hübeker.

„Die Hausmeisterfirma, die hier die Mängel dokumentieren soll, ist immer super nett. Die Mitarbeiter sagen auch immer, wie leid es ihnen tut, dass wir hier so leben müssen. Aber auch die können ja nichts machen“, sagt die 30-jährige Moerserin. Alle zwei Wochen käme auch ein für das Haus zuständiger Mitarbeiter der TAG Wohnen, um nach dem Rechten zu sehen. „Von ihm werden wir aber immer nur vertröstet“, klagt Cvetinovic. Es sei „eine Frechheit, dass man Menschen so leben lässt“, ergänzen die Mieterinnen. Hübeker habe bereits die Miete gekürzt und sich an den Mieterschutzbund gewandt: „Dieser schickte bis heute mehrere Briefe an den Vermieter, mit Anordnungen, aber die TAG ignoriert dies weiterhin.“ Hübeker habe mittlerweile das Gefühl, dass sich das Leben mit dem Schimmel in der Wohnung auch auf ihre Gesundheit und die ihres Hundes auswirkt. Sie selbst klagt über Probleme beim Atmen und einen Husten, „der nicht mehr richtig weggeht“.

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Moerser Wohnhaus: Vermieter äußert sich zu Rohrbruch im Haus

Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt die TAG Wohnen, dass derzeit der Rohrbruch im Haus repariert werde. „In diesem Fall müssen wir leider darauf hinweisen, dass es bereits bei der Prüfung und Instandsetzung der Schadensursache zu erheblichen Verzögerungen durch eine Mietpartei gekommen ist. Der ausführenden Firma wurde wochenlang der Zugang zu einer Wohnung verwehrt“, heißt es. Nun sollen die Arbeiten jedoch bis voraussichtlich Mitte November abgeschlossen sein. Dass die Mängel in ihrer Wohnung und dem Haus, so wie es Hübeker beschreibt, nur notdürftig beseitigt wurden, dementiert der Vermieter: „Die uns gemeldeten Schäden sind abgearbeitet beziehungsweise in der finalen Fertigstellung.“

Dass Hübeker mehrmals versucht habe mit der TAG Wohnen in den Austausch zu gehen, könne das Unternehmen nicht bestätigen: „Uns liegt ein aus dem Monat Mai stammender Anruf vor, dieser war jedoch zu einem anderen Thema. Die Versuche unseres Dienstleisters, Frau Hübeker seit dem 3. November unter den uns bekannten Kontaktdaten zu erreichen, waren bisher erfolglos.“

Moerserinnen beklagen: Hoher Stromverbrauch durch Malerfirma

Neben dem maroden Zustand des Wohnhauses beklagten die beiden Mieterinnen auch, dass die TAG Wohnen den eigentlichen Fahrradkeller an eine Malerfirma vermietet. Nicht nur, dass die Wohnungsmieter keinen Abstellplatz für ihre Räder hätten, die Mitarbeiter „lassen ständig das Licht an und wir Mieter müssen den Strom zahlen“, so Hübeker. Hierzu schreibt die TAG Wohnen auf Nachfrage: „Gerne prüfen wir den Hinweis zum Stromverbrauch. Generell finden wir immer Lösungen für den Umgang mit Stromverbräuchen von Dienstleistern, wenn sie in nennenswertem Umfang anfallen.“